SP-Jositsch zeigt wilde Kandidatur Frauen will die SP-Spitze nur von Simonetta Sommaruga ins Rennen um den Bundesratssitz schicken. Doch dem Ständerat Daniel Jositsch ist das egal. Er gibt an, dass eine wilde Kandidatur für ihn nicht ausgeschlossen ist. 1/6 Daniel Jositsch liebäugelt offenbar mit einer wilden Kandidatur für den SP-Bundesratssitz. Daniel Jositsch (57) ist positioniert. Er kokettiert mit der Vakanz von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62). Aber: Für ihre Nachfolge will die Parteispitze auf einem reinen Frauenticket sitzen. Für die Parteiführung der Genossen kommt es nicht in Frage, mit zwei Männern im Bundesrat vertreten zu sein. Auch nicht vorübergehend.

Jositsch zeigt wilde Kandidatur

Nicht alle sind mit der Entscheidung zufrieden. Wie Josic gegenüber der «NZZ» verriet, wehrte er sich bereits an der Sitzung von Parteispitze und Fraktion gegen den Entscheid. Er sagte gegenüber Radio SRF, dass er erwägen werde zu kandidieren, wenn der Caucus Männer zulasse. Doch als die «NZZ» nachlegte, deutete sie eine wilde Kandidatur an. Rein rechtlich gesehen ist die Dienstkarte nur ein Parteivorschlag. Laut dem Zürcher Rechtsprofessor kann die Bundesversammlung jedoch frei wählen, wer in den Bundesrat gewählt wird. Entscheidender als Geschlecht und Kantonszugehörigkeit sind Fähigkeiten und Eignung für den Bundesrat.

Starker Kandidat

Allein hätte Jositsch gute Chancen, Bundesrat zu werden.  Niemand bestreitet, dass der SP-Ständerat über die nötigen Kompetenzen verfügt.  Er gehört auch dem sozialliberalen Flügel der SP an, was ihm Stimmen von den Konservativen im Parlament bringen soll. 

Aber auch der linke Flügel seiner Partei dürfte ihm gegenüber wohlwollend sein. Jositsch hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit überraschenden Positionen einen Namen gemacht, zuletzt mit der Massentierhaltungsinitiative und der Frontex-Abstimmung.

Die SVP verbietet den Support

Eine wilde Kandidatur Jositschs könnte trotz seiner Popularität beim Bürgertum an der SVP scheitern. Denn seit der Abwahl von Christoph Blocher (82) hat die SVP selbst wilden Kandidaten den Kampf angesagt. Wer gewählt wird und nicht auf dem offiziellen Ticket steht, wird automatisch aus der Partei gelöscht. Deshalb wird die SVP Jositschs wilde Kandidatur kaum offiziell unterstützen können, wie SVP-Berater Alex Kuprecht (64) im Tages-Anzeiger betont. Bundesratswahlen im Dezember

Wilde Wahlen – ein Test für die SP

Die wild gewählten Bundesräte sind für die SP bereits zu einer kritischen Bewährungsprobe geworden. Otto Stich (1927–2012) wurde 1983 von der Bundesversammlung gewählt, obwohl auf der offiziellen Wahlliste mit Lilian Uchtenhagen (1928–2016) eine Frau aufgeführt ist. Stich war der dritte Bundesrat, der gegen den Willen der Partei gewählt wurde. Die SP debattierte daraufhin, ob sie sich ganz aus der Regierung zurückziehen sollte. Letztendlich würde er Mitglied der Exekutive bleiben, aber 40 Prozent der Abgeordneten stimmten für den Austritt aus dem Bundesrat. Zehn Jahre später wiederholte sich die Geschichte, als anstelle von Christiane Brunner (75) Francis Matthey (80) gewählt wurde. Auf Druck der SP trat er jedoch von seinem Posten zurück. Daraufhin wurde Ruth Dreifuss (82) als Kompromiss zur Bundesrätin gewählt. (jemand)