Dem Barbier tapfer die Stirn bieten
Sie riskierten während der NS-Diktatur ihr Leben, um das Leben anderer zu retten. So schützten sie die versteckten Juden vor der Deportation.
Berlin – Zwei Ehepaare aus Berlin und Brandenburg wurden nun posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geehrt.
Die Berliner Bruno und Anna Schwartze sowie die Brandenburger Friedrich und Helene Hübner gelten offiziell als „Gerechte unter den Völkern“. Dies ist die höchste Auszeichnung des Staates Israel für Nichtjuden. Er wird an Männer und Frauen verliehen, die Juden während der Shoah gerettet haben. Genau wie die Schwartzes und die Hübners.
Verfolgte Juden: Henriette, Siegfried und Moritz Mandelkern 1928 in Berlin. Die Eltern wurden von mutigen Helfern vor den Nazis versteckt und so gerettet. Ihr Sohn Siegfried überlebte den Nazi-Terror nicht
Foto: Privat/Danny Mann-Segal
► Rückblende: Berlin, Dezember 1942. Es klopft an der Tür des jüdischen Schneiders Moritz Mandelkern. Die Nazis wollen ihn und seine Frau Henriette holen. So auch ihr Sohn Siegfried, der 1939 im Alter von nur 15 Jahren im KZ Sachsenhausen inhaftiert und 1940 nach Polen deportiert wurde.
Beide stellen sich dumm und die Nazis gehen, ohne etwas erreicht zu haben.
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Das Firmenschild des jüdischen Schneiders Moritz Mandelkern in der Brunnenstraße 25
Foto: Privat/Danny Mann-Segal
Mandelkerns Nachbarn Bruno und Anna Schwartze bieten ihre Hilfe an. Und Moritz Mandelkern in einem winzigen Dachzimmer verstecken. Sie pflegte ihn 18 Monate lang.
Gleichzeitig flüchtete seine Frau Henriette auf den Hof von Friedrich und Helene Hübner in Groß Schönebeck. Dorthin flüchtete ab Mai 1942 auch Moritz Mandelkern, weil sein Dachbodenversteck durch Bomben zerstört worden war. Beide versteckten sich auf dem Hof, bis sie am 25. April 1945 von der Roten Armee befreit wurden. Doch von ihrem Sohn Siegfried hörten sie nie wieder. Vermutlich wurde er in Auschwitz ermordet.
Insgesamt 27 Nachkommen von Mandelkorn, Hübner und Schwartze nahmen an der Zeremonie im Roten Rathaus teil
Foto: Ralf Lutter
Im Rathaus überreichte der israelische Botschafter Ron Prosor (64) am Mittwoch im Beisein von 27 Mitgliedern der drei Familien die Yad-Vashem-Medaillen an Schwartzes Enkelin Anne-Margret Schmid und Hübners Enkelin Gundela Suter.
Prosor: „Indem wir dem Beispiel mutiger Männer und Frauen folgen, machen wir die Welt zu einem besseren Ort. Das ist das Vermächtnis, das uns Bruno und Anne Schwartze sowie Friedrich und Helene Hübner hinterlassen haben.”
Medaille und Urkunde von Yad Vashem, die Schwartze und Hübner am Mittwoch posthum als „Gerechte unter den Völkern“ ehrt
Foto: Ralf Lutter