Weitere Filialen müssen wohl schließen: Galeria Karstadt Kaufhof sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren – zum zweiten Mal in weniger als zwei Jahren.
Der letzte große deutsche Warenhauskonzern in Deutschland, Galeria Karstadt Kaufhof, sucht erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das teilte ein Vertreter des Unternehmens in Essen mit.
Dem Konzern dürften weitere Ladenschließungen bevorstehen – laut Galeria-Chef Miguel Müllenbach muss das Filialnetz um mindestens ein Drittel reduziert werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien daher unvermeidlich, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der Warenhausriese betreibt derzeit 131 Filialen in 97 deutschen Städten mit 17.000 Mitarbeitern.
Bereits zweite Insolvenz
Es ist das zweite Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren, dass der aus der Fusion von Karstadt und Kaufhof entstandene Warenhauskonzern Insolvenz anmelden musste. Bereits während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen Rettung in Schutzschirmverfahren gesucht. Das Insolvenzverfahren dauerte bis Ende September. Das war mit harten Einschnitten verbunden: Rund 40 Filialen wurden geschlossen, rund 4.000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro Schulden abgeschrieben. Das wird dem Unternehmen einen Neuanfang ermöglichen.
Die Hoffnung, dass das Team dann frei von vielen Altlasten erfolgreich starten könnte, erfüllte sich jedoch nicht. Im Gegenteil: Anfang 2021 und Anfang 2022 musste der schrumpfende Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt half der Finanzstabilisierungsfonds dem Konzern mit insgesamt 680 Millionen Euro.
Kriegslast und Energiekrise in der Ukraine
Nun geriet Galeria durch die Folgen des Ukraine-Krieges und der Inflation erneut in Bedrängnis: Vorstandschef Müllenbach warnte vor einigen Wochen, Galeria befinde sich „in einer gefährlichen Situation“ aufgrund stark steigender Energiepreise und schleppender Konsumausgaben. Das Team braucht frisches Geld, um weiterzumachen.
Doch ob die Warenhauskette wieder staatliche Beihilfen erhält, ist umstritten: Kritiker sehen das Geschäftsmodell als überholt an, beklagen beihilfebedingte Wettbewerbsverzerrungen oder sehen Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilien-Milliardär René Benko, in der Verantwortung.
Befürworter staatlicher Beihilfen verweisen auf die große Bedeutung der Kaufhäuser für die Attraktivität vieler Innenstädte.