Von: Michael Maynes Aufteilung Plaudern mit Freunden: Markus Lanz und Gäste am 29.09.2022 © ZDF Screenshot Grundsätzlich wird es bei Markus Lanz: In der Diskussion am 29. September geht es um die Rolle der Medien im Allgemeinen und im Ukraine-Krieg im Besonderen. Hamburg – Die Frage, ob man ausgerechnet in einer Talkshow noch alles sagen darf, ist natürlich nicht ohne Ironie. Die Thesen von Richard David Precht und Harald Welzer, die ihr gemeinsames Buch ihrem Freund Markus Lanz überreichten, dürften nicht so einfach sein. “The Fourth Estate – How Majority Opinion is Made, even if It Isn’t Isn’t One” heißt das gerade erschienene, nein polemische Buch von Richard David Precht, Philosoph, und Harald Welzer, Sozialpsychologe. Bei Markus Lanz im ZDF war das Duo häufig zu Gast, manchmal im intimen Dialog mit dem Moderator. Also zu behaupten, Precht oder Welzer seien nicht zu hören, ist offensichtlich absurd.

Precht und Welzer in Lanz im ZDF: „Putins Hirn“

Solange die beiden Herren angesichts der teils harschen Kritik in traditionellen und sozialen Medien nicht klein beigeben, hält sie nichts davon ab, mehr oder weniger schlaue Schriften und Bücher zu veröffentlichen, in Talkshows aufzutreten und mit ihren Worten Geld zu verdienen. Viel Kritik wurde vor allem an ihrer Haltung zum Krieg in der Ukraine geübt. Welzer und Precht mussten schon als “Putin-affin” beschimpft werden, nur weil sie die Frage aufgeworfen haben, ob nicht auch eine diplomatische Lösung möglich sei. Doch auch Welzer musste gegenüber Markus Lanz vom ZDF zugeben, dass ihn die Eskalation beunruhigt: „Wo gibt es in dieser Dynamik noch eine Ausstiegsoption?“ Welzer kritisierte den Aktivismus von Teilen der Medien. Das Bemühen, den Kanzler und seine Regierung zu einer aktiveren und intensiveren Teilnahme am Krieg zu drängen, ist aus seiner Sicht aus moralischen Gründen, gegen die kein Argument helfen kann.

Precht und Welzer bei Lanz im ZDF: Keine “Meinungsverschiedenheit”

Melanie Amann, Journalistin beim Spiegel, bestritt Markus Lanz im ZDF den Vorwurf, er mache mehr als saubere, objektive Berichterstattung. Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der Welt, wies ebenfalls alle Anschuldigungen zurück, insbesondere, dass die Mainstream-Medien die Regierung oder irgendjemanden dazu gedrängt hätten. “Haben wir uns mit Scholz geeinigt oder fahren wir ihn?” Robin Alexander fragte Precht, aber er konterte. Es geht darum, was in einer Situation richtig ist, in der es kein Drehbuch gibt, in der niemand weiß, was zu tun ist. Es gibt jedoch Positionen in großen Teilen der Presse, die weitgehend das widerspiegeln, was die Ukraine denkt und fordert. Precht und Welzer wollten keine Meinungsvielfalt wahrnehmen, die Melanie Amann als zu oberflächlich bewertete. “Glauben Sie ernsthaft, dass auch die Position derjenigen zu Wort kam, die die Waffenlieferungen in Frage stellten?” fragte Precht Amann, der es auf einen schlichten Mangel an Recherche herunterspielen wollte. Es ist ein Gefühl, das eine Meinung bildet, reines Bauchgefühl ohne sachliche Grundlage, sagt Melanie Amann. Wurden die Unterzeichner des offenen Briefes an Emma, ​​in dem ein baldiges Ende des Krieges gefordert wird, nach Marcus Lands eingeladen? Aber vor allem, in welcher Konstellation. Schon Richard David Precht warf seinem Freund Markus Lanz vor, dass sich zu oft ein Gast mit einer anderen Meinung gegen drei, vier andere Gäste (und meist auch den Gastgeber) zur Wehr setzen muss. Richard David PrechtPhilosophHarald WelzerSozialpsychologeRobin AlexanderJournalistMelanie AmannJournalist Harald Welzer stellte mit Markus Lanz im ZDF einen „feinen Selbstausrichtungsmechanismus“ fest, eine Form der Nachgiebigkeit, auch wenn der Begriff problematisch ist. Und natürlich kommen in Deutschland, den deutschen Medien, den deutschen Talkshows fast alle Meinungen zu Wort. Aber bedeutet das automatisch, dass alle Positionen gleich gewichtet werden? “Was ist der Unterschied zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung?” fragte Welzer, der immer wieder betonte, dass die durch zahlreiche Umfragen dokumentierten Meinungsverhältnisse nicht widergespiegelt würden.

Markus Lanz im ZDF: Eine kurzweilige Rede

Mit Markus Lanz fanden die Kontrahenten beim ZDF keine Einigung, was nicht zu erwarten war. Alexander und Amann, die Vertreter der klassischen Medien, lehnten (natürlich) jegliche Kritik an ihrer Arbeit ab, insbesondere Amann schien sich sehr darüber zu ärgern, sich überhaupt mit dem Buch von Precht und Welzer befassen zu müssen. Derjenige, der in diesem Markus-Lanz-Programm so gut wie nie zu Wort kam, war: Markus Lanz. Der Moderator sprach selten, so wenig wie in dieser Show, er versuchte nicht, mit lästigen, hartnäckigen Fragen zu punkten, sondern hielt sich zurück. Die Gäste, die bewusst nebeneinander, aber gleichermaßen eingeladen waren, führten eine kontroverse, knallharte Diskussion, die viel Spaß machte. Vor allem konstruktiver als jene Runden, in denen ein Einzelkämpfer seine Meinung äußert und mit drei oder vier anderen (plus dem Gastgeber) konfrontiert wird. Vielleicht wäre diese Vielfalt und Stille des Moderators eine Gelegenheit, das ZDF von Markus Lanz kontroverser und interessanter aussehen zu lassen – oder den gesamten deutschen Journalismus. (Michael Maynes)