EU-Parlament will neue Verbrennungsmotoren verbieten – Bosch Bamberg äußert sich zur Zukunft des Standorts
Im Kampf für mehr Klimaschutz strebt das Europäische Parlament ein Verbot neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor an. Das Ziel: Die Autoindustrie muss ihre Produktion künftig auf Elektromotoren umstellen. Die Abgeordneten haben sich am Mittwoch (8.6.2022) in Straßburg mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Pkw und Lkw auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Umweltverbände begrüßten das Ergebnis überwiegend. Der ADAC und der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisieren dagegen die Entscheidung. Hätte es tatsächlich ein ähnliches Verbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor gegeben, wären die weitreichenden Konsequenzen wohl direkt im Bosch-Werk Bamberg eingetreten. Der Fokus liegt dort vor allem auf Komponenten für Dieselmotoren. „Am Standort Bamberg sind derzeit rund 6.300 Mitarbeiter beschäftigt“, sagte Ulrike Kümmel, Sprecherin des Standorts, am Donnerstag (09.06.2022) gegenüber Franken.de. „Etwa zwei Drittel von ihnen arbeiten in der Produktion von Komponenten für Verbrennungsmotoren.“ Für die Zukunft der Fabrik sehen sich die Menschen auf der Baustelle aber gut aufgestellt. „Als Fabrik für Verbrennungsmotorentechnik haben wir frühzeitig auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie reagiert“, sagt Kümmel. „Hochspezialisiertes Technologie- und Prozesswissen“ und „hochqualifizierte Mitarbeiter“ ermöglichten nach eigenen Angaben des Unternehmens die Industrialisierung neuer Produkte – etwa mobiler und stationärer Brennstoffzellen – im Bosch-Werk Bamberg.
Zwei Drittel der Mitarbeiter von Bosch Bamberg arbeiten im Bereich Verbrennungsmotoren – Arbeitsplätze in Gefahr?
„Bosch wird auch mit der Entwicklung von Komponenten für die Wasserstoffelektrolyse beginnen“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Auch hier übernimmt Bosch Bamberg die Industrialisierung des Stacks. „Dadurch konnten wir in den letzten Jahren drei neue Produkte in den Bereich einführen, zwei davon außerhalb der Automobiltechnik.“ Mit den genannten Maßnahmen rüstet sich der Standort Bamberg für die Zukunft und sichert Arbeitsplätze. Mit Blick auf die vielen Mitarbeiter, die in Bamberg Ersatzteile für Dieselautos herstellen, stellt Kümmel fest: „Grundsätzlich ist die Wertschöpfungstiefe und damit der Beschäftigungseffekt bei den Komponenten eines Verbrennungsmotors höher als bei den Komponenten eines Elektromotors.“ Die Zukunft wird jedoch zeigen, inwieweit die derzeit im Bereich Verbrennungsmotoren auf der Bamberger Baustelle beschäftigten Arbeiter mittel- und langfristige berufliche Perspektiven haben. „Wir werden uns wie bisher um sozialverträgliche Lösungen gegen den Beschäftigungsrückgang bemühen“, sagte sie. Bevor das von der Politik angestrebte Verbot neuer Verbrenner in Kraft tritt, muss sich das Europäische Parlament noch mit den EU-Staaten einigen: Ende des Monats wollen die Mitgliedstaaten ihre Position zum Verkaufsverbot für Benzin und Diesel klären Autos, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Danach müssen beide EU-Institutionen einen Kompromiss finden, damit die Anforderung in Kraft tritt. Auch interessant: Bosch eröffnet ein neues Logistikzentrum im Bamberger Hafen – rund 10.000 Quadratmeter Hallenfläche (mit dpa)