Vor dem Derby lachten die FCZ-Bosse Heliane und Ancillo Canepa mit dem gefeuerten Trainer Bo Henriksen. 13 Ligaspiele ohne Sieg, 6 Punkte, Tabellenletzter. Am Sonntag die 1:4-Klatsche im Derby – und das als Meister. Ancillo Canepa, wie enttäuscht bist du? Ancillo Canepa: Groß. Das ist verständlich, vor allem nach den Spielen gegen YB und Basel, wo wir gemeinsam gekämpft und eine hervorragende Abwehr gespielt haben. Ich war mir sicher, dass die Freilassung jetzt gegen die GC kommen würde. Die ersten 25 Minuten waren noch positiv, aber dann sind wir nach den unnötigen Kontern in alte Fahrwasser geraten. Bewegung, Entspannung, Ablenkung, Reden, Aufnehmen oder Schlafen – alles dient dem Frustabbau. Was dir hilft: Ich bin mit vielen anderen Aufgaben und Themen im FCZ beschäftigt und habe daher keine Zeit, mich allzu lange im Frust zu suhlen. Ich bin auch ziemlich stressresistent. Und ich habe das Glück, das Leiden des FCZ innerhalb der Familie teilen zu können… Anders gesagt: Was machst du, um müde zu werden? Ich gehe gerne mit den Hunden spazieren oder fahre mit Chilla im Wald in Zimmerberg Rad. Ich spiele seit einiger Zeit wieder regelmäßig Schach gegen den Computer. Es hilft auch beim Abschalten. Ich höre seit Jahren auch Hörbücher. Sie können in eine völlig andere Welt eintauchen. Sie haben Anfang des Monats nach dem 0:0 gegen Winterthur gesagt, dass Sie Ende Monat vielleicht keinen Lohn zahlen wollen. Es ist Ende des Monats. Haben Sie die Löhne an Ihre Spieler überwiesen? Dies war eine Reaktion auf Spieler, die immer versuchten zu erklären, warum es nicht auf die gleiche Weise funktionierte. Es hieß immer: “Uns fehlte die richtige Einstellung.” Sie können verlieren. Aber das Minimum ist, dass die Einstellung stimmt. Wenn nicht, kann ich es nicht akzeptieren. Aber seien Sie versichert, dass wir diesen Monat weiterhin Gehälter zahlen werden. Brecher nach Derby-Niederlage: „Wir sind da, wo wir sind“ (03:50) Kapitän Brecher sprach nach dem Derby von mangelnder Solidarität. Klingt das nach einem Insolvenzantrag? Das muss man differenzierter betrachten. Erst nach den beiden Toren, kurz vor der Halbzeit, haben wir komplett den Faden verloren. Es half auch nicht, dass unser Manager nicht über die Flanken wirken konnte, sondern im Strafraum eingesperrt war. Bo Henriksen saß nicht, er ging. Hat es Sie gestört? Nein. Ich konnte verstehen, wie er sich fühlt. Oft kann ich nicht einmal still sitzen. Deshalb gehe ich in der zweiten Halbzeit bei Heimspielen manchmal in die erste Reihe. Das gibt mir einen gewissen Spielraum und ich fühle mich näher am Geschehen. Erwarten Sie eine Verlängerung der Sperre von Henriksen? Beim 0:0 in Basel soll er trotz Roter Karte in der Kabine gewesen sein, es gibt keine Regel, die ihm das verbietet. Auch den vierten Offiziellen haben wir vorher gefragt. Er widersprach auch nicht. Ein dummer Sturm in einer Teetasse. Geben Sie Henriksen nicht auch die Schuld, dass er rot sieht? Nein. Bo wollte den Vierten Offiziellen auf den am Boden liegenden FCZ-Spieler aufmerksam machen. Dies, nachdem der Schiedsrichter kein klares Foul gepfiffen und auch nicht reagiert hatte, als der Linienrichter ihn demonstrativ auf den verletzten Spieler aufmerksam machte. Bo hat wohl seine Trainingszone um wenige Zentimeter verlassen. Der FCZ muss unter Henriksen noch gewinnen. Ist es möglich, dass Sie sich doch geirrt haben? Im? Dass das Team nicht besser ist als die Meisterschaftssaison. Nein, ich bleibe bei meiner Aussage: Dank der Neuzugänge ist die nominelle Qualität der einzelnen Spieler besser als in der vergangenen Saison. Das Problem war und ist, dass die neuen Spieler in der Vorsaison und zu Beginn der Saison nicht viel trainiert haben. 1/13 Erstmals seit 1988 muss der FC Zürich 2016 in die Challenge League einsteigen. Ceesay und seine 20 Saisontore sowie Mittelfeld-Durchdringling Doumbia konnten nicht adäquat ersetzt werden. Santinis Bilanz ist schrecklich, Condé ist talentiert, aber wild… Wir wollten Ceesay und Doumbia behalten und haben ihnen Vertragsverlängerungen angeboten. Ceesay hat uns lange aufgehalten und ist dann endlich hinter dem Geld hergelaufen. So war es auch bei Dubia. Sollten die Deals für die beiden nicht verbessert werden? Beim FCZ haben wir eine klar definierte Gehaltsstruktur, daher machen wir keine Ausnahmen. Wir brauchen auch nicht ständig über Ausgänge zu reden. Abgesehen von Ceesay und Doumbia sind fast alle Stammspieler aus der Ligasaison noch dabei. Viele waren zum Saisonstart einfach nicht fit. Wenn ein Herr so tief sinkt, hat auch die sportliche Führung Fehler gemacht. Ich bin ziemlich selbstkritisch. Im Nachhinein ist man immer klüger und hätte das eine oder andere anders gemacht. Was würden Sie heute anders machen?