Jetzt, da die Inflation im Mai kräftig auf 8,0 Prozent gestiegen ist, ist es laut aktueller Direktschätzung des Österreichischen Statistischen Bundesamtes nur eine Frage der Zeit, bis die EZB als „Gegenmittel“ den Leitzins anhebt. Für Kredite bedeutet dies, dass nicht nur Neuverträge teurer werden, sondern auch Kredite mit variabler Verzinsung oder gemischte Modelle.
Variable Zinssätze und Folgen
Auf Anfrage der APA hat die OeNB kürzlich analysiert, wie viel ihres offenen Kreditvolumens auf feste und variable Modelle entfällt: Das Ergebnis: Sechs Prozent haben über die gesamte Laufzeit eine feste Verzinsung, 44 Prozent brutto (p.x. feste Verzinsung Zinsphase und danach variabel), 50 Prozent sind nicht variabel verzinst. Steigen die mit der Berechnung verbundenen Referenzzinssätze, so steigen auch die Kreditzinssätze. Grafiken: WAS / ORF.at Es ist kaum davon auszugehen, dass der Leitzins des Euro oder EURIBOR in kurzer Zeit um mehrere Prozentpunkte steigen wird. Dies ist jedoch mittelfristig nicht auszuschließen, wie ein Rückblick auf die Zinskurven zeigt. Der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate), der Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld in Euro leihen, wird häufig als Benchmark für die Zinssätze von Krediten verwendet, wie beispielsweise der Drei- und Sechsmonats-EURIBOR.
Frist, Betrag, Rückzahlung spielen zusammen
Welche Kredite in welcher Form und in welchem Umfang von der Leitzinserhöhung betroffen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. In jedem Fall handelt es sich um variabel verzinsliche Kredite und manchmal um Bruttozinskredite. Entscheidend ist in jedem Fall die Laufzeit des Kredits bzw. die noch offene Kredithöhe: Je länger, desto stärker wirkt sich ein plötzlich höherer Zinssatz aus. Der Traum vom Eigenheim wird definitiv mit jedem Prozentpunkt teurer, wie einfache Modellrechnungen zeigen.
Plötzlich 150 oder 200 Euro mehr im Monat
Ein Darlehen über 250.000 Euro mit einem variablen Zinssatz von 2,0 Prozent (nominal) ergibt beispielsweise eine monatliche Tilgungsrate von etwa 1.058 Euro. Für die gleiche Summe, bei einem Zinssatz von 2,5 Prozent, spucken zahlreiche Kreditrechner einen monatlichen Zinssatz von rund 1.120 Euro aus. Bei 3,0 Prozent sind es bereits 1.183 – das sind 125 Euro mehr im Monat oder 1.500 Euro mehr im Jahr. Wichtig: Diese Berechnung zeigt nur das ursprüngliche (keine Anzahlung) Szenario eines Neuvertrages. Ein weiteres Beispiel: Bei einem Kredit steigt der Zinssatz während oder nach einer zehnjährigen Zinsbindungsphase auf 4,5 Prozent (1,5 Prozent). Der Habenzins beträgt nun 1.230 statt ursprünglich 1.000 Euro.
Große Bandbreite zwischen „günstig“ und „ungünstig“
Endlich: Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat das Thema „variable oder feste Zinsen“ unter dem Motto „Reden wir über Geld“ aufgegriffen und ein Beispiel durchgerechnet, das die Bandbreite der Wahrscheinlichkeiten aufzeigt – von „günstig“ bis „ungünstig“ – ziemlich lebendig. Ausgangspunkt ist ein Darlehen in Höhe von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Bei einem festen Zinssatz von 1,5 Prozent liegt die monatliche Verzinsung bei 1.400 Euro, die Gesamttilgungssumme bei rund 347.000 Euro, also rund 47.000 Euro an Zinsen. Variante 2, variabler, „günstiger“ Verlauf, der Zinssatz steigt stetig von 0,4 auf 1,6 und schließlich 1,9 Prozent: Daraus ergibt sich eine monatliche Verzinsung von 1.500 Euro und eine Gesamttilgung von 336.000 Euro. Dritte Variante „ungünstig“: Der Zinssatz steigt in den ersten sieben Jahren auf 5,0 und zuletzt auf 6,0 Prozent. Ergebnis laut FMA-Rechnung: 2.100 Euro monatliche Zinsen und über 459.000 Euro Gesamttilgung, also 159.000 Euro nur an Zinsen.
