Thomas Gutschker
       Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die NATO und die Benelux-Staaten mit Sitz in Brüssel.       

Schließlich hat sich Stoltenberg tatsächlich mit Bundeskanzler Olaf Soltz und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht beraten, beide SPD. Anschließend kündigte die Kanzlerin an, dass Scholz und Stoltenberg die geplante Aktualisierung der strategischen Vision des Bündnisses sowie die “notwendigen Anpassungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine und die Umsetzung der Nato-2030-Agenda” besprochen hätten. Man sei sich einig, “dass vom Gipfel ein Signal der Entschlossenheit und Einigkeit des Bündnisses ausgehen muss”.

Scholz sagte gegenüber Stoltenberg, „die Gipfelbeschlüsse müssen sicherstellen, dass die Nato ihre Kernaufgabe – den kollektiven Schutz des euro-atlantischen Raums – auch im nächsten Jahrzehnt glaubwürdig und erfolgreich erfüllen kann.“ Deutschland werde sich „angemessen“ daran beteiligen Scholz erwähnte in diesem Zusammenhang sowohl den 100 Milliarden Dollar schweren “Sonderfonds” für die Bundeswehr als auch die Zusicherung, die er vergangene Woche bei einem Besuch auf der Ostseite der Nato abgegeben hatte.

3000 oder 5000 Soldaten

Deutschland sei daher bereit, „in Litauen eine starke und kriegsstarke Brigade zu führen“, die aus Kampftruppen der Bundeswehr besteht und möglicherweise durch multinationale Formationen ergänzt wird. Zur Größe der Verbindung machte Scholz keine Angaben, es könnten 3000 oder 5000 Soldaten sein. Derzeit sind dort 1.600 Soldaten stationiert, darunter 1.000 Deutsche. Allerdings muss ein Teil der Truppe in Deutschland bleiben, sich abwechseln und mit den Litauern üben. In einer gemeinsamen Erklärung mit dem litauischen Präsidenten war von “eskalierenden Verstärkungen” die Rede, die es “dem Bündnis ermöglichen würden, seine Bodentruppen langfristig zu einer Brigade auszubauen”.

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Dies entspricht nicht den ursprünglichen Vorstellungen der litauischen Regierungen, die eine volle Brigade auf ihrem Territorium wollten, und zwar dauerhaft. Allerdings zeigt sie nun den Weg auf, den andere Staaten beschreiten wollen, um die Ostseite zu stärken. Bisherige Battle Groups in acht Nato-Staaten werden verstärkt, dort aber nicht in voller Stärke präsent sein. Nicht nur in Berlin wurde immer wieder von den großen Anstrengungen berichtet, Soldaten und ihre Familien über mehrere Jahre hinweg umzusiedeln. Dann sollte das Gastland auch Schulen und Kindergärten haben. Zudem kann eine „stufenweise Formation“ aus rein militärischer Sicht sinnvoll sein, damit nicht alle Truppenteile der gleichen Gefahr ausgesetzt sind. Stoltenberg lobte die deutsche Ankündigung nach seinem Treffen mit der Kanzlerin. Deutschland sei bei der Vorbereitung auf den Gipfel “vorbildlich”, sagte die Nato. Er bezeichnete den Sonderfonds der Bundeswehr als „ein bemerkenswertes und wichtiges Zeichen für andere Verbündete“. Auch die Beitrittsanträge Finnlands und Schwedens wurden erörtert. Eigentlich wollte Stoltenberg in dieser Woche Vertreter beider Länder und der Türkei in Brüssel empfangen, um einen Weg zur Beendigung der türkischen Blockade zu finden. Allerdings reichten die Aufnahmen in Ankara nicht bis zu einem bestimmten Datum, was zeigt, wie sensibel das Thema ist. Möglicherweise findet nächste Woche ein dreigliedriges Treffen statt, wenn die Verteidigungsminister des Bündnisses in Brüssel darüber beraten. Ob Stoltenberg dann als Vermittler fungieren kann, hängt von seiner Genesung ab.