In Attendorn im Sauerland soll ein achtjähriges Mädchen jahrelang von ihrer Mutter im Haus eingesperrt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Von Christian Albrecht und Christian Wolf

Noch sind viele Fragen offen, aber was bisher über den Fall eines achtjährigen Mädchens aus dem Sauerland bekannt ist, ist erschreckend. Fast sein ganzes Leben lang durfte das Kind aus Attendorn im Kreis Olpe seine Wohnung wohl nicht verlassen. Die Mutter soll das Kind mehr als sieben Jahre zu Hause behalten haben. Der Staatsanwalt Siegen, Patrick Freiherr von Grotthuss, bestätigte dem WDR einen entsprechenden Bericht des „Sauerlandkuriers“.

Keine Hinweise auf Missbrauch

Jugendamt und Polizei durchsuchten Ende September die Wohnung und fanden das Mädchen. Doch erst jetzt wird der Fall öffentlich. Dem Kind gehe es “den Umständen entsprechend gut”, sagte die Generalstaatsanwaltschaft dem WDR. Es gab keine Anzeichen von Missbrauch. Das Mädchen wird von einer Pflegefamilie betreut.

Warum die Mutter ihr Kind offenbar eingesperrt hat, ist noch unklar. Es gibt noch keine Aussagen von ihr. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass das Mädchen das Haus nicht mehr verlassen durfte, seit es anderthalb Jahre alt war. „Das Kind kann nicht viel von der Außenwelt bewusst mitbekommen haben“, sagte von Grothus dem Sauerlandkurier.

Der Achtjährige war jahrelang in Attendorn eingesperrt

11.05.2022 16:30 Uhr

Den Ermittlungen zufolge stellt sich der Fall derzeit wie folgt dar: Die Frau teilte den Behörden und dem damals bereits von der Familie getrennten Kindesvater mit, dass sie mit ihrer Tochter zu Verwandten nach Italien ziehe. Stattdessen lebte sie wohl weiterhin bei ihren Eltern zu Hause in Attendorn. Warum er das tat, ist nicht bekannt.

Durchsuchungsbefehl nach Durchsuchungen in Italien

Trotz der Lüge Italiens schritten schließlich das Jugendamt und die Polizei ein. Denn es gab anonyme Hinweise. Doch Versuche, in das Haus einzudringen, blieben offenbar erfolglos. Berichten zufolge verweigerten die Eltern der Mutter, die im Haus leben, den Zutritt. Anschließend tauschten sich die Behörden mit ihren italienischen Kollegen aus. Und sie bestätigten, dass Frau und Kind nie in Italien gelebt haben. Die Polizei erwirkte daraufhin einen Durchsuchungsbefehl und fand das Mädchen im Haus von Attendorn.

                Die Mutter lebte vermutlich jahrelang in Attendorn und behielt das Kind zu Hause Bild: WDR / Karsten Schöne

Kein Wald, keine Autofahrten – nur im Zimmer

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde das Kind nach der Entlassung in der Kinderklinik Siegen untersucht. Das Mädchen soll gesagt haben, dass sie noch nie einen Wald gesehen, auf einer Wiese gewesen oder Auto gefahren sei. Stattdessen soll er sich meist in einem Zimmer mit verschlossener Tür aufgehalten haben.

Diese Umstände haben offensichtlich ihre Spuren hinterlassen. Das Mädchen konnte kaum alleine die Treppen steigen oder die Bodenunebenheiten überwinden. Eine Artikulation oder Vollstreckung sei möglich, so Generalstaatsanwalt von Grottuss. Außerdem ist das Kind nicht unterernährt.

Anspruch auf Freiheitsentzug

Die Ermittlungen zu dem Fall stecken noch in den Kinderschuhen. Zunächst sollten mehrere Gutachten erstellt werden. Die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen die Mutter lautet auf Amtsmissbrauch und Freiheitsberaubung. Am Samstag, den 5. November 2022 berichtete die Aktuelle Zeit im WDR Fernsehen über dieses Thema. Diese: wdr.de


title: “Nordrhein Westfalen Die Mutter Soll Ihre Tochter Jahrelang Weggesperrt Haben " ShowToc: true date: “2022-12-08” author: “Charles Sigala”


In Attendorn im Sauerland soll ein achtjähriges Mädchen jahrelang von ihrer Mutter im Haus eingesperrt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen. Von Christian Albrecht und Christian Wolf

Noch sind viele Fragen offen, aber was bisher über den Fall eines achtjährigen Mädchens aus dem Sauerland bekannt ist, ist erschreckend. Fast sein ganzes Leben lang durfte das Kind aus Attendorn im Kreis Olpe seine Wohnung wohl nicht verlassen. Die Mutter soll das Kind mehr als sieben Jahre zu Hause behalten haben. Die Staatsanwaltschaft Siegen, Patrick Freiherr von Grotthuss, bestätigte am Samstag einen entsprechenden Bericht des „Sauerlandkuriers“ gegenüber dem WDR.