“ Als wir Trainer Franco Fonda engagierten, haben wir unterschätzt, dass er seit fünf Jahren Bundestrainer ist. Er war es gewohnt, aus etwa 50 Spielern den Besten auszuwählen. Aber ein Clubmanager muss mit den Spielern arbeiten, die jeden Tag hier sind. Er muss sie jeden Tag weiterentwickeln, ihre Stärken hervorheben und ihnen vertrauen. Was genau werfen Sie ihm vor?Fonda ist ein guter, erfahrener und loyaler Trainer. Doch die anfänglichen Systemwechsel verunsicherten die Mannschaft, zumal sie durch die vielen englischen Wochen nicht richtig trainieren konnte. Es würde mehr Zeit in Anspruch nehmen. Doch irgendwann passte es nicht mehr zwischen ihm und dem Team. Nichtsdestotrotz sei erwähnt, dass wir mit Franco Fonda die Gruppenphase der Europa League erreicht haben. Am Sonntag haben die FCZ-Fans erstmals lautstark ausgebuht. Ich verstehe die Pfeifen. Die Fans waren bisher sehr geduldig und haben uns immer und überall großartig unterstützt. Hast du Angst, dass sie bald wegbleiben? Nein. Als echter Fan muss man leider auch mal leiden können. Ich denke, sie haben auch das Gefühl, dass wir alles tun werden, um so schnell wie möglich aus diesem Schlamassel herauszukommen. Sind Sie bereit, Ihren Geldbeutel diesen Winter für Neuverpflichtungen zu öffnen? Wir werden in der Winterpause auf jeden Fall die Bücher durchgehen und uns Gedanken über die Teamplanung machen. Wir werden sehr wahrscheinlich Anpassungen vornehmen. Deshalb wirst du auch in anderen Fankurven berühmt. Weil Sie bei der Liga eine Petition gegen den neuen Playoff-Modus eingereicht haben, haben YB-Fans kürzlich ein Transparent mit der Aufschrift “Danke Cillo…” hochgehalten. Hat dich das glücklich gemacht? Ja, natürlich. Ich hatte in den letzten Monaten das Gefühl, mit meiner Meinung zu den Playoffs allein zu sein. Jedenfalls habe ich sehr wenige öffentliche Äußerungen gehört. Dass es jetzt positives Feedback gibt, motiviert mich und freut mich. Warum haben Sie nicht vor der ersten Abstimmung im Mai das „Schottenmodell“ ohne Playoff-Spiele vorgeschlagen? Ich war damals nicht mehr Mitglied des Gremiums und habe zu spät von dem geplanten Projekt erfahren. Alles war bereits auf Kurs und es gab keine Zeit zu reagieren. Warum haben Sie sich alleine beworben? Als die Einspruchsfrist näher rückte, fragte ich die Klubs, die im Mai auch gegen die Playoffs gestimmt hatten, ob sie etwas unternehmen würden. Als ich überall eine gewisse Unsicherheit verspürte, habe ich mich aufgrund der Frist entschieden, mich zu bewerben. So eine Bewerbung kann man nicht in zehn Minuten schreiben. Es muss formal und materiell reglementskonform in deutscher und französischer Sprache abgefasst sein. Und vor allem wollte ich mir hinterher keine Vorwürfe machen, nichts oder zu spät getan zu haben. Im Mai stimmten 16 der 20 Klubs in einer demokratischen Abstimmung für das Playoff-Modell. Versuchen Sie nun, diese Funktion zu verhindern. Bist du ein schlechter Verlierer? Nein. Wenn Sie das Wort Demokratie bereits in den Mund nehmen, leihe ich Ihnen gerne meine Bürgerbroschüre der sechsten Klasse. Darin können Sie nach dem Wort Referendum suchen. Von diesem Recht mache ich jetzt Gebrauch. Die Gegner eines neuen Fussballstadions in Zürich machen seit Jahren dasselbe Recht. Sie haben recht: Ich bin ein gebranntes Kind, wenn es um Einsprüche und Volksabstimmungen geht. Aber das ist nicht dasselbe. Für mich kommt es darauf an, ob ein Einwand sinnvoll und auch sachlich nachvollziehbar ist. Mein Vorschlag ist nicht willkürlich, er ist nicht aus dem Nichts erfunden und er dient keinem persönlichen Interesse. Es ist im Sinne vieler Fußballfans. Die Stadioneinwände, mit denen ich mich auseinandersetzen muss, kommen von Leuten, die aus reiner Willkür den Bau des Stadions verzögern oder verhindern wollen. Mit demokratischer Legitimation hat das nichts mehr zu tun, zumal die Zürcherinnen und Zürcher bereits zweimal Ja zum aktuellen Plan gesagt haben. Für welches Modell die Clubs am 11. November stimmen werden, weiß ich nicht. Neben FCZ, YB, St. Gallen und Luzern. Ich glaube jedoch, dass einige Vereine ihre Meinung geändert haben oder in Zukunft ändern werden. Seit der Abstimmung im Mai habe ich Hunderte von Kommentaren erhalten – schriftlich und mündlich. 99 Prozent halten die Einführung von Playoffs im Fußball für völligen Unsinn. Wie glücklich sind Sie, dass es in dieser Saison aufgrund des Liga-Aufstiegs keine Absteiger gibt? Möglicherweise gibt es bereits einen Abstieg. Der Tabellenletzte muss sich in der Challenge League einem Sperrfeuer Dritter stellen. Wie sicher bist du, dass der FCZ nicht zuschlägt? Daran möchte ich nicht denken! Aber natürlich lügt der Tisch nicht. Umso wichtiger ist es, schnell wieder da rauszukommen. Sieht so aus, als hätten Sie etwas aus der Abstiegssaison gelernt? Freund …