Giffey hätte jetzt allen Grund, schlechte Laune zu haben: Mitten in der schwersten Wirtschaftskrise müssen die Berliner Parlamentswahlen wohl wiederholt werden. Und die Berliner SPD liegt in den Umfragen auf dem letzten Platz. Aber Giffey wischt Bedenken ab. „Ich strebe nicht den Titel der Umfragekönigin an“, sagt sie zu BILD am SONNTAG. „Er wird im Wahlkampf keine Rosen verteilen“, aber er wird dafür sorgen, dass den Menschen geholfen wird. “Die Leute erwarten Unterstützung und ich sorge dafür, dass sie sie bekommen.” Giffey im BILD am SONNTAG-Interview mit Roman Eichinger (rechts) und Thomas Block Foto: ©Niels Starnick/Image/BamS
BILD am SONNTAG: Frau Giffey, wie erleben Sie den Winter? Franziska Giffey: „Mit ernster Zuversicht. Ja, wir stehen vor ganz großen Herausforderungen und ja, der Winter wird für uns alle schwierig. Aber wir sind gut vorbereitet und werden es meistern.” Auch interessant Die Gesamtentlastung wurde diese Woche beschlossen, tritt aber erst 2023 in Kraft. Ist es nicht zu spät? Gifs: „Sicher ist: Die Preisbremse für Strom, Erdgas und Fernwärme, die Verlängerung des Wohngeldes und das bundesweite Deutschlandticket um 49 Euro werden die Menschen deutlich entlasten. Ja, das alles kommt erst ab Januar 2023. Neben den bisher gewährten Hilfen ist es auch Aufgabe der Länder, privaten Haushalten, sozialen Einrichtungen und Unternehmen aus eigenen Mitteln zu helfen. Wir in Berlin stellen 2,6 Milliarden Euro für das Berliner Hilfspaket bereit und finanzieren unter anderem das 29-Euro-Ticket.“ Wie lange soll das 29-Euro-Ticket in Berlin erhältlich sein? Gifs: „Wir haben vereinbart, dass es mindestens bis Ende März gilt, weil wir davon ausgehen, dass das 49-Euro-Ticket erst im April kommt. Aber mein Wunsch ist ganz klar: Ich möchte in einer Stadt leben, in der der öffentliche Nahverkehr dauerhaft für rund einen Euro am Tag zur Verfügung steht.“

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Hauptkritikpunkt war, dass die Gaspreisbremse erst ab März und damit nicht in den kalten Monaten Januar und Februar greifen soll. Stört dich das nicht? Gifs: „Der Januar ist nicht nur der kälteste Monat, auch die meisten Rechnungen werden zu Jahresbeginn verschickt. Deshalb soll die Erdgaspreisbremse rückwirkend zum 1. Januar greifen. Die Bundesregierung hat sich zu einer erneuten Prüfung bereit erklärt. Ich denke, das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Doch bereits im Dezember übernimmt der Bund die vollständige Abrechnung für Gas und Wärme. Das funktioniert noch im Januar.” Auch der Bund unterstützt die Länder mit 4,25 Milliarden Euro bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Können Sie garantieren, dass in diesem Winter kein Gymnasium mit Flüchtlingen gefüllt werden muss? Gifs: „Die Forderung in Berlin ist ganz klar: Keine Fitnessstudios! Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich 2015 als neuer Bürgermeister des Bezirks Neukölln nachts in Turnhallen Matratzen für Geflüchtete aufgemacht habe. Es war schrecklich für die vielen Menschen, die mit ihren Kindern in einem Raum zusammengepfercht waren. Und für Sportvereine und Schulsport eine klare Grenzüberschreitung. Die Akzeptanz ist mit der Belegung der Fitnessstudios massiv gesunken. Das darf uns nicht noch einmal passieren.” Rechnen Sie im Winter mit einem Anstieg der Flüchtlingszahlen? Gifs: „Russland zielt auf Städte in der Westukraine, um neue Flüge auszulösen. Wenn die Menschen dort im Winter keinen Strom, kein Wasser und keine Heizung haben, fangen sie an. Derzeit kommen allein in Berlin täglich rund 150 Ukrainer und 150 Asylbewerber aus anderen Ländern an. Das liegt fast auf dem Niveau von 2015. Wir gehen davon aus, dass die Zahlen in den kommenden Monaten steigen werden.