Ausschlaggebend dafür war das starke Abschneiden der Religiös-Zionistischen Partei von Itamar Ben-Gvir, die mit 14 bis 15 Sitzen drittstärkste Partei hinter Netanjahus Likud-Partei und Lapids Zukunftspartei wurde. Die Likud-Partei erreichte laut Meinungsumfragen 30 bis 31 Sitze, die Zukunftspartei 22 bis 24 Sitze.
Netanjahu gewinnt die Wahl in Israel
Israels langjähriger Ministerpräsident Benjamin Netanjahu scheint ein politisches Comeback hingelegt zu haben. Die rechtskonservative Likud-Partei hat sich Prognosen zufolge bei den Parlamentswahlen am Sonntag durchgesetzt.
Netanjahu sieht „guten Start“
Netanjahu nannte die ersten Ergebnisse einen „guten Start“. Das endgültige Wahlergebnis werde jedoch erst nach Auszählung aller Stimmen bekannt, sagte der Likud-Parteichef am Dienstagabend bei einem Treffen mit Anhängern. “Und es muss die echte Zählung sein, keine falsche Zählung”, warnte der 73-Jährige. Likud-Anhänger hatten zuvor Vorwürfe wegen versuchter Wahlfälschung im arabischen Sektor erhoben. Die Zentrale Wahlkommission teilte hingegen mit, “im arabischen Sektor seien keine ungewöhnlichen Vorfälle bekannt geworden”. Laut Fernsehprognosen liegt die arabische Balad-Partei knapp unter der 3,25-Prozent-Hürde. Gelingt ihm der Einzug ins Parlament, könnte er Netanjahus Mehrheit gefährden.
Die umstrittene Partei ist nun wohl die drittstärkste Kraft
Ben-Gvir und sein politischer Partner Besalel Smotrich gelten als rechtsextrem und als politische Brandstifter, ersterer will nun Minister für innere Sicherheit werden. Ben-Gvir wurde wegen rassistischer Hassreden verurteilt und unterstützte die Abschiebung von Arabern, “die gegen den Staat Israel sind”. Immer wieder wird ihr vorgeworfen, den Konflikt mit den Palästinensern angeheizt zu haben. Reuters/Amir Cohen Ben-Gvir gilt als rechter Hetzer und hofft nach der Wahl auf den Posten des Innenministers Smotrich plant ein radikales Programm, das zu einer erheblichen Schwächung der Justiz führen könnte. Er will, dass die Verbrechen der Unterschlagung und des Betrugs aus dem Gesetz gestrichen werden – was auch dazu führen könnte, dass Netanjahus Fall gekippt wird.
Hoher Besuch
Nach Angaben der Zentralen Wahlkommission wurde die Wahlbeteiligung von 6,8 Millionen Wählern bis 19:00 Uhr erreicht. (MEZ) lag bei 66,3 Prozent – dem höchsten Stand seit 1999. Mit vorläufigen Endergebnissen rechnete die Wahlkommission erst am Donnerstag. Frühere Wahlen haben gezeigt, dass sich das Bild noch ändern kann, bevor alle Stimmen ausgezählt sind. Umfragen nach den Wahlen könnten auf einen Trend hindeuten, sagte Yohanan Plesner, Direktor des Forschungszentrums des Israel Democracy Institute, gegenüber AFP. Bei früheren Wahlen kam es jedoch zu Abweichungen von den tatsächlichen Ergebnissen. Wenn das endgültige offizielle Ergebnis bekannt ist, entscheidet Präsident Jizhak Herzog, wer mit der Regierungsbildung betraut wird. Der Kandidat hat dann vier Wochen Zeit, um eine Koalition zu bilden. Wie bei den Wahlen im vergangenen Jahr könnte es jedoch Wochen oder Monate dauern, bis eine Regierung gebildet wird. Netanjahu wurde zunächst mit der Regierungsbildung beauftragt, konnte aber keine Koalition bilden.
Cupal (ORF) für Netanjahus Sieg
Tim Cupal kommentiert die Rückkehr des langjährigen israelischen Premierministers und seines potenziellen Partners in der neuen Regierung.
Die Anti-Netanjahu-Regierung hielt nicht lange an
Der Mittelmeerstaat mit neun Millionen Einwohnern befindet sich seit Jahren in einer Dauerkrise. Frühere Wahlen führten oft zu unklaren Mehrheiten. Die derzeitige Koalition aus acht Parteien unter Führung von Premierminister Naftali Bennett zerbrach im Juni, nachdem sie nach nur 12 Monaten ihre Mehrheit verloren hatte. Dann übernahm Außenminister Lapid die Regierungsspitze. Das höchst ungewöhnliche Bündnis wurde von Parteien von rechts bis links getragen – erstmals war auch eine arabische Partei an der Regierung. Reuters/Jack Guez Lapid über die Wahlen
Zerbrochene politische Landschaft
Oppositionsführer Netanjahu, dem Korruption vorgeworfen wird, will ins Amt des Ministerpräsidenten zurückkehren. Der 73-Jährige war mehrfach Regierungschef in Israel, insgesamt seit mehr als anderthalb Jahrzehnten. Netanjahu strebt die Bildung einer rechtsextremen religiösen Koalition an, die ihm helfen könnte, ein Gesetz zur Vermeidung von Urteilen zu verabschieden. Die Parteienlandschaft in Israel ist stark fragmentiert und interessengetrieben. Auch Parteien aus ähnlichen Lagern sind oft nicht in der Lage, Bündnisse zu schließen. Das liegt neben inhaltlichen Unterschieden auch an persönlichen Unterschieden.