Ein Jugendfußballtrainer soll zehn Kinder und Jugendliche jahrelang missbraucht haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat er die Jungen unter Drogen gesetzt oder belästigt und die Taten gefilmt. Zu Beginn des Prozesses in Frankfurt schwieg er zu den Vorwürfen. Videobeitrag Video 03:37 Minuten | 23. September 2022, 19:30 Uhr | Hessenschau
Prozess gegen ehemaligen Jugendtrainer wegen sexueller Nötigung beginnt
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Als der Fall im Dezember 2021 ans Licht kam, sorgte er bundesweit für Entsetzen: Ein Jugendfußballtrainer, der unter anderem beim Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden arbeitet, soll jahrelang Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht und vergewaltigt haben.
Bis Freitag musste er sich vor dem Landgericht Frankfurt in 69 Fällen wegen Vorwürfen der Vergewaltigung, des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Nötigung Minderjähriger verantworten. Die Anklage wirft dem 35-Jährigen vor, zwischen Anfang 2014 und letztem Dezember zehn Jungen missbraucht zu haben. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung.
Zu Prozessbeginn schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Zum Schutz der minderjährigen Opfer wurde die Öffentlichkeit während der Anklageverlesung vom Prozess ausgeschlossen.
Drohungen, Drogen und Urlaub zusammen
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft vergewaltigte er ein zur Tatzeit 16-jähriges Mädchen rund 50 Mal. Der Angeklagte soll sein Opfer über einen Zeitraum von rund drei Jahren ab April 2016 manipuliert, isoliert und eingeschüchtert haben. Gleichzeitig soll er als besorgter und hilfsbereiter Erzieher auf den Jungen zugegangen sein und regelmäßig sexuellen Kontakt mit ihm gehabt haben, wozu sich der Junge aufgrund der zuvor geschaffenen Bedrohung gezwungen fühlte. Bei einer anderen Gelegenheit soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Januar 2014 und Februar 2015 wiederholt sexuelle Handlungen an einem damals 15- oder 16-Jährigen vorgenommen haben. Der Verdächtige war damals der Fußballtrainer des Jungen. Bei sechs dieser Gelegenheiten soll er Gewalt verübt haben, teils zu Hause, teils während gemeinsamer Ferien in Spanien und Österreich. Er soll einen anderen Jugendlichen in seine Wohnung gelockt haben, indem er sich als Bedrohung ausgab und ihn bei späteren Besuchen zu sexuellen Handlungen zwang. Im Oktober 2021 wurden laut Staatsanwaltschaft fünf junge Männer im Alter zwischen 14 und 17 Jahren und ein Zehnjähriger in seine Wohnung gelockt. Dort soll der ehemalige Trainer die Jungen mit Getränken und Süßigkeiten mit Schlaftabletten unter Drogen gesetzt haben. Anschließend führte er sexuelle Handlungen an ihnen durch und filmte sie teilweise mit einer Handykamera.
Opfer müssen wahrscheinlich als Zeugen aussagen
Der Angeklagte sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft. Zu den Vorwürfen will er sich noch nicht äußern. Der SV Wehen Wiesbaden ließ den Mann bald nach Bekanntwerden der Vorwürfe frei und entließ ihn später ohne Vorwarnung. Der Verein teilte Ende vergangenen Jahres mit, dass die Nachwuchsspieler der dritten Liga von den Vorfällen nicht betroffen seien. Zu Beginn des Verfahrens betonte der Verband, er habe „in dieser aufsehenerregenden Angelegenheit vom ersten Tag an eng und vertrauensvoll mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet und die Ermittlungen entsprechend unterstützt“. Dem Jugendstrafgericht steht eine umfangreiche Beweisaufnahme mit einer ersten 12-tägigen Anhörung bis Ende November bevor. Der nächste Prozesstag ist der 5. Oktober. Wie bei der Anklage werden auch andere Teile des Prozesses wahrscheinlich hinter verschlossenen Türen abgehalten, da die Opfer wahrscheinlich alle als Zeugen aussagen müssen.
Dutzende Vergewaltigungen Drei weitere Anklagepunkte gegen den ehemaligen Jugendtrainer des SV Wehen Wiesbaden
Seit Mai ist eine Anklage gegen einen ehemaligen Jugendtrainer des Fußball-Drittligisten Wehen Wiesbaden anhängig. Nun erhebt die Staatsanwaltschaft Frankfurt drei weitere Anklagepunkte – alle drehen sich um Vergewaltigung und sexuelle Nötigung Minderjähriger.
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Ausstrahlung: hr-fernsehen, Hessenschau, 23.09.2022, 16:45 Uhr
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Gepostet am 23.09.22 um 09:23 Quelle: Frank Angermund, hessenschau.de, dpa/lhe