Er war Mitglied eines Teams, das die möglichen Gründe dafür genauer untersucht hat. Das Ergebnis stellen Forscher um den amerikanischen Mikrobiologen Matthew Olm derzeit im Fachblatt „Science“ vor.

Globaler Vergleich

Im Vergleich zu Menschen aus Industrieländern haben traditionellere Menschengruppen wie die Hadza aus Tansania mehr unterschiedliche Bakterien in ihrem Darm. Leute“, sagt Ja. Die zur Volksgruppe gehörenden Menschen leben als traditionelle Jäger und Sammler und sind daher noch sehr naturverbunden. Besonders interessiert waren die Forscher an der Untersuchung der Entwicklung der Darmflora von Geburt an: „Wir wollten die Frage klären, ab wann sich die Darmflora eines Menschen von der der anderen zu unterscheiden beginnt.“ Dazu analysierte das Team etwas mehr als 60 Stuhlproben von neugeborenen Hadza und verglich sie mit Datenbanken aus 18 industrialisierten Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Welt. Dem Team gelang es außerdem, etwa die Hälfte der Hadza-Proben transgen genauer zu untersuchen. „Damit konnten wir das gesamte Bakteriengenom der Darmflora in mehr als 30 Proben genau analysieren“, sagt Jha.

Unterschiede ab dem sechsten Monat

In den ersten Monaten nach der Geburt fanden die Forscher fast keine relativen Unterschiede in der Darmflora von Kindern, unabhängig von ihrem Herkunftsland. Sie bemerkten Veränderungen erst ab dem sechsten Monat. Es stellte sich heraus: „Einige Keime, die im Darm von Hadza-Kindern gefunden wurden, fehlten in Proben aus Industrieländern.“ Experten stuften etwa 20 Prozent der Bakterienarten in den Hadza-Proben als neu ein – die meisten davon konnten in Proben aus Industrieländern nicht nachgewiesen werden.

Die Folgen eines Bakterienmangels

Weitere Studien sollen laut Jha zunächst zeigen, welche der gefundenen Bakterien wofür verantwortlich sind. Allerdings zeigte der Vergleich unter anderem, dass Kindern aus Industrieländern einige wichtige Bakterien fehlen. Einige davon sind gerade in frühen Entwicklungsstadien besonders wichtig, zum Beispiel die bestmögliche Verarbeitung der Muttermilch. „Das kann bedeuten, dass Kinder aus Industrieländern die Muttermilch schlechter verarbeiten als Hadza-Kinder.“ Das Fehlen dieser Bakterien in der Darmflora könnte sie laut dem Biologen auch anfälliger für Schwächen des Immunsystems machen, etwa in Form von Allergien. Dieser Zusammenhang muss jedoch zunächst genauer betrachtet werden.

Gesunder Lebensstil von klein auf

Jha bestreitet nicht, dass auch die Umwelt und äußere Einflüsse die Darmflora teilweise verändern. Die Ergebnisse der Gruppe würden aber deutlich machen, dass neben dem Erbgut der Mutter auch der allgemeine Lebensstil die Bakterienvielfalt im Darm langfristig verändert. Dies würde ein weiterer Vergleich der Forscher belegen. Dazu verwendeten sie Hadza-Proben und Daten aus Gebieten im Übergang zu einem industrialisierten Lebensstil. Laut Jha ist die lokale Bevölkerung immer noch natürlicher als in vielen westlichen Ländern, aber nicht so traditionell wie Hadza. Der Vergleich zeigte, dass sich die Darmflora der Neugeborenen erst nach etwa zweieinhalb Jahren signifikant von den Hadza-Exemplaren unterschied. Mit dem Ergebnis wollen die Forscher laut Jha auf die Bedeutung einer gesunden Lebensweise von Kindesbeinen an aufmerksam machen. Die Erkenntnisse könnten nach weiterer Forschung auch zur Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten in der Medizin führen, da zahlreiche Immunschwächen und Erkrankungen mit Störungen der Darmflora einhergehen.