Ein Studiengang gilt als prüfungsaktiv, wenn im Studienjahr Prüfungen im Umfang von 16 ECTS-Credits abgelegt wurden. Wer diese unterschreitet, also nicht über die erforderlichen ECTS-Punkte verfügt, setzt das Studium inaktiv fort. Für das Studienjahr 2019/2020 teilte das Wissenschaftsministerium mit, dass 62 Prozent aller staatlichen Hochschulen Prüfungen abhielten. An den Universitäten schwankte der Anteil zwischen 54 Prozent (Universität Wien) und 96 Prozent (Mozarteum). Die Studienpläne sind so gestaltet, dass mit 60 absolvierten ECTS pro Studienjahr das Studium in einer Mindeststudienzeit absolviert werden kann.
ECTS-Punkte
Das ECTS-Leistungspunktesystem (European Credit Transfer and Accumulation System) ist z.B. B. eine Vergleichbarkeit umfassender Studienleistungen ermöglichen. Ein ECTS-Abschluss bedeutet einen Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stunden.
Alter, Erwerbstätigkeit und Betreuungspflichten
Die IHS-Studie bestätigt im Wesentlichen das vorhandene Wissen über studentische Testaktivitäten. Beispielsweise werden in prüfungsfreien Studiengängen gar keine ECTS vergeben („no show“). Das bedeutet, dass Studierende entweder nur eingeschrieben sind, aber nicht studieren, oder studiert haben, aber keine Prüfungen oder Hausarbeiten abgelegt haben. Generell spielen höheres Alter, Erwerbstätigkeit und Betreuungspflichten eine Rolle, ob jemand schnell oder langsam lernt. „Je älter die Studierenden, desto niedriger die Abschlussquoten“, sagte Forscherin Thaler in dieser Woche bei einem ausführlichen Hintergrundgespräch. Ältere Studierende sind zunehmend erwerbstätig und haben auch mehr Betreuungspflichten, wie zum Beispiel Kinder. Beispielsweise weisen Männer in Ingenieurstudiengängen nach früheren Analysen höhere Abschlussquoten auf. „Auch Männer besuchen häufiger eine HTL – und diejenigen mit HTL-Matura haben höhere Abschlussquoten in technischen Studiengängen“, erklärt Thaler. Zudem brechen Studiengänge, die im ersten Studienjahr keine Prüfungen ablegen, häufiger ab als solche, die Prüfungsleistungen erbringen.
Zugangsbeschränkungen als Lösung?
Auf universitärer Ebene scheinen Zulassungsregeln besonders effektiv für den Studienerfolg zu sein. Der Studie zufolge sind die Abschlussquoten in Fächern mit strengen Zulassungsverfahren deutlich höher als in Fächern ohne solche Beschränkungen. Höhere Abschlussquoten bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass die absolute Zahl der Abschlüsse zunimmt. Denn das ist seit Einführung des Aufnahmeverfahrens in vielen Fächern untergegangen. Am geringsten ist der Anteil der prüfungsaktiven Studiengänge laut IHS-Studie in Philosophie, Statistik, Kunstgeschichte, Theologie und Wirtschaftsrecht (jeweils unter 40 Prozent). Das sind laut Thaler auch die Studienrichtungen, die oft als Zweitstudium dienen. Den höchsten Anteil an aktiven Studien gibt es in der Human- und Veterinärmedizin. Es ist fast 100 Prozent da. In Zahnmedizin und Psychologie sind es fast 90 Prozent. Für diese Studienrichtungen gibt es Aufnahmeverfahren und die Studienplätze sind begrenzt.
