6.11.2022, 19:56 Uhr

Die Doomsayers warnten vor einem Kollaps des Bahnverkehrs infolge des 9-Euro-Tickets. Aber am zweiten Wochenende gab es keinen Zusammenbruch. Allerdings muss ein Gebiet an der Ostsee wegen Überfüllung am Bahnhof warten. Reisende mit Fahrrädern müssen den Zug verlassen. Am zweiten Wochenende mit einem 9-Euro-Ticket meldete die Deutsche Bahn viel Normalverkehr. Der Bahnverkehr sei stabil, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn heute Nachmittag in Berlin. Es gibt jedoch die erwarteten Passagierzahlen, insbesondere auf touristischen Strecken im ganzen Land. In Berlin etwa konnte ein überfüllter Regionalzug an die Ostsee erst am späten Vormittag vom Bahnhof Gesundbrunnen abfahren. Zunächst musste das Bahnpersonal die Fahrgäste zum Aussteigen auffordern. Davon waren auch Fahrradfahrer betroffen. Die Rabattaktion startete Anfang Juni. Das 9-Euro-Ticket soll Pendler unterstützen und auch neue Nutzer überzeugen, dauerhaft auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Viele Regionalexpress-Strecken an die Ostsee wurden über Pfingsten ausgebaut, Extrazüge für die Feiertage sind angedacht, viele Bestände gibt es aber nicht. Auch während der Kampagne werden mehrere Linien von Bauarbeiten betroffen sein.

9-Euro-Ticket-Anfrage: mehr Stadtzulassung

Laut einer Umfrage bewerten mehr als 40 Prozent aller erwachsenen Deutschen das 9-Euro-Ticket positiv. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter 10.000 Bürgern im Auftrag der Eon-Stiftung. Demnach stehen 43 Prozent der befragten Bundesbürger der Einführung positiv gegenüber, 38 Prozent sehen eine negative Maßnahme der Bundesregierung. In strukturschwachen und dünn besiedelten Gebieten ist die Fahrkartenablehnung höher. „Zu den Regionen mit den niedrigsten Zustimmungswerten gehören das Mecklenburgische Seenland, Ostfriesland und Teile Frankens“, sagte ein Sprecher. In dicht besiedelten Gebieten wie Hamburg, Berlin und dem Ruhrgebiet hingegen wurde die Maßnahme von über 50 Prozent der Befragten deutlich befürwortet. Der ebenfalls für drei Monate eingeführte Tankrabatt wurde von nur 6 Prozent der Befragten als sinnvollste Maßnahme zur Reduzierung finanzieller Belastungen angesehen. Der Vorstandsvorsitzende der Eon Stiftung, Stephan Muschick, sprach über die Ergebnisse der Recherche zur Aufteilung der unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse zwischen Stadt und Land. „Während die Menschen in den Städten ihre Monatskarte für drei Monate geschenkt bekommen, kommt die angestrebte Senkung des Benzinpreises auf dem Land nicht gut an.“