Bei der Urteilsverkündung brach der Angeklagte zusammen. Der 47-Jährige schlug mit dem Kopf auf dem Tisch auf und blieb einige Zeit bewusstlos.
Anästhesieschläuche auf den Kopf gestellt
Am 20. November 2018 sollte sich der 14-jährige Kevin Fuhr im St. John’s Hospital einer Meniskusoperation am rechten Knie unterziehen. Elisabeth in Gütersloh. Als ihm jedoch die Betäubung verabreicht wurde, ertrank er. Die Schläuche wurden falsch am Gerät angeschlossen. Angeklagt ist ein Assistenzarzt. Auf dem Stuhl des Angeklagten sitzt Armen H. Der 47-Jährige hatte mit der Narkose begonnen und offensichtlich schwere Fehler gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor. Zu Beginn des Prozesses entschuldigte er sich bei den Eltern des verstorbenen Kevin und drückte sein Beileid aus.
Der Arzt hat seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen
Armen H. stammt aus Armenien. Dort absolvierte er sein Medizinstudium und arbeitete anschließend mehrere Jahre als Arzt auf der Intensivstation eines Militärkrankenhauses. 2014 zog er nach Deutschland und arbeitete zunächst als Assistenzarzt im Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen. Er arbeitet am St. Elisabeth-Krankenhaus Gütersloh zum 1. April 2017. Obwohl er seine Ausbildung zum Anästhesisten noch nicht abgeschlossen hat, führte er bis zum Unfalltag rund 600 Allgemeinanästhesisten im Krankenhaus Gütersloh durch. Mit dem Wissen und der Toleranz seiner Vorgesetzten.
Das Verfahren deckt angebliche organisatorische Mängel im Krankenhaus auf
Der beschuldigte Hilfsarzt gab an, von den zuständigen Oberärzten keine vollständige Instruktion erhalten zu haben. Die Alarmmeldungen aus der Narkose kannte er also nicht. Sie sagten ihm auch nie, dass er das Gerät vor jeder Anästhesie speziell überprüfen müsse. Zeugen bestätigten dem Gericht, dass hierfür bis zum Unfalltag keine schriftliche Dienstanweisung vorgelegen habe. Der Angeklagte hatte sich offenbar ganz auf die OP-Schwester verlassen. Sie, eine einfache Ärztin, hat keine Zusatzausbildung in Anästhesie.