Wolfgang Kubicki war am Mittwochnachmittag verärgert über Äußerungen zu Sexismus-Vorwürfen in der eigenen Partei. Nachdem die FDP-Politikerin Silvana Koch-mehrin in ihrem Buch „Jetzt, wo ich nicht schon tot bin“ offen über ihre sexistischen Erfahrungen während ihrer Zeit in der FDP schrieb, wandte sich Sandra Maischberger in ihrer Talkshow an die stellvertretende Vorsitzende. Er zitiert aus einem Interview, das Kubicki 2010 gegeben hat: „Ich habe einmal meine Parteikollegin Silvana Koch-mehrin geschlagen“, sagte er. “Wir saßen in einem Café in Brüssel, weil ich irgendwie auf die Idee gekommen bin, sie zu fragen, ob sie FDP-Generalsekretärin werden will.” Die Tagesspiegel-App Aktuelle News, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Plus die digitale Zeitung. Hier kostenlos herunterladen. Darauf angesprochen, sagt Kubicki nur: „Manchmal ist das so. Du flirtest und merkst, dass das Flirten zurück ist, aber plötzlich ist dein Partner da.” Koch-Mehrin sagte dem WDR, sie habe ihren Mann vor 20 Jahren gebeten, „nach etwa einer Stunde vorbeizukommen, weil ich vermutete, dass da mehr war“. Heute hält er es für absurd, dass sich eine Frau auf einen Mann verlässt, der sie beschützt. In der Maischberger-Sendung schilderte Kubicki die Situation aus seiner Sicht: Er rief sie an mit dem Angebot, Generalsekretärin zu werden, und verabredete sich dann mit ihm in einem Café in Brüssel. „Dann haben wir uns zum Kaffee getroffen und dann habe ich geflirtet“, sagt der FDP-Vizepräsident. „Plötzlich stand ein Typ neben mir, der dreimal so groß und doppelt so breit war wie ich. Und er sah auch ziemlich fit aus. Also dachte ich mir, vielleicht solltest du besser gehen.” Ab und zu ist das so. Du flirtest und merkst, dass das Flirten zurück ist, aber plötzlich ist dein Partner da. Wolfgang Kubicki, stellvertretender Vorsitzender der FDP Al Maischberger fragte, ob man so etwas heute noch wahrnehmen könne. „Flirt ist noch denkbar, hoffe ich“, antwortet der FDP-Politiker. Silvana Koch-Netzin beschrieb in ihrem Buch weitere Vorfälle im Parteiumfeld, nannte aber keine. „Hände auf meinem Knie, ein sanfter Griff an der Schulter. Sanfte Rückenmassagen, unaufgefordert. Ein Dreck hier, eine Obszönität da, probiere aus, was funktioniert“, schreibt er unter anderem darin. Maischberger fragte Kubicki, ob das heute noch Stimmung in der Partei sei. Koch-Überin sei seit 2014 nicht mehr in der FDP aktiv. Das könne sie nicht beantworten, sagte Kubicki, weil sie nicht verstehen könne, was mit den Frauen in der Partei passiert.

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