Auch die Ermittlungen wegen Vergewaltigung Praterstern dauern an. Die beiden jungen Syrerinnen, die vor der Frauentoilette „Schmiere“ stehen, schweigen. Es erinnert auch an den Fall, in dem drei afghanische Männer wiederholt eine Frau auf der Praterstern-Toilette vergewaltigt haben sollen. Im Sommer umzingelte eine Gruppe marokkanischer Asylsuchender zwei Frauen am Keplerplatz und griff sie sexuell an. Dadurch entsteht eine Pufferzone.
Regelungen in der Praxis sind oft zahnlos
Auch außerhalb Wiens kommt es zu Straftaten, wie zuletzt an Halloween in Linz. Steine werden auf die Polizei geworfen und die Bilder erinnern an Straßenkämpfe. Bei den randalierenden Jugendlichen handelte es sich laut Polizei mehrheitlich um jugendliche Asylsuchende und Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Rufe nach Konsequenzen werden hier und da laut. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) will mit schnellen Zurückweisungs- und Ablehnungsverfahren gegen kriminelle Asylbewerber und Asylberechtigte vorgehen – natürlich erst nach rechtskräftigen Entscheidungen. Kritiker entgegnen, „geduldete“ verurteilte Straftäter würden auch ohne Aufenthaltstitel eine Grundversorgung erhalten und – wie im Fall des mutmaßlichen Vergewaltigers in Wien – nicht tatsächlich in Länder wie Afghanistan und Syrien abgeschoben werden. Das Ganze ist also sinnlos.
Gemeinsame Anliegen von Bevölkerungsgruppen
Die Debatte um kriminelle Asylsuchende ist ein sehr emotionales Thema. Dem pflichtet Integrationsexperte Kenan Güngör im „Wien heute“-Interview bei. Er betonte zunächst, dass nur “der kleinste Teil” der Asylbewerber kriminell werde. Aber dieser „kleinere Teil“ ist viel größer als in der Mehrheitsbevölkerung. Und diese 0,1 bis 1 Prozent, die wir da haben, sind sichtbar.” Aber gerade Gewalt und Vergewaltigung lassen niemanden kalt, nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, so Güngör weiter, „aber auch die eingewanderte Bevölkerung nicht, weil sie darüber ebenso entsetzt sind.“ Er bekomme viele Briefe, vor allem von Afghanen, “in denen steht, wenn nur einer rührt, müssen wir das sagen, morgen haben wir überall die Anklageschrift.” Es gibt also gemeinsame Anliegen in beiden Bevölkerungsgruppen, Überschneidungen, und da müssen wir ansetzen.
Follower machen das Problem größer als es ist
An erster Stelle verwies Güngör auf ein bekanntes Phänomen der Jugendkultur, das Austesten von Grenzen, die Rebellion, den Wunsch, etwas Subversives zu tun. Bei Fällen wie dem in Leeds muss man genauer hinschauen. Hier hält er es für falsch, von 200 gewalttätigen Jugendlichen zu sprechen. Sogar die Polizeiberichte erwähnen einen Kern, der die Konfrontation mit der Polizei suchte. Dann gab es die Trittbrettfahrer. Aber mindestens die Hälfte der Jugendlichen sollte in der Gruppe sein, „die ausgezogen sind, um ein bisschen Abenteuer zu erleben, aber mit der jetzigen Situation wirklich nicht gut zurechtkommen. Und dann laufen sie mit mir. Und so denke ich, ohne es zu schmälern, dass das Problem größer erscheint, als es wirklich ist.” Güngör verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein neues Phänomen. Jugendgruppen sind nicht in festen Banden organisiert, sondern in losen Netzwerken über digitale Medien. Das führt zu etwas Ähnlichem wie Flashmobs: Innerhalb kürzester Zeit kann eine Gruppe über soziale Medien zu Ausschreitungen aufrufen. Damit würden aber auch viele junge Menschen erreicht, “die eigentlich sozusagen nur zuschauen wollten, dann aber davon erwischt wurden”.