liebe Studenten
Natürlich sind Examensstudenten für die Universitäten wertvoll. Vor einigen Jahren basierten die Hochschulbudgets auf einem Säulensystem: Lehre, Forschung und Infrastruktur/Entwicklung. Allein in der Säule Lehre fließen 94 Prozent der Mittel in prüfungsaktive Studiengänge. In Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium verpflichten sich Hochschulen, die Zahl der von ihnen geprüften Studien – in der Regel – zu erhöhen und erhalten im Gegenzug je nach Studienaufwand zwischen 10.700 und 53.500 Geld. Zuletzt hatten die Hochschulen das gesteckte Ziel erreicht: Bis Ende 2021 mussten sie insgesamt 185.164 aktive Prüfungen oder eine Steigerung von 3 % verbuchen. Das liegt laut Wissenschaftsministerium zum einen am Finanzierungsmodell der Hochschulen, das mehr Verpflichtungen erfordert, zum anderen spielt auch der Corona-bedingte Fernunterricht eine Rolle. Das Ziel für die aktuelle Performance-Periode von 2022 bis 2024 lautet: Dieses Niveau muss auf jeden Fall gehalten werden. APA/Martin Hörmandinger Zugangsbeschränkungen können den Prüfungsbetrieb erhöhen, findet IHS-Studie
Förderung und Einschränkungen
Die Mehrheit der für die IHS-Studie befragten Studierenden führte ihre geringe Studienaktivität auf verschiedene Schwierigkeiten mit Leistungsanforderungen, Lernverhalten und der Qualität der Lehre unter Covid-19-Bedingungen zurück. Als Gründe wurden aber auch zeitliche Engpässe aufgrund von Berufstätigkeit, Betreuungspflichten oder Krankheiten genannt. „Manche Schüler geben ihnen die ‚Schuld‘ für geringe Aktivität, manche Schüler anderen, zum Beispiel den Studienbedingungen“, sagt Thaler. Eine geringe Prüfungsaktivität muss jedoch nicht immer negativ bewertet werden. Natürlich gibt es auch Studierende, die aufgrund verschiedener Faktoren (z. B. Erwerbstätigkeit) wissen, dass ihr Studium länger dauern kann. Ab diesem Semester müssen übrigens mindestens 16 ECTS-Punkte in zwei Jahren erreicht werden. Natürlich gibt es auch mögliche Auswege aus der Prüfungsträgheit. Im Gespräch mit Reportern nannte Thaler zielgruppenspezifische Maßnahmen anhand der jeweiligen Bedürfnisse der Studierenden. Möglich wäre auch, die Rahmenbedingungen für den Hochschulzugang zu flexibilisieren oder gar zu verschärfen, um den Übergang von der Schule ins Studium zu erleichtern. Für Personen, die „plötzlich“ keine Prüfungen mehr ablegen (z. B. durch einen tödlichen Schlaganfall), könnte die Beurlaubung erleichtert werden.
Es braucht mehr Effizienz
Oliver Vitouch, Kanzler der Universität Klagenfurt und Vizepräsident der Universitätskonferenz, stellte schnell klar, dass die Rahmenbedingungen eine politische Entscheidung sind. In den vergangenen Jahren sei viel getan worden, um die Prüfungstätigkeit zu steigern, sagte er im Hintergrundgespräch. Vitouch ist bekannt für seine Position, dass mehr Engagement im Studium erforderlich ist. „Das größte Problem in Österreich ist, dass suggeriert wird, dass sowieso alles möglich ist: Arbeiten, Studieren und Familie gleichzeitig.“ Prüfungsträgheit ist ein Problem, dem man sich zunächst stellen muss, indem man die Vorgaben der Hochschullandschaft hinterfragt. “Jeder hat diese haarige Sau”, sagte Vitouch, dem niemals gerecht werden konnte. Als Dekane wollten sie zum Beispiel eine Mindestrendite für die Studierenden, weil diese Lösung das Engagement erhöhen würde. Schließlich wurde die Regel (16 ECTS in vier Semestern) „verwässert“. Tatsächlich waren 16 ECTS über zwei Semester vorgesehen. Elmar Pichl, Referatsleiter im Wissenschaftsministerium, wollte es natürlich nicht dabei belassen und sprach über wichtige Schritte der letzten Jahre. Er fragt sich aber auch, wie das Gesamtsystem effizienter gestaltet werden kann. Die Ergebnisse der Studie könnten genutzt werden, um an einigen Schrauben zu drehen, sagte er. Was genau übrig bleiben wird, blieb offen. Derzeit sind keine Gesetzesänderungen geplant und laut Vitouch ist das Budget derzeit sowieso das größte Problem.