BILD-Journalist Iman Sefati (35) ist in Teheran geboren und aufgewachsen. Sein Vater wurde vom iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi, dem damaligen Henker von Teheran, zum Tode verurteilt. Mit nur 35 Jahren. Der Familienvater wagte den Protest gegen die Islamische Revolution. Erst 14 Tage später erfuhr Imans Mutter vom Tod ihres Mannes. Heute lebt Iman in Berlin. Über WhatsApp und Instagram verfolgt er nun den mutigen Aufstand des iranischen Volkes gegen das Mullah-Regime.
Hier sein Tagebuch:
► Donnerstag, 22. September, 9.04 Uhr: Ich mache mir Sorgen um meine Familie und Freunde im Iran. Meine WhatsApp-Nachrichten haben nur eine Markierung. Medien: Nicht geliefert. Die Lage ist dramatisch: Die Iraner sind jetzt im Süden bewaffnet und bekämpfen die Islamisten. ► 12 Uhr: Mullahs blockiert WhatsApp. Deshalb höre ich nichts von meinen Leuten.
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► 14:44 Uhr: Demonstrantinnen sind immer noch auf den Straßen, Sicherheitskräfte gehen brutal vor, erschießen einige. Das Mullah-Regime ist unerbittlich – mein Vater Akbar wurde 1988 im Iran hingerichtet, meine Mutter Tahereh (62) floh schließlich mit mir nach Deutschland.
In Babol (Nordiran) brennt ein Banner mit dem Kopf von Mullah Ayatollah Ali Khamenei, Menschen protestieren auf den Straßen
Foto: ddp / abaca press
► 20:07 Uhr: Mein Freund Asal (17) schickt mir ein Video aus Teheran. Zum Anschauen: Sicherheitskräfte erschießen protestierende Frauen.
► 21:30 Uhr: Mein Cousin Narges (32) schreibt aus Ost-Teheran: „Die Revolutionsgarden des Iran sind unterwegs! Sie sind überall und schwer bewaffnet. Sie kennen keine Gnade. Sie erschießen alte und junge Männer und Frauen.”
► Freitag, Mitternacht: Ich kann nicht schlafen, Twitter checken, ich habe Angst um meine Familie, schlafe erst um 4 Uhr morgens ein.
► Freitag, 6.30 Uhr: Ich öffne Twitter auf meinem iPhone, sehe ein Foto von zwei toten Frauen. Die Sicherheitsleute des Mullahs erschossen sie. Sofort wach.
► 7.34 Uhr: Meine Freundin Kasrah (34) schreibt mir: „Iman, Waffen sind die einzige Lösung.“ Er befürchtet, dass das Regime Panzer schicken wird. “Dann ist es vorbei.”
Getötet: Mashsa Amini (22)
Foto: IMAGO/ZUMA Wire
Erschossen: Hananeh Kia (23)
Foto: Twitter
Erschossen: Mascha Mogoi (18)
Foto: Twitter
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► 10.02 Uhr: Meine Freundin Nima (27) schreibt mir aus Teheran: „Versorgt uns mit Waffen. Sonst werden sie uns hier abschlachten.” Und: “Lass uns nicht hängen.” ► 11:02 Uhr: Frauen und Männer kämpfen unbewaffnet auf den Straßen gegen die Soldaten des Mullah-Regimes. Das ist eine Revolution. Es wird mein Land für immer verändern. ► 11.17 Uhr: Meysam (36), der Ehemann meiner Cousine Narges (32), schreibt mir auf Instagram: „Heute bauen sie Teheran ab.“ Er meint: die Demonstranten. „Ich hoffe, dass JEDER im Ausland dies melden und unsere Stimme sein wird!“ Mit Schere und Feuer im Iran Frauendemonstrationen gegen die Mullahs Quelle: Reuters / AP / Faezeh Afshan via Reuters / [email protected] / [email protected]_83 21.09.2022