Die Erhaltung der Antarktis ist laut Wissenschaft von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Klimakrise. Verhandlungen zum Schutz wichtiger Meeresgebiete sind heute gescheitert – zum sechsten Mal.

Der erbitterte Kampf um ein Abkommen zum Schutz der antarktischen Meere ist zum sechsten Mal in Folge gescheitert. Auf der 41. Konferenz der Antarctic Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources – kurz CCAMLR (Commission for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources) – in Hobart, Australien, wurde keine Einigung erzielt. Diskutiert wurde die Ausweisung neuer Schutzgebiete von vier Millionen Quadratkilometern im Südpolarmeer. Der Deal scheiterte am Veto Russlands und Chinas.

Noch strengere Fangmaßnahmen könnten in größerem Umfang nicht verhängt werden. Krill steht bei Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ganz oben auf der Liste der schützenswerten Güter. Die winzigen Krebstiere sind grundlegend für die gesamte antarktische Nahrungskette. Werden sie überfischt, droht das gesamte Ökosystem des Kontinents zusammenzubrechen. In der Industrie wird Krill hauptsächlich zu Fischfutter und Öl verarbeitet.

Auch ein Nährboden für 60 Millionen Paare antarktischer Eisfische soll geschützt werden. Das Fischen mit Netzen, die den Boden berühren, wäre verboten gewesen.

Antarktis: Größtes Fischzuchtgebiet der Welt entdeckt

Eckhart Querner/Heiko Rauber, BR, Tagesschau um 20:00 Uhr, 13.01.2022

Abgesehen von den üblichen Verdächtigen

Es wurde vereinbart, drei Gebiete mit einer Gesamtfläche von fast vier Millionen Quadratkilometern zu schützen. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 360.000 Quadratkilometern. 25 der 27 an der Konferenz teilnehmenden Staaten erklärten sich bereit, Meeresgebiete zu schützen, zwei nicht.

Wie schon bei den Gesprächen vor Jahren blockierten China und Russland den Deal. Das geht nur einstimmig. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zeigte sich nach dem Ende der Gespräche enttäuscht. Die jahrelange Blockade Russlands beweist einmal mehr, dass Russland nicht an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft interessiert ist. – Cem Özdemir

                Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Bild: dpa

China und Russland seien mehr daran interessiert, die Ressourcen der Arktis zu nutzen, als sie zu schützen, so Özdemir weiter.

Zentrales Element des Klimas

Der Antrag auf Schutz der Meeresgebiete wird seit sechs Jahren immer wieder bei der Antarktiskommission gestellt. Kurz vor der aktuellen Ausschusssitzung hatte auch der Bundestag einstimmig für die Ausweisung eines Schutzgebietes gestimmt. Neben dem Schutz der Biodiversität käme einem Abkommen zum Schutz des Südlichen Ozeans eine weitere wichtige Rolle zu.

Da die Antarktis und insbesondere Krill als Kohlenstoffsenken dienen, binden sie besonders viele Treibhausgase aus der Atmosphäre. Wir sprechen von Millionen Tonnen Kohlenstoff, so Emily Grilly von der Umweltschutzorganisation WWF. Die unscheinbaren Krebstiere sind daher weit mehr als die Lebensgrundlage für Wale, Pinguine und Robben.

                Kein Krill, keine Pinguine.  Krebstiere sind die Hauptnahrung für fast alle antarktischen Fische – die wiederum die Hauptnahrung für Pinguine sind.  Bild: image alliance / imageBROKER

Auch Stefan Hein, Sprecher des Alfred-Wegener-Instituts, betonte im Gespräch mit tagesschau24 die Bedeutung der Lebensräume dieser Tiere. Viele Menschen kennen die Antarktis als den weißen Kontinent mit Pinguinen, Walen und Robben. Aber wenn Sie unter die Meeresoberfläche gehen, gibt es eine faszinierende Fülle von Leben. Man kann es mit tropischen Korallenriffen vergleichen. – Stefan Hain, Vertreter des Alfred-Wegener-Instituts

Die Klimakrise hinterlässt bereits tiefe Spuren in den fragilen Ökosystemen der Antarktis. Erst im Frühjahr entdeckten Forscher, dass es seit Beginn der Messungen im Jahr 1970 noch nie so wenig Meereis um die Antarktis gegeben hatte. Auf dem sogenannten Schelfeis wurden den Forschern zufolge an vielen Stellen bereits Kipppunkte überschritten. Angesichts immer neuer Temperaturrekorde dürfte sich dieser Trend noch verstärken.

Nicht umsonst

Schließlich war die diesjährige Sitzung der Antarktiskommission nicht ganz umsonst. Insgesamt acht neue Gebiete wurden in eine Liste „sensibler Meeresökosysteme“ aufgenommen. Sie enthalten besonders gefährdete Arten wie Korallen und Schwämme. Ab sofort ist das Angeln mit bodenberührendem Gerät in diesen Gebieten nicht mehr erlaubt. Sieben der acht Stätten wurden erst in diesem Frühjahr von einer Expedition von Greenpeace entdeckt.