“ Was tun Sie für die Solidarität mit ukrainischen Flüchtlingen? Gifs: „Wir besetzen zum Beispiel keine Fitnessstudios mit Flüchtlingen. Und ich warte auf Antworten der Bundesregierung, was auf der Balkanroute passiert. Es muss darauf geachtet werden, dass die Menschen dort, wo sie jetzt sind, gut versorgt sind.“ In zehn Tagen wird das Verfassungsgericht voraussichtlich eine Wiederholung der Wahlen in Berlin anordnen. Wie peinlich ist das für SPD und Senat? Gifs: „Ich bin nicht verantwortlich, ich bin selbst betroffen. Ich war damals Kandidat. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände: der Marathon am selben Tag, Corona-Bedingungen, drei Wahlen und eine Volksabstimmung zur gleichen Zeit. Zu viele Wahlhelfer sind abgesprungen, zu wenige sind aufgestiegen.” Nichts davon war überraschend. Gifs: “Du hast Recht. Aber ich kann es nicht rückgängig machen. Erst jetzt kann ich die Verantwortung dafür übernehmen, dass das nicht noch einmal passiert und ein Rückruf reibungslos verläuft.” Wie soll das im Februar bei Eis und Schnee funktionieren? Gifs: „Wir haben eine neue Landeswahlbehörde. Jedes Wahllokal erhält 140 Prozent der Stimmzettel. Alle Materialien werden am Vortag angeliefert, gezählt und kontrolliert. Der Verpflegungsbetrag für Wahlhelfer wird auf 200 Euro erhöht. Wenn wir immer noch nicht genug Freiwillige finden, muss die Berliner Verwaltung nachhelfen. 140.000 Menschen arbeiten hier. Ich bin zum Beispiel dafür, dass alle Auszubildenden in der Berliner Verwaltung automatisch Wahlhelfer sind. Und: Der 12. Februar ist kein Marathon.” Foto: BILD
Erst wurde Ihnen der Doktortitel aberkannt, jetzt Ihr Wahlsieg. Könnte besser laufen… Gifs: (lacht) „Es ist an der Zeit, das ein für alle Mal zu regeln. Ich möchte, dass die SPD die stärkste Kraft bleibt und unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzt. Am Ende haben wir uns auf einen Plan für fünf Jahre geeinigt.” Diese Woche kam Hilfe zu spät für einen Radfahrer, der einen Unfall hatte, weil Klimaprotestierende sich auf der Straße festgefahren hatten. Die Frau ist jetzt tot. Gifs: „Ich bin zutiefst traurig und meine Gedanken sind bei ihrer Familie. Mit 44 war sie so alt wie ich und mitten im Leben. Ich fand den Kommentar „Scheiße passiert. Es ist ein Klimakrieg.” Dafür habe ich kein Verständnis. Es ist nun Sache der Polizei und der Gerichte, in solchen Fällen die Umstände zu untersuchen und zu beurteilen.” Der Klimaradikale, der das Gemälde in Potsdam verwüstete, warf wenige Tage später Farbsäcke auf die Parteizentrale. Wie lange lassen wir diese Leute das machen? Gifs: “Wir handeln. In Berlin laufen mehr als 700 Strafverfahren gegen Klimaaktivisten, von denen bisher nur eines eingestellt wurde. Mehr als 240 Strafbefehle wurden bereits erlassen. Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber gründlich. Es wird angemessene Strafen geben.” Sollte der Tod dieser Frau nicht ein Wendepunkt im Umgang mit dem Klimachaos sein? Giffey: „Dieses schreckliche Ereignis sollte ein Weckruf für diejenigen sein, die von friedlichen Protesten sprechen. Kritischer Protest gehört zur Demokratie, überschreitet aber durchaus jede Grenze, wenn er Menschenleben gefährdet. Mich stört, dass wir nicht mehr über Klimaschutz reden, sondern nur noch über die Art des Protests und die richtigen Strafen für Demonstranten.“ Dieser Artikel stammt von BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe finden Sie hier.