Wo liegt die realistische persönliche Schmerzgrenze?
Die Beispiele zeigen einerseits, dass Eigenheimbesitzer mit variablen Zinsmodellen in den letzten Jahren sehr gut gefahren sind und, wenn sie bereits einen großen Teil abbezahlt haben, durchaus noch viel Sinn machen können. Stärker trifft es diejenigen, die sich noch im ersten Drittel befinden und ihre Rate womöglich knapp unter ihrer Schmerzgrenze kalkuliert haben. Zudem bergen sehr lange Laufzeiten mit variabler Verzinsung aufgrund der geringen Rückzahlungswirkung ein größeres Risiko – die Kreditsumme sinkt anfangs erst spät. Und Sie sind ihm für mehr ausgesetzt.
Fester Wert und Raum für den Handel
Mit der steigenden Nachfrage nach Immobilien ist auch das Kreditvolumen in Österreich in den letzten Jahren deutlich gestiegen: Standen laut OeNB-Statistik im März 2020 noch 115,7 Milliarden Euro ausstehende Forderungen, waren es im März dieses Jahres bereits 131,3 Milliarden Euro . Laut OeNB-Statistik liegen die Zinsen für Neuverträge aktuell bei durchschnittlich 1,27 Prozent, für laufende Verträge bei 1,37 Prozent und real bei durchschnittlich 1,65 Prozent. Es gibt auch eine Marge, einen Zuschlag des Kreditgebers. Dies ist verhandelbar. Beides zusammen ergibt einen Soll- oder Sollsatz. Der Aufschlag ist Verhandlungssache, ein nicht wirklich immer transparenter Faktor, die Höhe hängt von der Höhe des Kredits, der Bonität, der Laufzeit, dem Einkommen, dem Beruf und mehr ab.
“Ein bisschen größer, ein bisschen mehr”
Laut Wiener Schuldenberater ist die Wohnungssuche in neun Prozent der Fälle für finanzielle Schwierigkeiten verantwortlich. Viel häufiger ist die Veränderung der Einkommenssituation, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit, gescheiterte Pläne zur Selbständigkeit und Scheidungen. Manchmal spielten verschiedene Schauspieler zusammen. ORF.at/Christian Öser „Größer, höher, mehr“ ist oft kein guter Ratgeber Angesichts der niedrigen Zinsen der letzten Jahre erliegt man beim Wohnungsbau oder Wohnungskauf manchmal der Versuchung „ein bisschen größer, ein bisschen mehr“, sagt Gudrun Steinmann vom Fonds Soziales Wien (FSW). Beratungsstelle. ). Sinnvoller ist es in jedem Fall, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, was man wirklich braucht und vor allem langfristige Kosten wie Wartung und Reparaturen zu berücksichtigen.
„Rechne nicht mit der Endstation“
Das Stammkapital sollte mindestens 20 Prozent der Gesamtkosten decken können, hier gilt: Je mehr, desto besser. Steinmann weist auch darauf hin, dass mehr Reserven und damit eine bessere Bonität auch die Verhandlungsposition mit dem Kreditgeber über die Verzinsung inklusive Gewinnmarge verbessern. Noch ein Tipp aus der Schuldnerberatung: Unbedingt Angebote vergleichen, nicht einfach zur Hausbank gehen. Zunächst sei „das Thema Immobilienkredit gelassen zu betrachten“, schließlich sei es keine Kleinigkeit. Und es gilt: „Rechne nicht auf den letzten Treffer“, die Reserven sollten vorhanden sein, damit du bei unerwarteten Ereignissen nicht gleich ins Rutschen gerätst.