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Audio: rbb24-Inforadio | 02.11.2022 | Peter Klinke | Bild: dpa
Vor fünf Jahren wurde in Berlin ein vietnamesischer Geschäftsmann entführt. Am Mittwoch begann der Prozess gegen einen mutmaßlichen Täter. Die Anwälte des Vietnamesen bestritten zunächst, dass der Mann an der Tat beteiligt war.
Mehr als fünf Jahre nach der spektakulären Entführung eines vietnamesischen Geschäftsmanns in Berlin begann der Prozess gegen einen 32-jährigen Mann. Die Vietnamesen werden wegen Mittäterschaft an der Freiheitsberaubung und als Agenten der Geheimdienste vor dem Berliner Kammergericht angeklagt.
Der Angeklagte habe sich unter anderem an der Bespitzelung des Opfers in Vorbereitung der Entführung beteiligt, heißt es in der am Mittwoch zu Prozessbeginn verlesenen Anklageschrift. Verantwortlich für den Einsatz war laut Bundesanwaltschaft der vietnamesische Geheimdienst.
Die Verteidiger des Angeklagten kündigten eine Ankündigung für den zweiten Verhandlungstag am kommenden Montag an. An der “eigentlichen Entführung” sei der Angeklagte nicht beteiligt gewesen, sagte einer der Anwälte. Sechs weitere Verhandlungstage sind bis zum 30. November geplant.
Bundesanwaltschaft: Der Beschuldigte ist beteiligt
Das Opfer, der Geschäftsmann Trinh Xuan Thanh – ein ehemaliger Chef eines vietnamesischen Staatsunternehmens – wurde am 23. Juli 2017 in Berlin angegriffen und mit seiner Freundin in einen Lastwagen gezerrt. In Vietnam wurde er wegen Korruptionsvorwürfen zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt. Verantwortlich für den Einsatz war laut Bundesanwaltschaft der vietnamesische Geheimdienst. Der 32-jährige Angeklagte beteiligte sich laut Bundesanwaltschaft an der Aktion. Laut Anklageschrift war er in einer ersten Phase des Geschehens in Berlin vor der Tat „an der Bespitzelung und Beobachtung der nächsten beiden Entführungsopfer beteiligt“. Später wurden Opfer beim Abendessen in einem italienischen Restaurant beobachtet.
Der Angeklagte wurde in Prag festgenommen
Die Bundesanwaltschaft geht zudem davon aus, dass der 32-Jährige direkt an der Entführung beteiligt war – entweder als einer der Insassen eines Tatfahrzeugs oder zumindest als „Teil der Sicherungs- und Beobachtungseinheit bei der gewaltsamen Festnahme der beiden Opfer“. . Nur zwei Stunden nach dem Angriff und der Fahrt der Entführer zur vietnamesischen Botschaft in Berlin kehrte der 32-Jährige mit einem weiteren Fahrzeug der Botschaft nach Prag zurück, „wo er für weitere logistische Aufgaben bereitstand“. sagte die Kategorie. Der Mann war im April 2022 in Prag festgenommen und Anfang Juni nach Deutschland ausgeliefert worden. Er soll zuvor Entführungsopfer ausspioniert und als Lotse fungiert haben. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
Die bilateralen Beziehungen sind angespannt
Einen weiteren Mann hatte das Kammergericht Berlin bereits 2018 wegen Tätigkeit als Geheimdienstler und Mittäterschaft zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Diese Entscheidung ist endgültig. Thanh, ein ehemaliger Manager, hatte in Deutschland politisches Asyl beantragt. Wegen seiner Entführung hatte die Bundesregierung den offiziellen Vertreter des vietnamesischen Geheimdienstes aus Deutschland und einen Diplomaten ausgewiesen. Seitdem belastet der Fall Deutschlands Beziehungen zur kommunistischen Regierung in Vietnam. Zunächst hatte die Bundesregierung Thanhs sofortige Freilassung gefordert. Dies wurde aber abgelehnt. Später wurde zumindest die Todesstrafe vermieden. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 2. November 2022, 12:00 Uhr