Bei einer diesbezüglichen Sitzung des Innenausschusses des Bundestages am Mittwoch ließ das Ministerium nach WELT-Informationen jedoch eine konkrete Begründung für sein Vorgehen offen. Und auch beamtenrechtlich betritt Faeser gefährliches Fahrwasser. Warum kann er den unerwünschten Beamten Schönbohm nicht einfach feuern? Faeser hatte sich Anfang Oktober von Schönbohm distanziert, nachdem ein Bericht des „ZDF Magazin Royale“ dem BSI-Präsidenten mangelnde Distanz zu russischen Geheimdienstkreisen über die umstrittene Vereinigung „Cyber“ vorgeworfen hatte ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​ Krieg Deutschland Da Schönbohm die Kündigung nicht gleich selbst zustellte, passierte gut eine Woche lang nicht viel – insbesondere müssen dem BSI-Präsidenten noch konkrete Dienstverstöße nachgewiesen werden. Nun hat Schönbohm Faeser unter Druck gesetzt. Lesen Sie mehr über Innenminister Faeser

Das Innenministerium kündigte am Dienstag an, Schönbohm mit sofortiger Wirkung das Amt des BSI-Präsidenten zu verbieten. Lesen Sie auch Eurojackpot-Aktion online In der Ausschusssitzung wurde bekannt, dass Schönbohm selbst vor Faeser getreten war und bereits am Montag per E-Mail einen Antrag auf Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen ihn gestellt hatte. Ein Beamter hat diese Möglichkeit nach Artikel 18 des Disziplinargesetzes, um sich vom Verdacht eines Fehlverhaltens zu entlasten. Schönbohm ist also nicht bereit, einfach den Hut zu ziehen, er will sich gegen Vorwürfe enger Bindungen zu Russland und mangelnder Servicebereitschaft wehren. Seine Post wurde nach Angaben des Ministeriums jedoch erst am Dienstag bearbeitet. Gleichzeitig wurde nach § 66 Bundesbeamtengesetz ein Dienstverbot „aus zwingenden dienstlichen Gründen“ verhängt. Das Innenministerium vermied es sorgfältig, dem Ausschuss den Eindruck zu erwecken, Schönbohms Korrespondenz habe das Verbot veranlasst, aber Vertreter des Ministeriums erläuterten nicht genau, was die zwingenden offiziellen Gründe waren.

„Das kann man dem BSI-Vorsitzenden nicht wirklich vorwerfen“

Der stark kritisierte Cyber-Sicherheitsrat Deutschland hat das russisch beeinflusste Unternehmen Protelion verboten.  Vereinspräsident Hans-Wilhelm Dünn begründet die Entscheidung.  Er sieht hinter der Debatte um BSI-Chef Schönbohm eher politische als technische Gründe. 
Quelle: KOSMOS |  Jens Röpert 

Die Ausschussmitglieder äußerten sich daraufhin deutlich kritisch zu Faesers Vorgehen: „Das Bundesinnenministerium konnte das Vorgehen auch heute wieder nicht rechtfertigen, weil Herrn Schönbohm die Fortsetzung seiner Amtstätigkeit untersagt wurde, aber Präsident des BSI bleibt.“ Alexander Throm, der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sagte gegenüber WELT: „Es bleiben viele Fragen offen, die das Ministerium nicht beantworten will oder kann. Gerade in diesem angespannten Bedrohungsumfeld schadet dies dem Ruf des BSI als Cyber-Sicherheitsbehörde enorm.“ Ähnlich äußerte sich Manuel Höferlin, der Inlandsabgeordnete der FDP-Bundestagsfraktion, im Gespräch mit WELT: „Das von Bundespräsident Schönbohm beantragte Disziplinarverfahren muss jetzt zügig eröffnet werden, um zu klären, ob und inwieweit die gegen ihn erhobenen Vorwürfe berechtigt sind. – auch auf dieses BSI, um seine Arbeit und seinen Ruf zu schützen. Das Thema ist zu wichtig, um hier Verzögerungen hinzunehmen.” Schönbohm setzt Faeser mit seinem Vorgehen unter Druck: Da das Amt des BSI-Präsidenten als Planstelle B8 nach Bundesbesoldungsgesetz nicht mit einem Beamten besetzt ist, kann der Arbeitgeber Schönbohm nicht einfach unter Berufung auf politische Differenzen in den vorläufigen Ruhestand versetzen. Und die Sperre dauert laut Gesetz auch maximal drei Monate, danach müsste Faeser Schönbohm sie wieder arbeiten lassen, wenn sie keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten erbringt. Auch zwischen dem BSI-Vorsitz und dem Innenministerium gab es vor Faesers Amtsantritt einige Differenzen: Schönbohm, der bei seinem Amtsantritt 2016 von vielen Beobachtern vor allem im Bereich der IT-Sicherheit als Branchenlobbyist und „Cyberclown“ abgetan wurde hatte er das BSI während seiner Amtszeit öffentlich gestärkt. Gleichzeitig hatte er immer die Positionen seiner offiziellen Experten eingenommen, auch wenn sie für BMI unbequem waren.

