Am Donnerstag folgt die erste Debatte über den Haushaltsentwurf. Vom 4. bis 11. November wird in den Ausschüssen des Nationalrats debattiert, beginnend wie gewohnt mit einer Expertenanhörung. Das Budget 2023 soll am 17. November im Nationalrat zur Genehmigung vorliegen. APA/Hans Punz Im vergangenen Jahr hielt der inzwischen aus der Politik ausgeschiedene Gernot Blümel (ÖVP) als Finanzminister die Haushaltsrede
Die Schuldenkosten sind in die Höhe geschossen
Im vergangenen Jahr hielt Gernot Blümel (ÖVP) die Haushaltsrede. Der von Brunner entworfene Haushalt ist durch hohe Schulden belastet, die in den letzten Jahren der Pandemie durch großzügige CoV-Hilfen und heftige Zinserhöhungen angehäuft wurden. Dazu kommen milliardenschwere Anti-Inflationspakete, massive Inflation und stagnierendes Wirtschaftswachstum. Aufgrund von Zinserhöhungen der EZB zur Bekämpfung der Inflation sind die Kosten der österreichischen Schulden in diesem Jahr deutlich gestiegen. Österreich zahlte im Jänner 0,09 Prozent für zehnjährige Anleihen, aktuell sind es 2,68 Prozent. Von Januar bis August 2021 zahlte der Bund 1,9 Milliarden Euro an Zinsen für seine Schulden, im gleichen Zeitraum dieses Jahres stiegen die Zinszahlungen des Bundes auf 3,9 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung von über 100 Prozent. ORF.at/Roland Winkler Blick in den Plenarsaal Der Finanzminister hat sich zum Ziel gesetzt, die Schulden zu reduzieren und die Schuldenquote in den kommenden Jahren auf 70 % des BIP zurückzuführen. Dies sei notwendig, weil die Aussichten für Österreich kritischer gesehen würden und „das unsere Verschuldung verteuert“, sagte Brunner kürzlich.
Energiepreise als wichtiger Unsicherheitsfaktor
Angesichts der schwierigen Wirtschaftslage und des eskalierenden Krieges in der Ukraine ist der Haushalt voller Unsicherheiten. Die Inflation wird nicht nur 2023 hoch bleiben und die Wirtschaftsaussichten sind düster. Die Entwicklung der Energiepreise ist ein wichtiger Unsicherheitsfaktor. Einige Experten glauben, dass der von der Regierung beschlossene Energiekostenzuschuss für Unternehmen nicht ausreichen wird und eine Preisobergrenze notwendig ist.
Debatten über Österreichs Haushalt
Die Regierung legte ein milliardenschweres Paket für einen klimafreundlichen Umbau der österreichischen Industrie vor und erntete viel Kritik von SPÖ und NEOS über die Ausgestaltung des Pakets. Das Energiekostenzuschussgesetz fördert energieintensive Unternehmen mit insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Unternehmen, deren Energiekosten mindestens 3 % ihres Umsatzes ausmachen, können die Förderung ab Mitte November beantragen – noch in diesem Jahr soll das Geld fließen. Gefördert wird nur, wer nachts auf Heizung und Beleuchtung von Geschäften verzichtet.
Die Inflation spiegelt sich in allen Sektoren wider
Kritiker werfen der Regierung vor, insgesamt zu wenig zur Eindämmung der Inflation zu tun und nur auf Hilfsmaßnahmen zu setzen. 2023 kostet allein die Abschaffung der Kälteentwicklung den Staat 1,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig schlägt sich die Inflation in allen Bereichen des Haushalts nieder: in den Gehältern der Bundesbediensteten, den Renten, den Sachkosten und allen Versorgungsgütern. Schulen und Universitäten beispielsweise schimpfen bereits über Heizkosten und fordern mehr Geld. Allein für die Renten sind im nächsten Jahr 2,7 Milliarden Euro mehr budgetiert, die Pflegereform wirkt sich mit 0,8 Milliarden Euro aus und 2024 werden für Außenpolitik und Asyl fast 500 Millionen Euro budgetiert.
Auch das Innenministerium und die Bundeswehr bekommen mehr
Auch das Innenministerium erhält 400 Millionen Euro mehr, von denen ein Teil in den Aufbau von Resilienz und Krisenprävention sowie Cybersicherheit investiert wird. Berichten zufolge wird jedoch mehr als die Hälfte zum Inflationsausgleich verwendet, also die Gehälter von Polizisten und anderen Angestellten. Vor dem Ukraine-Krieg gibt es mehr Geld für die Bundeswehr. Im nächsten Jahr kommen 680 Millionen Euro hinzu, was einer Steigerung von derzeit 2,64 Milliarden Euro (0,6 Prozent des BIP) auf 3,32 Milliarden Euro (0,7 Prozent des BIP) entspricht. Aber auch hier wirkt sich die Inflation aus: 100 Millionen davon werden benötigt, um dies auszugleichen. 2024 steigt das Budget auf 3,7 Milliarden, 2025 auf 4,2 Milliarden und 2026 auf 4,7 Milliarden Euro. Insgesamt sind es bis 2026 fünf Milliarden Euro. Das Geld soll in den Personenschutz von Soldaten, Mobilität, Panzer und Luftverteidigung investiert werden.
