Von Christoph Wolf 09.06.2022, 20:50 Uhr
Infolge der Bremsung der Spritpreise werden die Spritpreise in Deutschland voraussichtlich ab dem 1. Juni 2022 deutlich sinken. Das tägliche Grafik-Update von ntv.de zeigt: Bisher ist die Entlastung nur teilweise bei den Zapfsäulen angekommen. Vor allem mit Diesel funktioniert es überhaupt nicht. Seit dem 1. Juni 2022 gilt in Deutschland die Kraftstoffpreisbremse. Die politische Idee dahinter: Mit der bis Ende August 2022 befristeten Senkung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel werden die seither stark gestiegenen Kraftstoffpreise gesenkt Beginn des russischen Offensivkrieges gegen die Ukraine am 24. Februar mit dem Ziel, die Belastung der Bürger zu verringern. Die Kosten der Steuerbefreiung für den Staat werden auf etwa 3 Milliarden Euro geschätzt. Geld, das bei den Verbrauchern bleiben soll – vorausgesetzt, die Steuersenkung erreicht das gewünschte Niveau. Ob und wie die Spritpreisbremse funktioniert, bewertet n-tv.de in tagesaktuellen Grafiken. Für die erste volle Woche mit aktueller Spritpreisbremse zeigt die Auswertung der n-tv.de-Tagesdurchschnittspreise für Superbenzin E5, Super E10 und Diesel, was im Vorfeld prognostiziert und vom ADAC immer wieder harsch kritisiert wurde: Bis At Derzeit sind Preissenkungen bei Zapfsäulen hinter den erwarteten Preissenkungen zurückgeblieben. Die Preise sind vom 31. Mai bis 1. Juni stark gefallen: Je rund 27 Cent für Super-E5- und Super-E10-Benziner und etwa 11 Cent für Diesel. Seitdem steigen sie aber wieder, obwohl der Rabatt auf die Tanks zuvor noch nicht einmal vollständig überwiesen wurde. Grundlage der n-tv.de Wertung sind die amtlich validierten bundesweiten Durchschnittspreise der Tanktransparenzstelle (MTS-K) sowie die von n-tv.de errechneten ungefähren vorläufigen Preise für die Durchschnittspreise der Tage ohne validierte Daten . Aufgrund des großen öffentlichen Interesses werden vom Statistischen Bundesamt (Destatis) ab März wöchentlich validierte Preisdaten veröffentlicht, die derzeit bis zum 5. Juni 2022 verfügbar sind. Für die Berechnung vorläufiger Preise verwendet n-tv.de die täglich veröffentlichten Daten als offene Daten durch das Portal „Tankerkönig“, das von der MTS-K als amtlicher Verbraucherinformationsdienst zugelassen ist. Der Kraftstoffpreis in Deutschland setzt sich aus zwei wesentlichen Elementen zusammen: Zum einen dem Produktpreis für Superbenzin E5, Super E10 und Diesel, der jeweils von den Mineralölkonzernen festgelegt wird. Andererseits aus festen Steuern und Mehrwertsteuer, die vom Staat erhoben werden. Die festen Beiträge sind die Energiesteuer, der CO2-Preis und der Ölspeicherbeitrag. Die folgende Aufstellung zeigt die Anteile am Gesamtpreis pro Liter Kraftstoff mit und ohne Kraftstoffpreisbremse: Die Mehrwertsteuer wird auf den „Nettoverkaufspreis“ erhoben, der vom Bundesministerium der Finanzen als Summe aus dem Produktpreis und den festgesetzten Steuern festgesetzt wird. Das bedeutet, dass auch auf die Fixkosten Umsatzsteuer gezahlt wird. Würden die Mineralölkonzerne die Preissenkung durch die Spritpreisbremse voll an die Bürger weitergeben, müsste der Preis für einen Liter Benzin (E5 und E10) um 35,1465 Cent sinken. Davon entfallen 29,55 Cent auf die ermäßigte Energiesteuer und 5,6145 Cent auf die ermäßigte Mehrwertsteuer (19 Prozent von 29,55 Cent). Beim Diesel wären es insgesamt 16,7076 Cent pro Liter (Senkung der Energiesteuer um 14,04 Cent + 2,6676 Cent Senkung der Mehrwertsteuer).
