Kann First Boston die Credit Suisse stürzen? Die Credit Suisse verkauft und lagert einen Großteil ihrer Investmentbank aus: Was aber, wenn die First Boston-Tochter künftig enorme Verluste erleidet? Soll CS dann einspringen? 1/5 Credit Suisse lässt CS First Boston wieder aufleben. Die Aktionäre der Credit Suisse haben die Nase voll von der Investmentbank der Credit Suisse (IB). 5.259.000.000 Franken hat IB in den letzten 21 Monaten, also seit Anfang 2021, verbrannt. Mit milliardenschweren Schäden und vielen teuren Gerichtsverfahren ist IB ein Fass ohne Boden und lässt die Bank in tiefrote Zahlen sinken. Mit der geplanten Reform der Bank soll aber alles besser werden. IB wird reduziert und weitgehend ausgelagert. So wird die CS einen Großteil des Geschäfts mit verbrieften Hypotheken oder Kreditkartenschulden verkaufen. Andererseits lagert sie ihre Kapital- und Beratungsaktivitäten an ein neues Unternehmen aus, das fortan als CS First Boston bekannt sein wird. Und riskante Vermögenswerte landen in einer „Bad Bank“, wo sie schließlich liquidiert werden.
Soll die Credit Suisse die Verluste der Tochtergesellschaft übernehmen?
Aktionäre dürften sich über diesen Schritt freuen: Die Verluste der Investmentbank werden künftig nicht mehr alle Gewinne aus dem Schweizer Geschäft und der Vermögensverwaltung auffressen. Aber gilt das auch, wenn die CS-Tochter First Boston weiterhin jedes Jahr Hunderte von Millionen verschwendet? «Die Credit Suisse muss weder die Verantwortung für die Tochtergesellschaften tragen noch deren Verluste decken», sagt Peter V. Kunz (57), Bankexperte und Rechtsprofessor an der Universität Bern. Allerdings gibt es durchaus Fälle, in denen eine Muttergesellschaft die Haftung vertraglich zusichert. Dieser Schritt kann Vertrauen bei Geschäftspartnern oder Kunden aufbauen. Das komme immer wieder vor, sagt Kunz: «Die Credit Suisse hat dazu aber nichts kommuniziert.» Und dann gäbe es noch einen Ausnahmefall: Wenn das Verhalten der Credit Suisse gewisse haftungsrechtliche Erwartungen weckt und diese später enttäuscht. Das komme aber praktisch nie vor, betont Kunz.
CS bekommt den Kopf nicht aus der Schlinge
Ganz anders die Situation bei “Bad Bank”. Kunz ist überzeugt, dass, wenn auch laufende Rechtsprozesse oder Haftungsrisiken ausgelagert werden, dies mit vertraglichen Zusicherungen der Muttergesellschaft einhergehen sollte: «Die Credit Suisse kann es sich aus Reputationsgründen nicht leisten, schlechte Risiken auszulagern und will sich deshalb aus dem Fall zurückziehen.» Juristisch würde das kaum helfen: „Kläger könnten in einem Prozess argumentieren, dass die Bank Risiken mit der Tochtergesellschaft gebündelt hat, um Haftungsrisiken abzuleiten“, sagt der Juraprofessor. Weist First Boston schlechte Daten auf, kommen die CS-Aktionäre nicht ohne Haftung davon, auch nicht ohne Haftung: Denn dann verliert die Credit Suisse-eigene First Boston an Wert – und die Bank muss schmerzhafte Wertanpassungen vornehmen.