Schönbohm hatte sich in realen Fragen gegen das Innenministerium gestellt

So hat sich Schönbohm beispielsweise gegen das Ausnutzen von Sicherheitslücken zu nachrichtendienstlichen Zwecken ausgesprochen und sich für eine starke Verschlüsselung in der Kommunikation ausgesprochen – Themen, die das Innenministerium ganz anders sieht. Doch warum BMI jetzt auf einen so hochkarätigen Wechsel an der Amtsspitze drängt, ist selbst Insidern in der Ampelkoalition noch unklar. Denn die Forderungen, die Böhmermann beim Magazin Royale übernommen hat, sind seit langem bekannt. WELT berichtete vor mehr als zwei Jahren über eine mögliche Verbindung zwischen Kreisen russischer Geheimdienste und dem Verein „Cyber“. ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​ ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​ für – Deutsch – Deutsch-Deutsch. Auch Berichte aus der Zeit erwähnen Schönbohms Beteiligung an der Vereinsgründung. Hier finden Sie Inhalte Dritter Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Der Verein wurde bereits im September 2012 in das Vereinsregister in Berlin eingetragen. Als Vorsitzender fungierte der damalige Kaufmann Arne Schönbohm, sein Stellvertreter war Hans-Wilhelm Dünn. Als Schönbohm 2016 zum Präsidenten des BSI ernannt wurde, traten beide zurück. Erst 2018 übernahm Dunne wieder die Führung des Vereins. Wenig später wurden erste fragwürdige Beziehungen des Klubs zu Russland öffentlich. Im April 2019 schrieb WELT über eine geheime IT-Sicherheitskonferenz im bayerischen Garmisch-Partenkirchen. Unter den russischen Organisatoren und Teilnehmern befanden sich hochrangige Sicherheitsbeamte und Männer mit Geheimdiensthintergrund. Vorsitzender des Organisationskomitees war ein ehemaliger Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes KGB, Vladislav Sherstjuk. Thin war der einzige Deutsche auf der Tagesordnung dieses Forums. WELT sagte er damals, er wolle in seinen beiden Vorträgen zeigen, „wie wichtig Vertrauensdialog und gemeinsame Formen zwischen Ländern, Politik und Wirtschaft für die Cybersicherheit sind“. Ausgerechnet mit Russland und seinen Geheimdiensten, die damals schon dafür bekannt waren, unter anderem den Deutschen Bundestag zu hacken? Auf die Frage nach Sherstyuks Hintergrund sagte Dunn, er finde den Kontext des Forums „angemessen“. Zudem hatte er laut „Zeit“ und dem ARD-Magazin „Kontraste“ mit Scherstyuk eine Absichtserklärung zur gegenseitigen Unterstützung während der Konferenz für den Verein mit dem irreführenden offiziellen Namen „Council on Cyber ​​​​​​​​Security“ unterzeichnet von Deutschland. Die Kontaktpflege, auch zu offiziellen Stellen in Russland, gehöre zu seinem Job, sagte Dünn.

Beweise für die Vorwürfe hat Faeser bisher nicht vorgelegt

Wie das „ZDF Magazin Royale“ nun berichtete, gab es eine weitere Verbindung zwischen dem Berliner Link und russischen Geheimdienstkreisen. Das IT-Sicherheitsunternehmen „Protelion“, das bis März 2022 unter dem Markennamen „Infotecs“ firmierte, war Mitglied des Cyber ​​Security Board von Dünn. Infotecs wurde von einem ehemaligen KGB-Mitarbeiter gegründet. Nach der Sendung stellt sich die Frage, ob Schönbohm auch russische Kontakte pflegte. Anfang September 2022 hielt Schönbohm eine Grundsatzrede zum zehnjährigen Vereinsjubiläum. „Sie erfüllen eine wichtige Funktion als Inspirationsquelle und Plattform für den Austausch von Bewusstsein und Managementaufmerksamkeit zum Thema Cybersicherheit“, twitterte er. Der Chef des Clubs, Dunne, war offenbar schon lange im Visier der Spionageabwehr. Wie der Spiegel berichtete, verfolgten ihn Geheimdienstler und belauschten so Gespräche mit Schönbohm. Wenn also die brisanten Zusammenhänge bereits bekannt waren, warum wurde Schönbohm ausgerechnet jetzt freigelassen? Aus Kreisen des Innenausschusses war zu hören, das Innenministerium habe angedeutet, der Verfassungsschutz habe erst jetzt Erkenntnisse vorgelegt, die darauf abzielen, Pflichtverletzungen und mangelnden politischen Scharfsinn des Vorsitzenden des BSI über seine bisherige Verbandsmitgliedschaft hinaus aufzuzeigen . Allerdings hat Faeser bisher keine Beweise vorgelegt, die einem Disziplinarverfahren standhalten würden. Hier kannst du…