Das Bergdorf Monteviasco in der Lombardei, Italien, will zur Schweiz gehören. Das Bergdorf Monteviasco liegt inmitten der Hügel auf einer Höhe von 1650 Metern in der Lombardei, Italien. Urige Steinhäuser, kleine Gassen und das friedliche Läuten von Glockentürmen – Romantik pur. Aber der Eindruck täuscht. Die Luft ist dick im Dorf über dem Lago Maggiore. Seit 2018 die Seilbahn – die einzige Möglichkeit, vom Tal nach Monteviasco zu gelangen – geschlossen wurde, könnte das Bergdorf nicht abgelegener sein. Das gefällt den Anwohnern überhaupt nicht. Da die italienischen Behörden nichts unternehmen, nehmen Kletterer nun ihr Schicksal selbst in die Hand. Mit einem in der italienischen Tageszeitung «La Prealpina» veröffentlichten Schreiben greifen sie nun zur Ultima Ratio und fordern einen Anschluss an die Schweiz. Die verzweifelte Bitte: „Füge uns ins Tessin“.
Nur zu Fuß über 1400 Stufen erreichbar
Eine Annexion aus der Schweiz scheint ihnen nun «der einzige Weg», um die Seilbahn wieder zu eröffnen, so das Dorf, das keine zwei Kilometer vom Tessin entfernt liegt. Würde die Grenze tiefer gezogen, könnten Italiens bürokratische Fesseln umgangen werden, heißt es in dem Schreiben. Grund für die Stilllegung der Seilbahn war ein tragischer Unfall, bei dem der damalige Seilbahnbetreiber ums Leben kam. Da die Eisenbahn seit dem Unfall von 2018 stillgelegt ist, müssen sich die Einwohner von Monteviasco mit einem schmalen Pfad mit über 1400 Stufen begnügen.
Auch Sardinien wollte zur Schweiz gehören
Wie RSI schreibt, ist die Bitte der Italiener ein trotziger Hilferuf. Das Dorf hat keine Pläne, das Land tatsächlich zu wechseln. Die Idee, dass ausländische Regionen in die Schweiz eingegliedert werden möchten, ist nicht neu. Vor allem aus der norditalienischen Region Lombardei steigen die Anforderungen immer wieder. Wie die «NZZ» berichtete, wurde bereits 2017 über die Integration einiger Regionen der Lombardei in die Schweiz spekuliert. Doch die Bemühungen reichen noch weiter zurück: Das nur 50 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernte Bergdorf Premana hat bereits 2008 den Wunsch geäußert, zur Schweiz zu gehören. Damals war die Kategorie dieselbe wie die von Monteviasco: die Gegend kümmert er sich nicht genug um das Bergdorf. Doch nicht nur Norditalien ist sich solcher Absichten bewusst. 2014 fanden die Bemühungen sogar Sardinien, wie die «Luzerner Zeitung» berichtete. Die Sarden träumten davon, Teil der Schweizerischen Eidgenossenschaft zu werden. Als die Zahl der Facebook-Gruppen des «Canton marittimo» (Meereskanton) von 1300 auf 7600 sprang, machten die Mittelmeerbewohner mit ihrem Wunsch nach Zugehörigkeit zur Schweiz weltweit Schlagzeilen.
Der Brief hat bereits erste Reaktionen ausgelöst
Ob die Gemeinde Monteviasco mit dem Schreiben das gewünschte Ergebnis erzielen kann, bleibt abzuwarten. Allerdings hat der Brief bereits für erste Reaktionen gesorgt. In einem ebenfalls in der Zeitung „La Prealpina“ veröffentlichten Appell forderte der Lega-Abgeordnete Stefano Candiani (50), das langjährige Problem mit der Seilbahn in Monteviasco anzugehen: „Es ist an der Zeit, eine ernsthafte Antwort zu geben, denn das kann es gar nicht sein dass sich der Staat nur dann an dieses kleine Dorf erinnert, wenn ein schockierendes Ereignis passiert.“