Sein Erfolg lag ihm nicht in der Wiege. Vor 25 Jahren drehte die Regisseurin Friedolin Schönwiese mit ihm und den anderen einen kunstvollen Schwarz-Weiß-Kurzfilm: „Es geht“. Sie waren damals Kinder mit einer ungewissen Zukunft, die auf Intensivpflege angewiesen waren. Man sah den Alten mit einem Tonbandgerät spielen, Hagleitner unterhielt sich mit seiner Mutter, sie half ihm beim Sprechen.

mitten im Leben

Sie sind jetzt in ihren 30ern und haben sich ihren Platz im Leben erkämpft. Schönwiese verbringt Zeit mit ihnen, viel Zeit. An einer Stelle, während die Kamera läuft, scherzt Alt: „Was ich esse, wie ich heiße, wo mein Lieblingsporno ist – das weißt du schon alles.“ Mit der eklatanten Distanzlosigkeit hat die Dokumentation nichts zu tun, im Gegenteil. Hier wird geschaut und gewartet – was die Protagonisten zeigen wollen. itworksfilm.com Michael Hagleitner ist ein erfolgreicher Sportler als Rennläufer Hagleitner beispielsweise arbeitet bei der ÖBB-Infrastruktur im Bereich Logistik an einem betreuten Arbeitsplatz. Es nimmt Bestellungen entgegen, verwaltet eine Datenbank und hat einen Überblick über eine Containerverladestation. Ein Vorgesetzter hilft ihm bei der Kommunikation, „übernimmt“ aber nie, sondern unterstützt nur dort, wo es nötig ist. Ein Assistent ist für einen Urlaub an der Nordsee sowie ein Sportevent in Dänemark dabei, an dem Hagleitner erfolgreich als Rennläufer teilnimmt. Er ist mitten im Leben. mehr zum Thema

Die Geschichte im Klartext

„Daran hätte ich vor 20 Jahren nicht gedacht“

Alt kann in Interviews gesehen werden, wie er ein Konzert besucht, seine Videos bearbeitet und live als “Golden G” auf Facebook auftritt. Im Interview mit Scholz von der ORF-Redaktion Inklusive Lehre sagt er auf die Frage, was ihm einfällt, wenn er den alten Film von Schönwiese und jetzt den neuen sieht: „Vor zwanzig Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal sitze in meiner Wohnung“, mit 24-Stunden-Betreuung, und kann und darf alleine und selbstbestimmt leben. Und dass ich machen kann, was mir gefällt.” itworksfilm.com „Apfelmeister“ Valentin Bräuer mit einer Perchte Der Film trägt diesen Spaß mit dem auf dem Land lebenden Bräuer auch in eine Welt, die viele Großstädter nicht mehr kennen. In seiner Welt wird noch immer mit dem „Quetschn“ musiziert. dann kommen die Perhten ihn besuchen, necken ihn und lassen sich von ihm necken. Und bei der Arbeit ist er überall: Zu Hause kocht er Nudeln ebenso wie im Bienenhaus oder pflückt Äpfel, mit Hilfe der Caritas. Wie würde er seinen Job beschreiben? “Bauer? Apfelpflücker? Apfelwirt? Apfelmeister!” itworksfilm.com

„Expanding Mind“-Porträts.

Regisseur Schönwiese erzählt Scholz aus der Lehrredaktion, wie er vor 25 Jahren auf die Idee zum ersten Film kam. Er hatte damals als Beamter in einer Schule mit verschiedenen Kindern mit Behinderung gearbeitet: „Die Idee kam daher, dass ich nach meinem Zivildienst anderen nicht erklären konnte, was ich in der Schule mache.“ Er wollte zeigen, wie Kinder Kraft aufbringen, um ihren Alltag zu meistern – weil er es mit Worten nicht erklären konnte. Dem Prinzip, zu zeigen, was Worte nicht erklären können, ist Schönwiese mit „It Works II“ treu geblieben. Er braucht seine Protagonisten nicht als Helden im Sinne positiver Distinktion zu stilisieren. Er zeigt ihnen nur Respekt, indem er sie in Ruhe lässt. Der Film wurde mit großem Erfolg auf der Diagonale gezeigt. Im Katalog heißt es treffend: „Drei filmische Porträts, die unsere Wahrnehmung verändern und bewusstseinserweiternd wirken“.