Rekordinflation: Die Euro-Inflation war noch nie so hoch – die Reallöhne sinken auch in der Schweiz

Im Oktober stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 10,7 %, in der Schweiz machte die Inflation das Reallohnwachstum sofort zunichte. 1/3 Die Inflation in der Eurozone erreichte im Oktober mit durchschnittlich 10,7 % ein neues Rekordhoch. Getty Images In Estland erreicht die jährliche Inflationsrate 22,4 %, während die niedrigste in Frankreich 7,1 % beträgt. Getty Images In den Schweizer Kollektivverträgen wurde eine durchschnittliche Reallohnerhöhung von 0,8 % vereinbart, wobei die Löhne im Baugewerbe mit 1,1 % am stärksten stiegen. Aber: Lohnerhöhungen werden der erwarteten Inflation von 3% nicht entgegenstehen. 20min/Matthias Spicher

Die Inflation im Euroraum war noch nie so hoch wie im Oktober. Am höchsten war die Inflation mit 22,4 % in Estland. Für Dezember wird nun eine weitere Anhebung des Leitzinses um 0,75 % erwartet.

Die Inflation in der Eurozone erreichte im Oktober ein neues Rekordhoch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 10,7 Prozent, teilte die Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg am Montag in einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten mit einer Rate von 10,3 % gerechnet. Der Zinssatz im Oktober ist der höchste seit Einführung des Euro als Währung im Jahr 1999. Im September stiegen die Verbraucherpreise um 9,9 %.

Inflation hat „den Höhepunkt noch nicht erreicht“

„Die Dynamik der Inflation ist beängstigend“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. “Die Inflation ist jetzt ein mächtiger Tanker, dessen Bugwelle das Wirtschaftswachstum beiseite fegen wird.” Im dritten Quartal wuchs die Wirtschaft der Eurozone im Quartalsvergleich um 0,2 %, etwas stärker als erwartet. „Es waren vor allem die Auswirkungen der Corona-Berichterstattung, die das BIP hochgehalten haben“, schreibt Gitzel. „Wahrscheinlich hat die Inflationsrate ihren Höhepunkt noch nicht erreicht“, schreibt Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Inflation auf knapp zwei Prozent zu senken, ist in weiter Ferne. “Sie sollte ihre Inflationsprognose im Dezember noch einmal deutlich nach oben revidieren”, sagte Weil.

Folgt die nächste Zinserhöhung?

Damit erhöht sich auch der Druck auf den EZB-Rat, die Leitzinsen weiter kräftig anzuheben. Die Commerzbank rechnet im Dezember erneut mit einem Plus von 0,75 Prozentpunkten. Am vergangenen Donnerstag erhöhte die Notenbank den Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte. Seit Juli hat die EZB ihren Leitzins von null auf zwei Prozent angehoben. Die Inflation im Oktober wurde erneut durch einen starken Anstieg der Energiepreise angetrieben, die im Vergleich zum Vorjahresmonat um 41,9 % anstiegen. Gleichzeitig beschleunigte sich jedoch der Aufwärtstrend bei den Preisen für Lebensmittel und Getränke, die im Vergleich zum Vorjahr um 13,1 % zulegten. Die Kerninflation, die die sehr volatilen Preise für Energie, Lebensmittel und Luxusgüter ausschließt, stieg von 4,8 % im Vorjahr auf 5 %. Im Vergleich zum September stiegen die Verbraucherpreise im Oktober um 1,5 Prozent. Hier wurde ein Plus von 1,2 % erwartet. Die drei baltischen Staaten hatten mit über 20 % erneut die höchsten Inflationsraten im Währungsraum. Die jährliche Inflationsrate in Estland betrug 22,4 %. In Deutschland stieg die nach europäischen Maßstäben berechnete Inflation auf 11,6 %. Frankreich hat mit 7,1 % die niedrigste Inflationsrate in der Eurozone.

Lohnerhöhungen in der Schweiz gleichen die Inflation nicht aus

Die Sozialpartner, die die wichtigsten Gesamtarbeitsverträge (GAV) in der Schweiz unterzeichnet haben, haben für 2022 eine nominale Reallohnerhöhung von 0,8 Prozent und einen Mindestlohn von 0,6 Prozent beschlossen, wie das Bundesamt für Statistik am Montag mitteilte. Unter Berücksichtigung der Prognosen für 2022, die eine Inflation von drei Prozent erwarten, dürften die Reallöhne in der GAV-Region in diesem Jahr jedoch um 2,2 Prozent sinken. Von den aktuellen Tarifverträgen sind nach Angaben der Bundesregierung knapp 551.000 Menschen betroffen. Die Reallöhne werden im verarbeitenden Gewerbe mit 1,1 % am stärksten steigen, die Unternehmensdienstleistungen um 1 % und die Informations- und Kommunikationsbranche mit 0,9 %. Am unteren Ende des Reallohnwachstums liegen das verarbeitende Gewerbe mit 0,8 % und das Gesundheits- und Sozialwesen mit 0,7 %. (fis)

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