Keine Hinweise auf Missbrauch

Jugendamt und Polizei durchsuchten Ende September die Wohnung und fanden das Mädchen. Doch erst jetzt wird der Fall öffentlich. Dem Kind gehe es “den Umständen entsprechend gut”, sagte die Generalstaatsanwaltschaft dem WDR. Es gab keine Anzeichen von Missbrauch. Das Mädchen wird von einer Pflegefamilie betreut.

Der Achtjährige war jahrelang in Attendorn eingesperrt

11.05.2022 20:20 Uhr

Warum die Mutter ihr Kind offenbar eingesperrt hat, ist noch unklar. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass das Mädchen das Haus nicht mehr verlassen durfte, seit es anderthalb Jahre alt war. „Das Kind kann nicht viel von der Außenwelt bewusst mitbekommen haben“, sagte von Grothus dem Sauerlandkurier.

Den Ermittlungen zufolge stellt sich der Fall derzeit wie folgt dar: Die Frau teilte den Behörden und dem damals bereits von der Familie getrennten Kindesvater mit, dass sie mit ihrer Tochter zu Verwandten nach Italien ziehe. Stattdessen lebte sie wohl weiterhin bei ihren Eltern zu Hause in Attendorn. Warum er das tat, ist nicht bekannt.

Durchsuchungsbefehl nach Durchsuchungen in Italien

                Die Mutter lebte vermutlich jahrelang in Attendorn und behielt das Kind zu Hause Bild: WDR / Karsten Schöne

Trotz der Lüge Italiens schritten schließlich das Jugendamt und die Polizei ein. Denn es gab anonyme Hinweise. Doch Versuche, in das Haus einzudringen, blieben offenbar erfolglos. Berichten zufolge verweigerten die Eltern der Mutter, die im Haus leben, den Zutritt. Anschließend tauschten sich die Behörden mit ihren italienischen Kollegen aus. Und sie bestätigten, dass Frau und Kind nie in Italien gelebt haben. Die Polizei erwirkte daraufhin einen Durchsuchungsbefehl und fand das Mädchen im Haus von Attendorn.

Kein Wald, keine Autofahrten – nur im Zimmer

                Das Mädchen wurde in der Kinderklinik in Siegen untersucht Bild: WDR

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde das Kind nach der Entlassung in der Kinderklinik Siegen untersucht. Er soll gesagt haben, er habe noch nie einen Wald gesehen, sei auf einer Wiese gewesen oder habe Auto gefahren. Stattdessen soll er sich meist in einem Zimmer mit verschlossener Tür aufgehalten haben.

Diese Umstände haben offensichtlich ihre Spuren hinterlassen. Das Mädchen konnte kaum alleine die Treppen steigen oder die Bodenunebenheiten überwinden. Eine Artikulation oder Vollstreckung sei möglich, so Generalstaatsanwalt von Grottuss. Außerdem ist das Kind nicht unterernährt.

Anspruch auf Freiheitsentzug

Die Ermittlungen zu dem Fall stecken noch in den Kinderschuhen. Zunächst sollten mehrere Gutachten erstellt werden. Die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen die Mutter lautet auf Amtsmissbrauch und Freiheitsberaubung. Auch gegen Großeltern wird ermittelt.

Sie alle machten jedoch nach Angaben der Ermittler von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Deshalb tappe man immer noch im Dunkeln, “was in den Köpfen der Menschen vorgegangen sein könnte”, wie von Grotthuss sagte. Attendorn ist auf dem Land. “Du denkst, die soziale Kontrolle funktioniert dort noch.” Aber nicht einmal die Nachbarn wussten, dass Mutter und Kind zu Hause waren.

“Das wirkt sich aus”

                Uli Selter, stellvertretender Bürgermeister von Attendorn Bild: WDR

Der stellvertretende Bürgermeister von Attendorn, Uli Selter, erfuhr erst am Samstag von dem Fall. „Für ein Urteil ist es jetzt noch zu früh. Die Hintergründe sind uns allen noch unbekannt. Am Samstag, den 5. November 2022 berichtete die Aktuelle Zeit im WDR Fernsehen über dieses Thema. Diese: wdr.de