Von kalter Entwicklung bis Sozialleistungen
Auch einige wichtige Gesetze werden in dieser Woche verabschiedet. Unter anderem wird der kalte Fortschritt abgeschafft, die Rentenerhöhung für 2023 und die Strompreisobergrenze vereinbart. In Bezug auf die kalte Rolle können derzeitige Lohnerhöhungen dazu führen, dass Menschen in eine höhere Steuerklasse fallen und am Ende real nicht mehr Geld haben als zuvor. Diesem Effekt wird nun entgegengewirkt, indem die Steuerklassen jedes Jahr an die Inflation angepasst werden – allerdings nur um zwei Drittel. Was der Staat mit den restlichen Mehreinnahmen macht, ist ihm überlassen. Vorerst sollen Personen, die wenig Einkommensteuer zahlen, überdurchschnittlich entlastet werden. Familien- und Sozialleistungen werden künftig automatisch jährlich veranlagt. Dazu gehören Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld und Studienbeihilfe.
Rentenerhöhung und Strompreisobergrenze
Renten, die nur um die gesetzlich vorgeschriebenen 5,8 % steigen, wird mit einer Einmalzahlung im Herbst geholfen. Die Bezahlung sollte in erster Linie kleine und mittlere Berichte begünstigen. Die Ausgleichszulage, de facto die Mindestrente, wird um rund zehn Prozent steigen. Auch das Thema Energiepreise wird im Nationalrat behandelt – in Form einer Strompreisobergrenze. Bis Mitte 2024 werden 80 % des Verbrauchs eines durchschnittlichen Haushalts subventioniert. Bis zu dieser Grenze ist zusätzlich zu diesem Marktpreis nur der Vorkrisenpreis zu zahlen. Auch Unternehmen werden unterstützt. Das Budget für die Subventionierung von Energiekosten steigt von 450 Millionen Euro auf 1,3 Milliarden Euro. Gefördert werden energiesparende Unternehmen, die mindestens 3 % ihres Umsatzes für Strom, Erdgas und Kraftstoff ausgeben.
Leichtfried: Selbstaufgabe der Bundesregierung
Die Opposition erwartet nicht viel Gutes vom Bundeshaushalt 2023. SPÖ-Vizepräsident Jörg Leichtfried sprach am Dienstag auf einer Pressekonferenz über ein fiskalisches, finanzielles und wirtschaftliches Desaster, das ÖVP und Grüne in Folgeregierungen hinterlassen haben. NEOS wiederum forderte die Regierung auf, „zur Gießkanne zu greifen“. Angesichts dessen, was über den Haushalt bekannt sei, könne nur ein Schluss gezogen werden, nämlich dass weder die ÖVP noch die Grünen damit rechnen, in der nächsten Regierung vertreten zu sein. Das Geld der Steuerzahler wird in einem beispiellosen Ausmaß und ohne Nutzen verschwendet. Damit wurden sechs Milliarden Euro vor der Inflation verbraucht. „Und was ist billiger geworden? Nichts ist billiger geworden.“ Sein Fazit: „Wenn der Haushalt Zahlenpolitik ist, dann ist das die Selbstaufgabe der Bundesregierung.“
Fragen Sie nach einer Gaspreisobergrenze
Statt preissenkender Maßnahmen setzt die Regierung auf bereits abgeschaffte Pauschalzahlungen. Er verwies auf die steigende Inflationsrate und Warnungen von Wirtschaftsforschern vor einer Stagflation. Eine Deckelung der Gaspreise ist daher notwendig und Österreich sollte nachziehen. Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel und Energie ist ebenfalls erforderlich. Die CO2-Steuer muss inklusive der Erhöhung im nächsten Jahr ausgesetzt werden. Auch gegen überhöhte Benzinpreise sollte vorgegangen werden. “Was macht der Finanzminister außer auf der Pendeluhr zu schlafen?” fragte Leichtfried.
NEOS durch Gießkanne
NEOS wurde auch durch Staatsausgaben ins Abseits gedrängt. „Jeder, der denkt, weiß, dass eine Kneipe irgendwann leer ist“, sagte Wirtschaftssprecher Gerald Locker auf einer Pressekonferenz. NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger forderte verstärkte Investitionen in Digitalisierung, erneuerbare Energien sowie Forschung und Entwicklung. Von den rund zwölf Milliarden Euro an Hilfsmaßnahmen gingen laut Meinl-Reisinger nur 400 Millionen Euro gezielt an ärmere Haushalte. Die allermeisten Gelder würden einfach überall verteilt, kritisierte die Ausgestaltung von Maßnahmen wie dem Klimabonus und der Strompreisbremse. Lediglich 90 Millionen Euro wurden für Investitionen wie die Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien aufgewendet. „Das ist nicht nachhaltig, das ist absolut populistische Gießkannenpolitik, die uns teuer zu stehen kommen wird“, sagte Meinl-Reisinger. Der NEOS-Chef wartet auch darauf, dass der Finanzminister aufsteht und sagt: „Ich habe keinen Geldautomaten.“ Was Sie ausgeben, müssen Sie zurückbekommen. Loacker erwartet, dass der Finanzminister die Lohnnebenkosten drastischer senkt und die kalte Rolle rückwirkend zum 1. Januar 2022 abschafft. Außerdem soll der Überstundenfreibetrag erhöht werden. Loacker forderte außerdem eine Steuergutschrift für Vollzeitbeschäftigte und eine Halbierung der Lohnsteuer für über 65-Jährige.