Der fallende Energiekonzern Uniper machte einen Rekordverlust von 40 Milliarden Euro – einer der größten Nettoverluste, die jemals von einem börsennotierten Unternehmen weltweit gemeldet wurden.
Der zu verstaatlichende Erdgasversorger Uniper hat für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres einen Konzernverlust von rund 40 Milliarden ausgewiesen. Darin enthalten sind etwa zehn Milliarden Euro Kosten für die Lieferung von Ersatzmengen Erdgas, wie Deutschlands größter Erdgasimporteur heute mitteilte.
Darüber hinaus wurden erwartete zukünftige Verluste aus Bewertungseffekten bei Derivaten und der Bildung von Rückstellungen im Zusammenhang mit russischen Gaskürzungen in Höhe von 31 Mrd. € berücksichtigt.
Die Nettoverschuldung stieg massiv an
Die Nettofinanzschulden stiegen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich von 324 Millionen Euro auf 10,906 Milliarden Euro. Uniper hatte bereits in der vergangenen Woche einige vorläufige Zahlen vorgelegt und vor weiteren Belastungen in zweistelliger Milliardenhöhe gewarnt. Zudem hat das Unternehmen bereits mehr als die Hälfte seines Grundkapitals verbraucht.
Eine konkrete Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr hält sich das Unternehmen angesichts der hohen Unsicherheit über die tatsächlich künftig tatsächlich bezogenen Erdgasmengen und die Kosten eines etwaigen Ersatzbezugs zurück. Der Konzern äußerte sich äußerst vage und erwartete ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) und einen bereinigten Jahresüberschuss, „die deutlich negativ sind und deutlich unter dem Vorjahr liegen“.
Zentrale Rolle für die Erdgasversorgung
Der Gasgroßhändler beliefert mehr als 100 Stadtwerke und Großunternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle in der deutschen Erdgasversorgung. Uniper ist von den Lieferausfällen Russlands hart getroffen worden. Der Konzern muss die fehlenden Mengen mit hohen Verlusten am teuren Spotmarkt einkaufen, um seine eigenen Lieferverpflichtungen zu erfüllen, und gerät dadurch in finanzielle Schwierigkeiten.
„Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, kauft Uniper seit einiger Zeit Erdgasmengen zu deutlich höheren Preisen ein und hat dadurch bekanntermaßen erhebliche Verluste angehäuft, weil die Kosten für die Ersatzgasversorgung nicht an die Verbraucher weitergegeben werden“, erklärte CFO Tiina Tuomela heute bei der Vorstellung des Neunmonatsberichts -Counting.
Abstimmung mit der Bundesregierung in der Schlussphase
Die Abstimmung mit der Bundesregierung zum Stabilisierungspaket befindet sich nach Unternehmensangaben nun in der Endphase. Vor mehr als einem Monat einigten sich die Bundesregierung, Uniper und der bisherige Mehrheitsaktionär Fortum of Finland auf die weitgehende Verstaatlichung von Uniper.
Vorgesehen sind unter anderem eine Kapitalerhöhung und der Erwerb der Uniper-Anteile durch Fortum. Der Bund soll dann rund 98,5 Prozent der Uniper-Aktien besitzen. Die Aktionäre werden voraussichtlich in der zweiten Dezemberhälfte auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abstimmen. Die EU-Kommission muss der Verstaatlichung noch zustimmen.
Zurückgegangene Uniper-Aktie in Zahlen
Als Reaktion auf die Zahlen im frühen Handel fiel die Uniper-Aktie sogar um 3,9 % auf 3,03 Euro und gehörte damit zu den großen Verlierern im Index der kleinen Werte SDAX. Im bisherigen Jahresverlauf hat die Aktie bereits mehr als 90 Prozent an Wert verloren. Im September erreichte er mit 2,55 Euro ein Rekordtief.
Uniper mit Rekordverlust – BMW und Hannover Rück besser als erwartet
Bianca von der Au, HR, 03.11.2022 10:49 Uhr