Der amerikanische Rennstall will dem Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher „so viel Zeit wie möglich geben, um zu sehen, was er kann“. Ein enttäuschender 16. Platz auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez am vergangenen Sonntag blieb jedoch hinter den Erwartungen von Teambesitzer Haas zurück – und könnte nun Schumacher zum Verhängnis werden. GP von Mexiko Verstappen als Voldemort? “Hamilton benutzt meinen Namen nicht” UPDATE GESTERN UM 09:18 Schumachers Cockpit ist als einziges noch offen für die Saison 2023. Noch vor dem WM-Finale in Abu Dhabi soll über seine Zukunft entschieden werden. In einem Interview mit „RTL“ sagte Teamchef Gunter Steiner am Dienstag: „Wir sind nah dran.“ Damit bleibt dem Formel-2-Champion von 2020 nur noch das Rennen in Brasilien (11. bis 13. November), um die Verantwortlichen zu überzeugen. Oder ist seine letzte Chance schon vorbei?

Schumacher erklärt: Haas’ Tempo lässt nach

In Mexiko-Stadt war laut Schumacher ohnehin nicht viel zu holen. „Selbst mit einem guten Start hätten wir aufgegeben. Die Pace des Rennens war heute nicht da“, sagte er im TV bei Sky. Nachdem der Haas eine Woche zuvor in Austin und im Qualifying am Samstag extrem flink und schnell aussah, war davon am nächsten Tag nichts mehr zu spüren. „In Austin hatten wir den Speed, um in die Punkte zu fahren. Aber heute war die Pace nicht da, das hat man bei beiden Autos gesehen“, so Schumacher weiter. „So gesehen glaube ich nicht, dass er in den Vertragsgesprächen eine große Rolle spielen wird“, ist sich der 23-Jährige sicher. Immerhin knüpfte Schumacher im teaminternen Duell mit Kevin Magnussen in Mexiko an seine Erfolge an. Seit Silverstone ist er in elf Rennen sieben Mal vor seinem dänischen Teamkollegen ins Ziel gekommen und hat im direkten Vergleich nur vier Mal verloren. Eine Statistik, die für die Deutschen spricht – und eine gefährliche Wahrheit verbirgt.

Der Trend spricht für Schumacher – doch die Punkte fehlen

Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen. Sowohl in Silverstone (P8) als auch eine Woche später in Spielberg (P6) fuhr Schumacher in die Punkteränge und zeigte sein Potenzial. Im gleichen Zeitraum fuhr Magnussen dreimal in die Punkteränge und verteidigte seinen Vorsprung auf seine Teamkollegen im Gesamtklassement (24:12). Und das ist der springende Punkt. Für Haas gibt es im erbitterten Kampf der Designer nur eine Währung: Punkte. Damit sind die Ergebnisse von Magnussen, der zu Saisonbeginn eine überragende Leistung gezeigt hat, für Gene Haas und Teamchef Günther Steiner Gold wert. Betrachtet man die Saison insgesamt, kann Schumacher den direkten Vergleich mit 11:7 anführen. Aber wenn es darauf ankam, war Magnussen der Mann für die Punkte – der Mann fürs Überleben. Mick Schumacher (rechts) im Gespräch mit Kevin Magnussen Bildnachweis: Getty Images

Kritische Stimmen von Haas-Chef: Zu viel Potenzial – zu hohe Kosten?

