In einer verrückten Mannschaftskonstellation ging es am Donnerstag hin und her: Während Sturm zur Halbzeit noch Dritter war, wechselte man nach der Führung von Feyenoord eine halbe Stunde vor Schluss auf ausgetretene Pfade. Aus eigener Kraft hätte die Mannschaft von Christian Ilzer das kleine Fußballwunder nicht stemmen können. Der Sieg der Dänen durch Anders Dreyer (15., 72.) war verdient.
Das bittere 0:6 in Rotterdam machte schließlich den Unterschied. Die Schwarzen dürfen sich also auf ihren ersten internationalen Frühling seit 2000/01 freuen, als eine Mannschaft von Trainer Ivica Osim die Gruppenphase der Champions League eindrucksvoll überstand. Die Grazer waren in einer guten, aber gefährlichen Ausgangsposition nach Herning gereist. Schon ein Unentschieden würde reichen, um sich zu qualifizieren. Gleichzeitig drohten eine Niederlage und ein Heimsieg von Feyenoord gegen Lazio Rom einen historischen Abstieg, der nun eingetreten ist: Nie zuvor wurde in einem UEFA-Wettbewerb eine Mannschaft mit acht Punkten Schlusslicht. Anscheinend hatte Christian Ilzer keinen Taschenrechner parat. Otar Kiteishvili und Tomi Horvat werden die besonderen Momente für die Doppelführung William Böving/Albian Ajeti schaffen müssen. Der zuletzt erkrankte Kapitän Stefan Hierländer saß nur auf der Bank. Jon Gorenc-Stankovic war wieder fit, um Ivan Ljubic zu ersetzen, der als einziger Spieler fehlte (gesperrt). Nach zehn ungeschlagenen Spielen in Folge drohte Sturm 2022 das Ende eines erfolgreichen Europacup-Jahres zu markieren. 600 Sturm-Fans hatten die Reise in den Norden angetreten – und damit ihren Ticketpool im modernen, knapp 11.500 Plätze fassenden Herning-Stadion restlos ausverkauft . Sie waren enttäuscht, aber zunächst fand Sturm das Spiel in einer krachenden Atmosphäre gut. Kitesvili, Sieger der letzten beiden Begegnungen, verpasste nach einer Ecke die erste Top-Chance (10.). Der unbedeckte Georgier brachte seine Direktabnahme nicht zum Tor. Ansonsten auf der anderen Seite, wo Dreyer per Innenpfosten eine Konterchance zum 1:0 nutzte (15.). Vorbereiter Gustav Isaksen hatte zuvor mit einem leichten Schubser gegen Dante Platz gemacht – zu wenig für die slowenische Schiedsrichtergruppe um Matej Jug. Von dort ließ Midtjylland den Sturm beginnen. Die Grazer in Kombination, begleitet von scharfen Zweikämpfen, blieben attraktiv, wirkten aber in kritischen Momenten nervös. Ajeti machte den Kopfball nicht richtig (22.), der Distanzschuss von Alexander Pras ging zu zentral (32.). Zwischendurch erhielt Kiteisvili nach einer Schwalbe im Strafraum die Gelbe Karte.
Ilzer reagierte persönlich auf die Pause. Er kam für Physis mit Emanuel Emegha anstelle von Böving und David Schnegg verteidigte ebenfalls auf der linken Seite für Dante, der eine Gelbe Karte hatte. Im ungeordneten Spiel fand Sturm nicht die nötige Präzision im Passspiel. Mit verschränkten Armen beobachtete Ilzer von der Seitenlinie aus, wie sich die tief sitzende Opposition nur auf Auswechslungsmöglichkeiten konzentrierte. Dies führte zur Vorabentscheidung. Emiliano Martinez setzte mit Gurkerl gegen Gorenc-Stankovic im rechten Eck auf den Elfmeterpunkt für Isaksen, der wiederum Dreyer im Zentrum zum zweiten Schuss traf (72.). Unmittelbar zuvor hatte Ajeti nach einem Pass von Sneg seinen Blick nicht richtig eingestellt (70.). Der Kopfball des eingewechselten Jakob Jantscher ging bei einer letzten Chance am langen Pfosten vorbei (76.). Danach spielte Midtjylland konsequent um den Heimsieg.
Die Tore im Video
Dreyer macht das 1:0 für Midland (15.) Dreyer erhöht auf 2:0 (72.)
(WAS) Artikelbild: GEPA