Die vorläufige Ankündigung der geplanten Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte im Juli wirkte sich auf den Aktienmarkt aus. Der Leitzins bleibt vorerst auf einem Rekordtief und die Banken zahlen weiterhin 0,5 % Zinsen auf EZB-basierte Gelder. Wie erwartet wird die EZB ihr Anleihekaufprogramm zum Ende des Quartals aussetzen. Die Entscheidung hatte deutlichere Auswirkungen auf den Rentenmarkt. Für Thomas Altmann von der Investmentfirma QC Partners herrscht „Verkaufsatmosphäre“. Entsprechend sind die Preise stark gefallen und die Renditen gestiegen. Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe kletterte innerhalb von Minuten um mehr als acht Prozent auf über 1,45 Prozent. Für eine zweijährige Bundesanleihe, die besonders stark auf geldpolitische Maßnahmen reagiert, liegt dieser Kurs bei 0,82 Prozent, plus 20 Prozent innerhalb von Minuten. Der Grund: Die Notenbank erhöhte ihre Inflationsprognosen deutlich. Und das nicht nur für das laufende Jahr. Und für 2023 erwartet die EZB nun einen Anstieg der Inflation um 3,5 %, deutlich über dem Zielwert von 2 %. Die Inflation dürfte bis 2024 nicht wieder in das Zielband der EZB fallen. Diese enormen Anpassungen der Inflationserwartungen machen sowohl höhere Zinserhöhungen als auch einen längeren Anstiegszyklus viel wahrscheinlicher, erklärt Altmann. “Sehr wenige haben mit einem so deutlichen Aufwärtstrend gerechnet.” Anleger befürchten, dass mögliche Zinserhöhungen eine neue Eurokrise auslösen könnten. Ganés Fondsmanager Marcus Hüttinger hält dies derzeit für unwahrscheinlich. Deshalb investiert Gané in kurzlaufende deutsche und spanische Staatsanleihen, die aufgrund erhöhter Renditen und hoher Liquidität einen attraktiven Geldmarktersatz bieten. „Dennoch sind wir uns der Herausforderungen für die europäischen Staatshaushalte bewusst und deshalb von Fristen weit entfernt“, sagte Hüttinger. Die gute Nachricht geht aus einer Umfrage der Frankfurter Wertpapierbörse unter mittelfristig orientierten Privatpersonen und institutionellen Anlegern hervor. Denn laut Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der die Recherchen auswertet, hat sich die Mehrheit der Profis angesichts der Kursgewinne von 1300 Einheiten in den letzten vier Wochen auf eine Bärenmarktrallye eingestellt, erwarten also bald wieder fallende Kurse. „Die Bereitschaft zum Rückzug bei steigenden Dax-Ständen ist nicht überwältigend, aber unbestreitbar“, sagte der ehemalige Münzhändler. Ein solches Verhalten ist aus zwei Gründen gut für den deutschen Aktienmarkt.

Lesen Sie hier: Rollover-Zinsen, Rentenmärkte, Aussichten, Hilfen für Südeuropa – das sind die Punkte, um die es bei der EZB-Sitzung geht Einerseits bietet die wachsende Kurzsichtigkeit ein Sicherheitsnetz. Denn Verkaufsoptionen funktionieren praktisch wie kleine Rabatte. Vereinfacht gesagt bedeutet das: Wenn ein Anleger ein Dax-Produkt kauft, muss die Bank im Hintergrund Dax verkaufen. Und wenn das Derivat verkauft wird, muss Dax zurückgekauft werden. Goldberg erwartet, dass die Profis im Bereich von 14.150 bis 14.250 Punkten verdienen wollen – etwas, das Dax dort etwas Halt gibt. Andererseits birgt ein solches Verhalten das Potenzial für Überraschungen nach oben. Für den Fall, dass der deutsche Aktienmarkt mit positiven Nachrichten steigt, müssen die Shorts diesen steigenden Kursen folgen und damit diese Rallye befeuern. Noch ist die Zahl der Pessimisten für ein solches Szenario zu gering, doch könnte es mit Hilfe von ausländischem Kapital gelingen: „Gerade weil der Konsens vieler Kommentatoren und Strategien zum Dax noch eine Bärenmarktrallye ist“, seien etwaige Kursüberraschungen wahrscheinlicher Erwarten Sie nach oben“, erklärt Goldberg.

Siehe die einzelnen Werte

Gerresheimer: Die Aktie wird mit einem Dividendenabschlag von 1,25 Euro gehandelt. Der Schlusskurs am Mittwochnachmittag lag bei 72,60 Euro, der aktuelle Kurs liegt bei 71,45 Euro. Heidelberger Druck: Nach einem Gewinnanstieg im vergangenen Jahr sieht sich das Unternehmen trotz steigender Energie- und Rohstoffkosten auf Wachstumskurs. Allerdings fiel die Aktie um 2,4 %. Seit April leitet der gelernte Physiker Ludwin Monz das Team. Druckmaschinen bleiben ein Eckpfeiler des Geschäfts. Um weiter verbreitet zu sein, stieg die SDax-Gruppe mit Ladewallboxen für Elektroautos in das Geschäft ein. Wacker Chemie: Ein negativer Analystenkommentar lastet schwer auf dem Papier. Die Aktien des Chemiekonzerns fallen um 5,8 %. Experten von JP Morgan stuften die Aktie von neutral auf Subwoofer herab. Hochtief: Einer der größten Verlierer am deutschen Aktienmarkt sind die Papiere des Baukonzerns mit einem Kursrückgang von fast fünf Prozent auf 57,54 Euro. Das Unternehmen erhält 406 Millionen Euro von Investoren, um die vollständige Übernahme der Tochtergesellschaft Cimic zu finanzieren. Die Papiere wurden den Angaben zufolge mit 57,50 Euro pro Stück platziert. Ein Börsenmakler beklagte, es sei kein gutes Zeichen, dass 85 Prozent der Aktien an den Hochtief-Großaktionär ACS gegangen seien. Hier gelangen Sie zur Dax-Kursseite, hier finden Sie die aktuellen Top & Flops bei Dax.