Der Versorgungsengpass ist jedoch nur auf die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern zurückzuführen, erklären die Hilfsorganisationen Amnesty, Asylkoordination, Caritas, Diakonie, Integrationshaus, Samariterbund, SOS Mitmensch und Volkshilfe heute. Die Länder müssen ihren Job machen. „Das ist ein weit verbreitetes strukturelles Versagen des Staates“ im Umgang mit Asylsuchenden, sagte die Geschäftsführerin von Amnesty International Österreich, Annemarie Schlack, heute in einer Aussendung. Bundespflegeeinrichtungen sind voll, weil Staaten zu wenige Menschen aufnehmen. Die Aufgabenverteilung sei “eigentlich sehr klar”.

Länder schlossen bestimmte Distrikte aus

Der Bund muss Menschen aufnehmen und betreuen, bis ihr Asylverfahren in Österreich genehmigt ist. Nach Aufnahme in das Verfahren haben sich die Länder in der Grundversorgungsvereinbarung verpflichtet, diese Aufgabe innerhalb von zwei Wochen zu übernehmen. Allerdings haben einige Länder Quartiere geschlossen, weil die Zahl der Menschen in der Grundversorgung kaum gestiegen ist. Ende August 2022 befanden sich 6.784 Schutzsuchende in Erstaufnahmeeinrichtungen des Bundes. Allerdings seien 4.514 von ihnen bereits in das Verfahren aufgenommen worden, müssten also von den Bundesländern betreut werden – die derzeit rund 5.000 Asylbewerber weniger betreuen als 2019.

„Fehlende Unterstützung für private Wohnungsanbieter“

Die aktuelle Überlastung der föderalen Institutionen ist nicht auf die Zahl der Antragsteller im regulären Asylsystem zurückzuführen, sondern vor allem darauf, dass bisher privat untergebrachte Ukrainer zunehmend gezwungen sind, in organisierte Räume Zuflucht zu suchen. Dies liegt auch an der fehlenden Unterstützung privater Eigentümer. Angesichts gestiegener Preise “ist es jeden Tag weniger selbstverständlich, dass sich Privatpersonen ohne angemessene finanzielle Unterstützung um eine andere Familie kümmern”, sagt Diakonie-Geschäftsführerin Maria Katharina Moser. NGOs fordern mehr Mietbeihilfen für privat lebende Flüchtlinge, Steuervorteile für Vermieter – und schlagen vor, Ukrainer in die Sozialhilfe zu überführen. Humanitäre Organisationen fordern auch die anderen Bundesländer – abgesehen von Wien, das die Hauptlast des Bundes trägt – auf, ihren Verpflichtungen nachzukommen und angemessene Quartiere zu organisieren.