Seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine sind ungefähr eine Million Russen aus ihrer Heimat geflohen.  Sicherheitsrat Christian Gantner (ÖVP) erwartet nach Bekanntgabe der Teilmobilmachung, dass auch russische Wehrpflichtige aus Russland nach Vorarlberg kommen könnten.          
     23.09.2022 19.42       
     Ab heute, 19.42 Uhr online

In den sozialen Medien häufen sich derzeit Berichte, dass junge Männer versuchen, über die finnische Grenze aus Russland zu fliehen. Denn wer gerade seinen Wehrdienst abgeleistet hat, muss auf seine Einberufung warten. Allerdings müssten russische Flüchtlinge anders als ukrainische Staatsbürger einen Asylantrag stellen, der erst genehmigt werden müsse, erklärt Gantner.

Teilmobilisierung war vorgesehen

Andrej Kombev hat Russland 2018 den Rücken gekehrt. Wie viele andere blickt er besorgt auf seine alte Heimat, wo Freunde nun nach Bekanntgabe der Teilwehrpflicht auf den Umzugsbefehl warten. Für ihn war die Teilmobilmachung in Russland vorhersehbar: “Man musste damit rechnen, dass die Teilmobilmachung irgendwann von staatlicher Seite kommen würde”, sagt er. Inzwischen sind auch seine Bekannten davon betroffen: Zwar hat noch niemand aus seinem engeren Bekanntenkreis ein Einstellungsschreiben erhalten, der weitere Kreis schon. Die Reaktionen auf solche Briefe seien die gleichen: “Sie waren und sind schockiert”, sagt Kobzev niedergeschlagen. Für viele kam der Anruf unerwartet, manche würden auch überlegen, das Land zu verlassen und zu gehen. Kobzev glaubt nicht wirklich, dass eine Teilmobilisierung etwas bewirken wird: “Ich möchte daran glauben, aber ich bin nicht sicher, ob es eine echte Bewegung geben wird”, gibt er zu bedenken. Diejenigen, die die Situation jetzt anders wahrnehmen, würden versuchen zu gehen. Die anderen würden bleiben, erklärt er.

Einheimische Russen in Vorarlberg

Seit Beginn des Krieges zwischen der Ukraine und Russland sind eine halbe Million Russen aus ihrer Heimat geflohen. Die Teilmobilmachung treibt nun weitere Russen in die Flucht. Der gebürtige Russe Andrei Kobzev lebt seit 2018 in Vorarlberg.

Die Toleranz gegenüber Andersdenkenden wurde geringer

Für Kobzev war die politische Richtung in Russland vor vier Jahren nicht mehr richtig, als er sich zur Auswanderung entschloss. Schon damals war die Toleranz gegenüber Andersdenkenden immer geringer geworden. Die russische Kriegspropaganda wirkt sich nun auch auf seinen engsten Familienkreis aus: “Meine Mutter unterstützt Putin, sie unterstützt, was er tut”, bedauert Kobzev. „Er ist nicht allzu besorgt darüber, was passieren wird.“ Seine Mutter schaut staatliche Medien und vertraut dem Fernsehen.