Der Preis des Produkts für Kraftstoff steigt
Vor dem Wirksamwerden der Spritpreisbremse lag der Preis für einen Liter Benzin an der Zapfsäule bei etwa der Hälfte des von den Unternehmen festgelegten Preises für das Produkt zuzüglich Steuern und Abgaben. Bei Diesel war der Anteil des Konzerns aufgrund der Steuervorteile für diesen Kraftstoff etwas höher. Die Bedingungen für Benzin und Diesel haben sich seit dem 1. Juni erheblich geändert. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der letzten 10 Tage, wobei die Preise zum 30. Mai auf den von n-tv.de errechneten ungefähren vorläufigen Preisen für die bundesweiten Durchschnittspreise basieren:
Kraftstoffpreise Welcher Anteil bleibt den Unternehmen?
Superbenzin E5Superbenzin E10Diesel
Der höchste Preisgruppenanteil pro Liter ist an sich nicht überraschend. Bei weitgehend unverändertem Produktpreis resultiert er zwangsläufig aus einer reduzierten Energiesteuer, da dadurch der Preisanteil von Steuern und Abgaben sinkt. Die folgende Grafik veranschaulicht das Ergebnis am Beispiel von E5-Superbenzin.
Der beobachtete Anstieg auf über 62 Prozent beim Super E5 und sogar mehr als 63 Prozent beim Diesel lässt sich jedoch nicht allein mit Steuerentlastungen erklären. Ein zusätzlicher, wenn auch deutlich geringerer Anstieg ergibt sich daraus, dass der Preis des von den Unternehmen festgelegten Produkts ab dem 1. Juni 2022 auch absolut ansteigt: für Premium-E5-Benziner von etwa 1,13 Euro in der Vergangenheit um ein Vielfaches ab 1,24 Euro. (+10 Prozent), beim Super E10 von 1,08 Euro auf 1,19 Euro (+11 Prozent) und beim Diesel von 1,16 Euro auf 1,24 Euro (+7 Prozent). Neben den Kosten für die Herstellung, den Transport, den Vertrieb und die Lieferung von Produkten (z. B. Rohölpreis) beinhaltet der Preis des Produkts auch den Gewinn pro verkauftem Liter Kraftstoff.
Auch wenn im komplexen Preisgefüge die unterschiedlichen Effekte von Angebot und Nachfrage eine Rolle spielen, lässt sich die Gewinnmarge für Unternehmen und Raffinerien nicht einfach als Differenz zwischen dem Produktpreis und dem Rohölpreis definieren: So weit – wie er wurde allgemein befürchtet – ein erheblicher Teil des Rabatts auf staatliche Panzer scheint tatsächlich von den Ölgesellschaften durchgesickert zu sein.
Die folgende Grafik zeigt den täglichen Rückgang des Durchschnittspreises für jeden Kraftstoff ab dem 1. Juni – jeweils gemessen am letzten Durchschnittspreis vor Inkrafttreten der Kraftstoffpreisbremse und im Vergleich zu den theoretisch zu erwartenden 35,2 Cent Absenkung bei Benzin und 16,7 Cent bei Diesel.
Ein Vergleich der drei Kraftstoffe zeigt, dass gerade beim Diesel die Kraftstoffpreisbremse kaum nachlässt. Am 1. Juni 2022 fanden dort durchschnittlich mehr als 70 Prozent des theoretisch möglichen Tankabzugs statt. Innerhalb einer Woche fiel dieser bis zum 8. Juni wieder rasant – zuletzt sogar auf unter 25 Prozent.
Saskia Esken, Co-Vorsitzende der SPD, forderte gegenüber „ntv Frühstart“ ein schnelles Eingreifen der Politik in die Preisgestaltung: „Am Ende landen die Steuersenkungen in den Taschen der Ölindustrie, das ist nicht okay. Öl Firmen. ” Für Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, ist der Tankrabatt bereits gescheitert. Er fordert eine Notbremse bei der Spritpreisbremse – zugunsten anderer, wirksamerer Maßnahmen.