Im Alter von 56 Jahren: Der Weseler SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Keller ist gestorben SPD-Bundestagsabgeordneter Rainer Keller. (Datei Foto) Foto: Inga Haar/Deutscher Bundestag
Wesel/Berlin Der Tod des 56-jährigen Bundestagsabgeordneten hat vor allem unter Genossen am nördlichen Niederrhein und in der Bundeshauptstadt für größte Aufregung gesorgt. Keller wurde am Donnerstag tot in seiner Dienstwohnung in Berlin aufgefunden. Die Todesursache ist noch unklar. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Donnerstagnachmittag unter den Genossinnen und Genossen in Wesel die Nachricht, dass der Berliner Bundestagsabgeordnete Rainer Keller plötzlich und unerwartet verstorben ist. Einige, so hieß es, hofften zunächst, es handele sich um Fake News. Doch die Nachricht entpuppte sich schnell als bittere Wahrheit. Rainer Keller soll am Donnerstag nicht wie gewohnt in seinem Büro in Berlin erschienen sein. Besorgte Mitarbeiter fuhren daraufhin zu Kellers Dienstsitz, wo der 56-Jährige tot aufgefunden wurde. Zur Todesursache gibt es keine offiziellen Angaben. Im November 2020 wurde Rainer Keller unerwartet als Kandidat für die Bundestagswahl im September 2021 nominiert, obwohl er bis dahin keine führende politische Rolle in Wesel gespielt hatte. „Rainer Keller wurde zu einem Zeitpunkt als Bundestagskandidat nominiert, als es für die SPD nicht gut aussah. Aber dann hat er einen glänzenden Wahlkampf geführt“, sagte der Vorsitzende des Weseler Stadtverbandes, Martin Wegner, im Gespräch mit unserer Redaktion. Keller übernahm daraufhin das Direktmandat im Wahlkreis Wesel I. Er erhielt mehr als 34 Prozent der Erststimmen. Die CDU-Abgeordnete Sabine Weiss lag bei knapp 30 Prozent. Informationen Reaktionen auf den Tod von Rainer Keller Foto: FUNKE Fotoservice/Ulla Michels Vor der Bundestagswahl war Rainer Keller in der Stadt vor allem als Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes Wesel und Rotkreuz-Beauftragter im Kreisverband Niederrhein bekannt. Hochqualifiziert war er 2015 und 2016, als er dafür sorgte, dass die vielen Flüchtlinge aus dem syrischen Bürgerkrieg in Wesel gut untergebracht wurden. Auch während der Corona-Pandemie zeigte sie ein überdurchschnittliches Engagement. Der damalige Bezirkskommandant des Kreises Wesel, Ansgar Müller (SPD), würdigte seinen Parteifreund im Mai 2020. Unter anderem, weil Keller die Bezirksverwaltung unterstützte – etwa bei der Versorgung mit Desinfektionsmitteln und Mundschutz. Rainer Keller kam 1984 über Jusos zur SPD, setzte sein Vorstandsengagement jedoch aus familiären und beruflichen Gründen aus. Seit 2017 ist Keller verstärkt im Ortsverein Wesel-Mitte/Büderich/Ginderich aktiv, seit 2019 als Beisitzer im Vorstand. Zuletzt kandidierte er für Stadtrat und Kreistag und war informierter Bürger im Weseler Stadtentwicklungsausschuss. Rainer Keller (Jahrgang 1965) wuchs als fünftes und jüngstes Kind in einer Arbeiterfamilie in Hünxe-Drevenack auf. 1974 zog die Familie nach Wesel, wo er das Gymnasium Nord (heute Konrad-Duden-Gymnasium) und anschließend die Gertrud-Bäumler-Schule für Sozialpädagogik in Duisburg besuchte. Keller hatte nach eigenen Worten als Zivildienstleistender im Rettungsdienst der Stadt Essen beim Arbeiter-Samariter-Bund “Blut geleckt”. Der Wunsch, Soziale Arbeit zu studieren, verflog. Keller wurde Krankenschwester und Sanitäter. Er hat in Medizintechnikunternehmen wie Fujifilm, Medtronic und Angiodynamics Inc. gearbeitet, Führungspositionen bekleidet und Auslandserfahrung gesammelt. Zuletzt war er als Senior Key Account Manager bei der Vivamus Medical GmbH im hessischen Bensheim tätig, die Produkte zur minimal-invasiven Tumorbehandlung vertreibt. Neben seiner langjährigen Lebensgefährtin wird der Verstorbene auch von seinem Sohn aus erster Ehe betrauert. (WO)