Hansi Flick ist knapp zwei Monate alt, nur noch zwei Länderspiele stehen bevor, bevor das DFB-Team in Katar zur WM startet. Es gibt viel zu tun, wie das Nations-League-Spiel gegen Ungarn gezeigt hat.
Dass Flick seine erste Niederlage als Bundestrainer mit 0:1 kassierte und es für die Deutschen in der Nations League A nicht mehr gut aussieht, der Sieg in Gruppe 3 außer Reichweite ist, sind Nebenbemerkungen. Dass es bis zur WM aber nur am kommenden Montag (26.09.2022, Liveticker bei sportschau.de) gegen England und einen Test gegen Oman geht, ist angesichts dieser Vorstellung besorgniserregend.
Kimmich: „Wir haben alles verpasst“
„In der ersten Halbzeit sind wir überhaupt nicht gegangen, wir haben alles verpasst“, sagte Joshua Kimmich hinterher dem ZDF. “Wir haben unsere Tugenden auf dem Platz überhaupt nicht bekommen.” Thomas Müller analysierte: „Man hat schon gemerkt, dass viele von uns es im Verein derzeit nicht leicht haben. Es wird jetzt viel Kritik geben, aber wir wissen, dass wir es noch viel besser können.“
Bundestrainer Flick räumte ein: „Uns hat der Mut gefehlt und wir haben zu viele einfache Fehler gemacht. In der zweiten Halbzeit war es besser, aber dann müssen wir ein Tor machen.“
Viele Fehlpässe, kein Aufbauspiel
Die nicht für die WM qualifizierten Ungarn starteten überraschend aggressiv, bescherten England zuletzt in der Nations League eine historische 0:4-Heimniederlage. Vor ausverkauftem Haus in Leipzig zwang das Team von Trainer Marco Rossi die DFB-Mannschaft zu einigen Fehlern im Spiel und verhinderte den Aufbau der Deutschen sehr effektiv.
Flick hatte auf sein bevorzugtes 4-2-3-1-System mit Timo Werner vorne statt Kai Havertz gesetzt, um mit Werners Schnelligkeit die stilistische Formation der „tiefen Läufe“ zu etablieren – doch davon war lange nichts zu spüren. Jahr. Immer wieder boten Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané Sprints hinter die ungarische Kette, Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich spielten die Pässe aber entweder gar nicht oder zu ungenau.
Nations League, 5. Spieltag Pfeil nach rechts Live Now: Deutschland läuft die Zeit davon Rechtspfeil
Sensations-Tor von Oldie Szalai
Nach 17 Minuten gingen die Gäste verdient in Führung – durch ein spektakuläres Tor eines alten Bundesliga-Bekannten. Adam Szalai, der für Schalke, Hannover und Hoffenheim arbeitete und sich schließlich nach Mainz zurückzog, ist nun 34 Jahre alt und geht mit seiner Nationalmannschaft auf Abschiedstournee. Er zeigte, was er nach einer Ecke von links noch kann: Mit dem Rücken zum Tor lullte der Mittelstürmer den fassungslosen Marc-André ter Stegen mit der Hacke an den langen Pfosten.
Das DFB-Team wackelte gewaltig. Niklas Süle und Antonio Rüdiger überraschten mit einem schnellen Freistoß, Daniel Gazdag tauchte frei vor ter Stegen auf, doch der Barça-Keeper verhinderte mit gutem Stellungsspiel das 0:2 (25.). Im eigenen Ballbesitz produzierte Deutschland weiterhin unglaublich wenig, es fehlte an Tempo, Kreativität, Gefühl für die wenigen Freiräume und vor allem an Mut, einen riskanten Pass zu öffnen.
Erste Torchance kurz vor der Pause
Nur sechs Minuten vor dem Seitenwechsel gelang es den Deutschen erstmals, eine leichte Torgefahr zu entwickeln. Doch Thomas Müller trieb die linke Seite von David Raum genau in die Arme von Péter Gulácsi. Zur Halbzeit pfiffen die Leipziger in die Trillerpfeifen und Flick sah sich auf seinem Laptop einige Videosequenzen an, bevor es in die Kabine ging.
Die erste Folge davon war ein Wechsel zum zweiten Durchgang: Thilo Kehrer kam für den schwachen Gnabry, Jonas Hofmann verbesserte sich von Rechtsverteidiger um einen Platz. Offenbar hatte auch Gündogan klare Anweisungen erhalten: Er wagte es endlich, hinter die ungarische Fünferkette zu kommen, was zu mindestens einer Großchance für Sane (52.) und einem Abseitstor von Müller (53.) führte.
Viele Turnovers, aber zumindest mehr Aufwand
Auch im zweiten Durchgang machte sich das bemerkbar: Die Deutschen waren immer noch in erschreckendem Maße fehleranfällig, aber das Zurückerobern der vielen Fehlbälle klappte nun deutlich besser. Etwas mehr Aggression war zu erkennen, manchmal auch der Versuch direkter Kombinationen, doch von Leichtigkeit und Souveränität blieb die DFB-Elf meilenweit entfernt.
In den letzten 20 Minuten prüfte Flick dann die Kreativspieler Havertz und Jamal Musiala, wurde aber erst nach zwei heftigen Schüssen von Kimmich gefährlich. Andererseits musste ter Stegen in der Schlussphase zwei ungarische Konter gegen Martin Ádám und László Kleinheisler retten, sodass die Niederlage noch schlimmer hätte ausfallen können.