Die Leiche von Linus A. (†24) wurde erst nach einem Jahr gefunden. Ralph Donghi und Michael Sahli Warum hat Pascal K.* (23) seinen Freund Linus A.** (†24) lebendig in einer Höhle im Bruggerberg begraben? Seit Montag steht Aargauer vor dem Bezirksgericht Brugg unter anderem wegen Mordes vor Gericht, ihm droht eine Haftstrafe von über 16 Jahren. K. gab zu, die Tat begangen zu haben. Aber er kann sie vor Gericht nicht wirklich erklären. Auch die Angehörigen der Opfer warteten vergeblich auf echte Reue oder eine Entschuldigung. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Akt der Eifersucht aus: Der beschuldigte Empfänger IV war eifersüchtig auf sein Opfer, weil Linus A. einen Job hatte. K. wollte, dass sein Freund “genauso scheiße” sei wie er. Eine Woche zuvor soll im Kanton Tessin das erste Attentat stattgefunden haben. Pascal K. stieß seinen Freund beim Wandern zu Boden. Das Opfer überlebte den ersten Angriff durch Glück.

Der Angeklagte griff einen Mitgefangenen an

Der Angeklagte wurde um 8 Uhr in Handschellen und Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt. Per Video-Feed beantwortet er später Fragen aus dem Nebenraum. Er sei “ein bisschen nervös”, sagte der Angeklagte vor Gericht und kratzte sich am Kopf. Das sei alles ein bisschen kompliziert für ihn, fügt er hinzu. Dann beginnt der Präsident des Gerichts, ihn zu befragen. Pascal K. sagt, er mache im Gefängnis nicht viel. Er ist gesundheitlich angeschlagen, legt sich viel hin und arbeitet nur von Dienstag bis Donnerstag. Er beging hinter Gittern weiterhin Verbrechen, überfiel einen Mithäftling und musste deshalb vom Kanton Solothurn nach Lenzburg überstellt werden. Mit seinem Opfer Linus A. unternahm er viele Ausflüge und forderte ihn immer wieder zu Mutproben heraus. Am Tattag im April 2019 bestand die „Herausforderung“ für Linus A. darin, im Bruggerberg einzustürzen. Pascal K. rollte daraufhin einen schweren Stein vor die winzige Öffnung (30 x 50 cm). Sein Freund bettelte um sein Leben. Doch der Angeklagte warf weiter Material vor den Eingang. Bis er nichts mehr hörte. Dann entzündete Pascal K. vor der Höhle ein Feuer und backte ein Servlet. Nach Angaben des Experten erfror Linus A. innerhalb eines Tages. Mord am Bruggerberg: Eltern des Beichtvaters zeigen Briefe im Gefängnis! (01:07)

“Hilf mir, lass mich gehen, ruf den Krankenwagen!”

Das Gericht will wissen: Warum hat Pascal K. seinen Freund lebendig begraben? „Ich weiß nicht, was mir damals durch den Kopf gegangen ist“, sagt Pascal K. „Ich verstehe es heute noch nicht.“ Daran dachte er überhaupt nicht. Warum er dem Opfer zuvor Uhr, Jacke und Handy abgenommen hat, kann Pascal K. auch nicht beantworten. Und warum hat er Linus A. nicht geholfen, als er rief: “Hilf mir, lass mich gehen, ruf einen Krankenwagen!” Pascal K.: „Keine Ahnung. Ich habe einfach so lange abgeschaltet, bis es niemand herausgefunden hat.” Dann gibt der Angeklagte zu, dass er “wenige Meter vom Tatort entfernt ein Feuer gemacht und etwas gebraten hat”. Warum; “Ich muss hungrig gewesen sein.” Am nächsten Tag ging er wieder hinauf in die Höhle. Laut Anklage hörte er keine Geräusche. Später kehrte er nicht mehr zum Tatort zurück. Ein Jahr später, am 7. April, seinem Todestag, sei er “sehr traurig”. Er sagte der Untersuchung auch: “Ich kann mir vorstellen, dass mit mir etwas nicht stimmt.” Der Vater des Opfers brach im Gerichtssaal in Tränen aus und sagte über seinen toten Sohn: „Wir vermissen ihn. Gerade verlassen”. Er ist überzeugt, dass der Angeklagte seinen Sohn im Tessin töten wollte. “Sonst hätte er ihn behalten.” “Ihm geht es heute überhaupt nicht gut”, so der Vater des Opfers. Sein Magen schmerzt, wenn er daran denkt, wie sein Sohn in der Höhle zu Tode erschrocken sein muss. „Zwei Minuten sind eine lange Zeit. Es ist brutal. Ein trauriger Tod. Das wünsche ich keiner Familie.” Sein Sohn wird immer bei ihnen bleiben. Höhlentot von Bruggerberg: Pascal K. (22) gesteht die Tat (00:38)

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt

Der Vater des mutmaßlichen Täters spricht in einer Prozesspause mit finsterem Blick. Er sagt: „Wir könnten ihn ab und zu mal für 45 Minuten besuchen“, sagt Felix K.* (60). Er und sein Sohn hoffen auf eine milde Strafe. “Er hatte genug Probleme in seinem Leben. Er fühlt sich nicht gut nervös.” Der Gutachter geht davon aus, dass Pascal K. an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Außerdem soll er ADHS haben und unterdurchschnittlich intelligent sein – er gibt einen IQ von etwa 71 an. Der Angeklagte sei vor der mutmaßlichen Tat „bereits in verschiedenen Anstalten untergebracht“ worden. Es gab Meinungsverschiedenheiten mit Patienten und Mitarbeitern. „Er hatte schon immer Schwierigkeiten, Regeln zu akzeptieren“, so der Experte weiter. Außerdem hatte er keine dauerhafte Beziehung zu einer Person. Am Dienstag geht es weiter mit den Eingaben der Verteidigung, der Staatsanwaltschaft und der Anwälte der Opfer. *Der Name ist bekannt **Name geändert