RH schickt Rechnungsprüfer in die Parteizentrale

Der Rechnungshof hat am Freitag die ÖVP-Bilanz für das Wahljahr 2019 veröffentlicht, die auf eine Reihe von Verstößen gegen das Parteiengesetz hinweist. Die Prüfer bezweifeln unter anderem, dass die Volkspartei die Kosten des Wahlkampfs richtig berechnet hat. Um dies zu klären, entsandte der Rechnungshof zunächst einen Prüfer in die Parteizentrale.

Im Fokus stehen Anzeigen des Wirtschaftsbundes

Rückblick: Im November vergangenen Jahres berichtete der ORF über die Werbepraktiken der ÖVP. Die Hauptfrage war, wie der Wirtschaftsbund Geld verdiente und es für die Partei ausgab. Später wurde bekannt, dass der Wirtschaftsbund einer Betriebsprüfung unterzogen wird. Darüber hinaus meldete sich der Vorarlberger Wirtschaftsbund. Während der Debatte mussten Hans-Peter Metzler, Obmann des Wirtschaftsbundes und Obmann der Wirtschaftskammer Vorarlberg, und Jürgen Kessler, Geschäftsführer des Wirtschaftsbundes, zurücktreten. Immer mehr Geschäftsleute kamen und bestätigten, dass einige von ihnen unter Druck stünden, Anzeigen in der Wirtschaftsbund-Zeitung zu schalten. Auch die Geldüberweisung an die staatliche ÖVP bereitete Probleme.

Detaillierte Zahlen

Der ehemalige Landesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) wurde zum Krisendirektor ernannt und übernahm zunächst den Vorarlberger Wirtschaftsbund. Er versprach Transparenz, aber er hatte die Daten noch nicht fertig. Die Steuereintreiber sind anders. Sie haben akribisch dargelegt, wie es um den Finanzverband bestellt ist. Zum Beispiel in Anzeigen. Rund 300.000 Euro verdiente er laut Wirtschaftsverband in den Jahren 2016 und 2017 durch Anzeigen in der Zeitung „Vorarlberger Wirtschaft“. 2018 waren es bereits über 700.000 Euro, 2019 1,2 Millionen Euro, 2020 etwas mehr als eine Million Euro und 2021 über 800.000 Euro. Das sind insgesamt etwa 4,5 Millionen Euro. Der Wirtschaftsbund zahlte darauf eine Werbesteuer von fünf Prozent, aber keine Umsatzsteuer. Das Finanzamt rechnet damit, dass später mehr als 700.000 Euro nachgezahlt werden müssen.

Prüfer: Gewinn statt Verlust

Während Wirtschaftsprüfer davon ausgehen, dass der Wirtschaftsbund Werbeeinnahmen errechnet, sieht es bei der allgemeinen Finanzlage anders aus. Laut Selbstauskunft hat der Finanzverband zwischen 2016 und 2020 einen Verlust von 180.000 Euro gemacht, heißt es in der Akte des Prüfungsausschusses. Nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfer wurden jedoch Gewinne von mehr als 1,3 Millionen Euro erzielt, die der Körperschaftsteuer unterliegen. Das wären etwa 340.000 Euro.