So. 09.10.2022
Dystopie mit Neon
Der Anime Cyberpunk: Edgerunners zeigt eine futuristische Stadt, in der alles laut, bunt, kaputt ist – und der Kapitalismus schon lange auf Hochtouren steckt. Müssen Menschen jetzt Implantate in ihrem Fleisch haben, um Schritt zu halten? Oder reicht es, einfach zum Mond zu fliehen? von Mirco Kämpf Seit acht Jahren ist Cyberpunk 2077 eines der am meisten erwarteten Videospiele aller Zeiten. Als es dann nach einigen Verzögerungen im Dezember 2020 endlich veröffentlicht wurde, zog Sony es aus dem Playstation Store. Ein beispielloses Ereignis: Zu viel “Schlimmes”. “Unvollendet”. „Unspielbar“ war der Fluch der Spieler von Playstation 4 (und Xbox One). Ein Hype und ein Sturz, die irgendwie zum Setting passten. Denn die Tradition erzählt eindringliche Geschichten des Hyperkapitalismus. Über fliegende Autos und menschenleere Menschen. Wo Schießereien und Raketenstarts zum normalen Umgebungslärm gehören und wo jeder mit digitalen Implantaten, Drogen und Gehirntänzen seinen Kick bekommt. Und während die Veröffentlichung von Cyberpunk 2077 als eine der größten Medienkatastrophen der Branche in die Geschichte eingehen wird, bleibt die gelieferte Blaupause faszinierend. Night City, Schauplatz und Metropole, in der sich alles abspielt, ist voller Geschichten, Blitze und Abstürze. Das beweist auch die neue Anime-Serie auf Netflix, die direkt an die Tradition der Spielewelt anknüpft, produziert von CD Projekt Red, den Machern von Cyberpunk 2077. Die 10 Episoden von jeweils rund 20 Minuten trumpfen mit Farbe, Soundtrack und schnell geschnittenen Stimmungsbildern einer dystopischen Welt auf, die wohl nicht unbedingt unsere Zukunft vorhersagt, sondern kapitalistische Flussmündungen und menschliche Ebenen sprengt.