Die Tarifverhandlungen für die Bahnindustrie machen keine großen Fortschritte. Die Gewerkschaft vida informierte die Beschäftigten am Montag über die Aussetzung der Sondertarifverhandlungen und forderte die Fortsetzung der Arbeitssitzungen. Zwischen dem 2. und 7. November könne es dadurch zu „Störungen im Zugverkehr in ganz Österreich“ kommen. Das Wochenende ist davon ausgenommen. Die Arbeitgeber boten am 10. November eine weitere Verhandlungsrunde an. „Arbeitgeber versuchen, die Verhandlungen immer weiter hinauszuzögern“, kritisierte Gerhard Tausner, Vizepräsident der vida-Sparte Bahn und Verhandlungsführer des vida-Verhandlungsteams, on air. „Ein ernst zu nehmendes Angebot“ fehle dem Unternehmen. Ihr vorheriges Angebot war eine KV-Steigerung von 7 Prozent. Union ist nicht genug. „Aufgrund der sprunghaft ansteigenden Inflation“ fordert sie eine monatliche Pauschale von 500 Euro für alle KV und Reallöhne, 250 Euro Lehrlingsverdienst und eine Anhebung der Zulagen entsprechend der rollierenden Inflation. Den Vorwurf der Gewerkschaft, die Verhandlungen zu verzögern, wies die Arbeitgeberseite am Montagnachmittag in einer Aussendung “drastisch” zurück. Seit der ersten Runde am 4. Oktober liege ein “Angebot und mehrere Terminvorschläge” für weitere Verhandlungen vor: Arbeitgeber bieten angeblich “den vollen Inflationsausgleich, ab September sind das plus sieben Prozent Lohnerhöhung”. Das Beharren der Gewerkschaft auf einer 18-prozentigen Lohnerhöhung ist unerträglich und nicht lösungsorientiert. „Weitere Details und Konkretisierungen dieses Angebots sind Bestandteil vereinbarter Verhandlungsrunden und keine von den Medien verbreiteten Schreiben oder Ultimaten“, betonte Thomas Scheiber, Präsident des WKÖ-Eisenbahnverbandes und Chefunterhändler der Arbeitgeber. Gespräche mit vida wurden ausgesetzt und Arbeitssitzungen sofort einberufen“, sagte Scheiber. „Im Oktober wurde mit 11 Prozent die höchste Inflationsrate seit 70 Jahren gemessen – unser Ziel ist, dass die Arbeitnehmer nicht ärmer werden und sich das gleiche Leben wie vor einem Jahr leisten können“, sagt vida-Vizepräsidentin Olivia Janisch, Mitglied im vida. Verhandlungsteam. Ein 40-Stunden-Job für 1.356 Euro netto im Nachtzug sei „offensichtlich ungerechtfertigt“, vor allem angesichts der hohen Lebenshaltungskosten. Die zwischen kommenden Mittwoch und Montag angekündigten Arbeitstreffen werden nach Bundesländern gestaffelt. Die Bahnarbeiten in Vorarlberg und Tirol beginnen am 2. November, die in Kärnten und der Steiermark folgen am 3. November, die in Salzburg und Oberösterreich am 4. November. Übers Wochenende ist es ruhig und am Montag geht es weiter mit Meetings in der Ostregion (Wien, Niederösterreich und Burgenland). An den gemeldeten vier Tagen sind nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 100 Arbeitstreffen von jeweils eineinhalb Stunden Dauer geplant – die meisten davon finden in der Regel zwischen 13 und 14.30 Uhr statt, aber in Oberösterreich und Salzburg ist das Arbeitskräftepotenzial bereits vorhanden zwischen 9.30 und 11.00 Uhr über den Stand der Verhandlungen informiert. Bei der Wahl der Uhrzeit werde laut Gewerkschaftern viel auf die Bedürfnisse der Fahrgäste geachtet. „Auch wir möchten im Interesse unserer Beschäftigten möglichst schnell ein Tarifergebnis auf dem Tisch haben, am besten noch vor Weihnachten mit der Dezember-Lohnabrechnung“, sagte Seiber, Verhandlungsführer der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber forderten die Gewerkschaft weiter auf, bei den anstehenden österreichweiten Arbeitstreffen vom 2. bis 7. November „objektiv über den bisherigen Verhandlungsfortschritt zu berichten und zu konstruktiven und lösungsorientierten Verhandlungen beizutragen“. (WAS)