Das 49-Euro-Ticket soll so bald wie möglich starten

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich zufrieden: Er hoffe, dass das 49-Euro-Ticket so erfolgreich werde, dass mit den Ticketeinnahmen der Nahverkehr angekurbelt werden könne, sagte er. Die erzielte Einigung sieht vor, dass sich Bund und Länder die Kosten für das Ticket in Höhe von insgesamt drei Milliarden Euro pro Jahr teilen. Darüber hinaus stellt der Bund jährlich eine Milliarde Euro an sogenannten Regionalisierungsmitteln für die Bundesländer bereit. Geplant ist ein digitales, bundesweit gültiges „Deutschlandticket“ für den ÖPNV zum Einführungspreis von 49 Euro monatlich im monatlich kündbaren Abo. Das Ticket sollte so schnell wie möglich eingegeben werden. Ob ein früher Jahresbeginn funktioniert, ist offen. Der Preis könnte sich im Laufe der Zeit auch erhöhen. Bundes- und Landesverkehrsminister einigten sich Mitte Oktober grundsätzlich auf ein 49-Euro-Ticket als Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus dem Sommer. Allerdings bleibt die genaue Finanzierung bisher offen.

Der Gaspreis kommt – voraussichtlich ab Februar

Bund und Länder einigten sich bei ihrer Sitzung endlich auf die von der Bundesregierung seit längerem geplante Gas- und Strompreisbremse. Bei Gaspreisen soll die Obergrenze für 80 Prozent des vorgesehenen Verbrauchs 12 Cent pro Kilowattstunde betragen, für Fernwärme 9,5 Cent und für Strom 40 Cent. Die Gaspreisbremse für Privatkunden soll wohl rückwirkend zum 1. Februar 2023 greifen. Die Bundesländer plädierten nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) einstimmig dafür, dass die Maßnahme früher als prognostiziert käme, sonst hätte es sie gegeben eine Lücke im Januar, in der die Gaspreisbremse noch nicht angewendet wurde. Andererseits soll die Strompreisbremse nach aktueller Rechtsprechung ab dem 1. Januar 2023 „entlastend wirken“. Bund und Länder haben sich noch nicht auf eine Härtefallregelung für kleine und mittlere Unternehmen geeinigt, die besonders unter hohen Energiekosten leiden und denen die Preisbremse allein nicht ausreichend hilft. „Wir sind uns einig, dass es eine Schwierigkeitenregelung geben sollte“, sagte Wüst. Allerdings gibt es noch keine Einigung darüber, wer die Kosten trägt.

Flüchtlinge: Weitere 1,5 Milliarden Euro für Unterkünfte

Nach dem Treffen war auch klar, dass der Bund zusätzliche Mittel für die Unterbringung von Flüchtlingen in Ländern und Kommunen beisteuern wird. Für dieses Jahr wolle die Bundesregierung unter anderem 1,5 Milliarden Euro zusätzlich für die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine bereitstellen, sagte Bundeskanzler Olaf Solz (SPD). Bisher hat die Bundesregierung den Ländern für das laufende Jahr zwei Milliarden Euro zugesagt. Für das kommende Jahr wolle der Bund weitere 1,5 Milliarden Euro für die Aufnahme von Flüchtlingen bereitstellen, sagte Scholz. Für Menschen aus anderen Ländern als der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchten, sollen es 1,25 Milliarden Euro sein. “Es ist ein gutes Verständnis, das uns in die Lage versetzt, die Herausforderungen anzugehen, vor denen wir alle in dieser Hinsicht stehen.” Insgesamt zeigte sich der Kanzler zufrieden mit den Entscheidungen: „Wir werden uns die Hand geben. Wir werden die Probleme unseres Landes gemeinsam lösen.”

Deal auch beim Wohngeld: Bund und Länder teilen sich die Kosten

Umstritten war im Vorfeld der Sitzung auch, wie die geplante Verlängerung des Wohngeldes umgesetzt und finanziert werden soll. Und auch hier gibt es nun eine Einigung: Bund und Länder teilen sich die Kosten der geplanten Reform. Die Hälfte der staatlichen Hilfen für Geringverdiener wird nach wie vor von den Bundesländern finanziert, heißt es in der Beschlussvorlage. Eigentlich wollten die Länder das Wohngeld nicht mehr finanziell unterstützen. Aufgrund der hohen Energiepreise soll zum 1. Januar der staatliche Mietzuschuss reformiert werden: Das Wohngeld wird um durchschnittlich 190 Euro pro Monat erhöht. Außerdem soll sie an 1,4 Millionen Bürgerinnen und Bürger mehr gezahlt werden als bisher. Das sind Kosten von 5,1 Milliarden Euro. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) begrüßte die Einigung: „Die Unterstützung zur Bewältigung dieser Kosten wird vielen Menschen Sicherheit geben können“, sagte sie.

Söder: Konstruktive Gespräche, aber “Juckreiz” bleibt

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zeigte sich nach der Länderrunde insgesamt zufrieden. Die Gespräche seien konstruktiv verlaufen, “es gab Bewegung, schon Veränderung”. Doch die “Juckreizstellen” seien geblieben, sagte Söder dem BR. Wie andere Ministerpräsidenten nannte er es einen Fehler, im Januar keine Lösung zu haben, um Bürger und Unternehmen von den Energiepreisen zu entlasten. Söder kritisierte zudem die fehlende Grundfinanzierung für Öl- und Pelletsheizungen. “Die meisten Länder sind sehr besorgt über Öl.” Letztlich sei es nicht fair, dass „Gaskunden einen Vollersatz bekommen und jemand, der nur Not- oder Härtefälle hat, eine Ölheizung in Betracht ziehen kann“. Söder bezeichnete die Vereinbarung für den Nahverkehr als wichtig: „Der Weg zum 49-Euro-Ticket ist jetzt frei“, betonte er. Die vom Bund für die Regionalisierung zugesagten Mittel für die Länder reichen noch nicht aus, „aber das können wir in Bayern stemmen.“ Ähnlich äußerte sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). „Es ist ein Erfolg für die Länder, dass sich der Bund endlich zu zusätzlichen Regionalisierungsmitteln und dynamischer Anpassung verpflichtet hat“, sagte Bernreiter nach dem Bund-Länder-Deal. Doch statt der von allen Verkehrsministern geforderten 1,5 Milliarden Euro gibt es nur 1 Milliarde Euro – und keine zusätzliche Entlastung für Verkehrsunternehmen, die von hohen Energie- und Kraftstoffpreisen betroffen sind. “Mehr wäre besser.”