James’ Erfolg basierte auf der Fanfiction-Szene, Mundpropaganda und literarischen Blogs. Hoover hingegen ist in erster Linie ein Social-Media-Phänomen. Es war nichts, womit er geboren wurde. Als Teenager wollte sie schreiben, wie sie in einem Videoportrait der Buchhandelskette Thalia erzählt. Aber dann gab es für jemanden aus einfachen Verhältnissen zu viele finanzielle Fragezeichen.

Von der Arbeit am Nervensystem bis zur Entdeckung

Geboren 1979, besuchte sie als junge Erwachsene die sogenannte Sozialakademie in Österreich. Mit 21 heiratete sie ihren Partner, zog mit ihm in ein Wohnwagen-Wohnmobil und arbeitet seitdem als Sozialarbeiterin für neun Euro die Stunde. Inspiriert von dem Avett Brothers-Song „Head Full of Doubt/Road Full of Promise“ schrieb sie ihren ersten Roman „Slammed“ und einen Monat später einen Nachfolger. Eigentlich wollte sie die beiden Bücher nicht veröffentlichen, sondern veröffentlichte sie im Januar und Februar 2012 selbst online, damit ihre Mutter sie auf dem neu gekauften E-Book-Reader lesen konnte. Aber „Slammed“, ein Liebesroman über einen jungen Dichter, bekam online schnell gute Bewertungen. Das Buch explodierte, nachdem es von der Buchbloggerin Maryse Black empfohlen wurde.

Die Buchbranche ist in Aufruhr

Im August fand Hoover plötzlich ihre beiden Bücher mit den Nummern acht und achtzehn auf der Bestsellerliste der New York Times. Ein Schock, von dem er sich bis heute nicht vollständig erholt hat. Ihre Produktivität wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Bereits im Dezember – noch 2012 – veröffentlichte er „Hopeless“ und es führte bereits im Januar 2013 die Bestsellerliste an. Das hatte zuvor noch niemand mit einem selbstveröffentlichten Buch geschafft. Hoover verbiegt auch alle Regeln im Buch. Bis heute ist er keinem Verlag oder Genre verpflichtet. Er schreibt Liebesromane, politische Thriller, Geistergeschichten, Bücher über soziale Themen – was auch immer. Sie wechselt den Verlag nach Belieben. Manchmal bleibt sie selbstveröffentlicht oder verkauft den Druck, aber nicht die Online-Rechte an ihren Büchern, berichtete die New York Times.

Engagierte Fangemeinde

Über alle Genres hinweg hat er 2022 fünf der zehn meistverkauften Bücher in den USA geschrieben. Es ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal, dass nicht wie bei Verlagen die neusten Titel die Bestsellerlisten erklimmen, sondern aber immer ältere Bücher. Hoovers Erfolg hat nichts mit der Marketingmaschinerie der Buchbranche zu tun, die immer auf Neuerscheinungen ausgerichtet ist. Sie stützt sich allein auf die Fans, die „CoHos“, wie sie sich selbst nennen. Auf Instagram starteten sie die Kampagne im Universum des Hashtags #bookstagram, vor allem aber ging Hoover auf TikTok unter #BookTok viral. Der aktuelle Trend: Kurz die Gesichtsausdrücke von Lesern zeigen, die gerade bestimmte Punkte in Hoovers Büchern erreicht haben. Ihre Geschichten sind bekannt für ihre spektakulären Wendungen und überraschenden, emotionalen Momente. Sogar ein unscheinbares Video mit einem überraschten Gesichtsausdruck, das anscheinend für die Aufnahme vorgetäuscht wurde, hat 2,4 Millionen Aufrufe.

Guilty Pleasure für Millionen

Alle sozialen Netzwerke, einschließlich YouTube, sind voll von Liebeserklärungen an den Autor und begeisterten Kritiken. Entscheidend, auch im Sinne von Sales, ist insbesondere #BookTok. Bisher sind 60 Milliarden Videos mit dem Hashtag online, wie Buzzfeed schreibt. Zielgruppe sind vor allem junge Frauen. Durch sie gelangen immer wieder Bücher in die Bestsellerlisten, die von den Mainstream-Medien nicht erwähnt werden. Hoover gilt als weinerlich, und erst nach und nach wird er von Literaturkritikern berührt. Eine Leserin, die sonst eher Literatur liest, mit der man in kulturbewussten Kreisen reüssieren kann, sagt über ihr „Guilty Pleasure“: „Wir müssen nicht über den Inhalt reden. Aber man kann eines ihrer Bücher einfach nicht aus der Hand legen, wenn man einmal angefangen hat, es zu lesen.“ Fans lieben es, dass sie manchmal laut lacht, manchmal zu Tränen rührt und immer fesselnd in einer Nacht des Lesens ist.

Paralleluniversum der Leser

Hoover ist nicht der einzige Autor, der von #BookTok profitiert. Taylor Jenkins zum Beispiel stand aufgrund der #BookTok-Werbung 52 Wochen lang auf der Bestsellerliste der New York Times. Emily Henry, Ali Hazelwood, Elena Armas und Sarah J. Maas gehören laut Buzzfeed ebenfalls zu den #BookTok-Superstars. Mit ihren Liebesromanen, Thrillern und Krimis sprechen sie vor allem junge Frauen an. Hoover jedenfalls scheint es ziemlich egal zu sein, wie sie ihre Leserschaft erreicht. Aber sie macht in ihren Interviews deutlich, dass es ihr nur darum geht, ihre Fans glücklich zu machen. Deshalb duldet er nicht nur Publicity in den sozialen Medien, sondern brainstormt intensiv mit „CoHos“. Niemand ist näher an der Zielgruppe als die dreifache Mutter.