Haas ist nach wie vor von Schumachers unbestrittenem Talent überzeugt. „Ich glaube, Mick hat viel Potenzial“, lobte Teamchef Haas seinen Schützling. Aber wie in anderen Sportarten spielt auch in der Formel 1 Geld eine wichtige Rolle. “Aber es kostet uns ein Vermögen und es ruiniert viele Autos”, kritisierte Haas. “Es hat uns viel Geld gekostet, das wir einfach nicht haben.” Damit bezog sich der Amerikaner auf Schumachers zahlreiche Unfälle in diesem Jahr. In Saudi-Arabien kostete ihn ein Sturz im Qualifying die Teilnahme am Rennen. In Imola kollidierte er mit Fernando Alonso. Ein Crash mit Sebastian Vettel in Miami kostete ihn wichtige Punkte. Beim Monaco-Klassiker brach sein Auto fast in zwei Teile. Sein Sturz im Training in Suzuka war seine letzte hochkarätige Rutsche. Neben den finanziellen Sorgen, die den US-Rennstall plagen, könnte Schumacher auch ein offensichtlicher Vertrauensverlust seitens Ferrari zum Verhängnis werden. Wie Ende August bekannt wurde, wird der Deutsche ab 2023 kein Mitglied der Ferrari Academy mehr sein. Damit hätte Haas, das eng mit Ferrari zusammenarbeitet, einen weiteren Grund, sich anderweitig auf dem Fahrermarkt umzusehen.

Droht Schumacher mit der Rückkehr des „Hulk“?

Ein alter Bekannter soll sich dabei in den Vordergrund gestellt haben: Nico Hülkenberg. Eine Wahl, die angesichts der großen Erfahrung des 35-Jährigen äußerst sinnvoll erscheint. In seinen neun Jahren als Stammfahrer fuhr Hülkenberg 177 Mal einen Formel-1-Grand-Prix und sammelte Punkte für vier verschiedene Teams. Der Kampf ums Mittelfeld ist auf den Deutschen zugeschnitten. Unerwarteter Gewinn für Haas? Auch Hülkenberg kam in dieser Saison zweimal zum Einsatz und vertrat den erkrankten Sebastian Vettel. Er beeindruckte sofort und belegte in Saudi-Arabien einen starken zwölften Platz. Nico Hülkenberg ersetzte Sebastian Vettel bei Aston Martin in den ersten beiden Rennen der Saison Bildnachweis: Getty Images Darüber hinaus wird auch Hülkenbergs technische Affinität sehr geschätzt. Seine beiden Auftritte als Ersatzfahrer für Racing Point in Silverstone im Jahr 2020 waren nach Angaben des Rennstalls so beeindruckend, dass die gewonnenen Erkenntnisse eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des darauffolgenden großen Upgrade-Pakets spielten. Infolgedessen holte Racing Point zwei Podestplätze, darunter einen Sieg beim Großen Preis von Bahrain. Folglich wäre Hülkenberg ein gutes Gegenstück zu Magnussen. Obwohl der Däne regelmäßig hervorragende Ergebnisse erzielt, kann ihm mangelnde Konstanz vorgeworfen werden. Darüber hinaus ist der 30-Jährige dafür bekannt, das Beste aus einem minderwertigen Auto herauszuholen, anstatt sein technisches Feedback zu nutzen, um es voranzutreiben.

Schumacher hat noch eine Chance

Auf den ersten Blick würde ein Engagement von Hülkenberg Sinn machen. Aber die Situation ist viel komplizierter, als sie durch einfache Zahlenspiele gelöst werden könnte. Den aufstrebenden Schumacher beispielsweise gegen einen Fahrer einzutauschen, der seit drei Jahren keine Formel-1-Saison absolviert hat, birgt ein großes Risiko. Plus: Wie groß ist Hülkenbergs Hunger nach einer regulären Pilotenrolle? Bevor die endgültige Entscheidung über Schumachers Zukunft in der Formel 1 fällt, steht nur eines fest. In Brasilien hat der 23-Jährige es wieder in der Hand. „Micks Zukunft wird von Mick entschieden“, sagte Teambesitzer Haas kürzlich. Und Schumacher hofft in Sao Paulo auf dasselbe. Das könnte Sie auch interessieren: Warum immer ich? Alonso bringt Alpin in Bedrängnis Norris: Möglicher WM-Titel für McLaren „in den nächsten Jahren“ GP von Mexiko Besser als Schumacher und Vettel: Verstappen bricht F1-Rekord AKTUALISIERT GESTERTAG UM 22:03 GP von Mexiko Verstappen bricht Siegesrekord und gibt die nächste Kampfansage ab UPDATE GESTERN UM 21:43