“Optional Candy” in Niederösterreich Die Vorstandsvorsitzenden der beiden Klubs entgegneten der Oppositionskritik, das Land unternehme zu wenig gegen die Inflation und verwiesen erneut auf Maßnahmen wie die Erhöhung des Heizkostenzuschusses, die Verlängerung der Wohnbeihilfe, die Bezuschussung der Studiengebühren für Familien und das Viele Maßnahmen aus dem OÖ-Plan – einem Post-Corona-Investitionsprogramm – wirken weiter. Dass Niederösterreich einen Rabatt auf den Strompreis gewährt, sieht Mahr als reines „Wunschvergnügen“. Dörfel widerspricht nicht explizit und sagt „Niederösterreich hat ein anderes System“. Kritik an der EU Bei Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung braucht es laut Dörfel und Mahr vor allem strukturelle Veränderungen, die nicht in die Sphäre des Staates fallen. Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) forderte am Freitag “international abgestimmte Lösungen”. Die EU habe sich „auf die absehbaren Marktverzerrungen durch Sanktionen“ nicht rechtzeitig vorbereitet – worauf sie stehe, sagte er. Von der Bundesregierung forderte er Unterstützung für Unternehmen. „Denn kein Bundesland kann die missliche Lage alleine meistern.“ Der oberösterreichische Haushalt für das kommende Jahr sollte jedoch Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung enthalten, so die Vereinsfunktionäre. Aber man wägt noch ab, was eigentlich stimmt, im Detail bleiben sie vage. Wann eine Rückkehr zu einer Null-Schulden-Politik möglich sein wird, ist noch nicht absehbar, beide halten dies in dieser Legislaturperiode jedoch für wenig realistisch. Digitales Parlament Eines der nächsten umzusetzenden Projekte ist der „digitale Landtag“ ab Jahreswechsel. Sie sollen dann Gesetzesvorschläge online kommentieren und Fragen an Mitglieder der Landesregierung oder des Landtags stellen können. Die Antworten werden ebenso veröffentlicht wie die schriftlichen Anfragen der Abgeordneten an die Mitglieder der Landesregierung, einschließlich der Antworten. Kritik an der Jugend All dies dient laut Dörfel und Mahr der Transparenz. Weniger zufrieden sind sie dagegen mit der Forderung der NEOS, dass auch Minderheiten einen Untersuchungsausschuss einberufen dürfen. „Oberösterreich ist das letzte Bundesland, in dem das mehrheitlich so ist“, kritisierte Rosa-Klub-Chef Felix Eipeltauer am Donnerstag in seiner Jahresbilanz im Landtag. Aber hier kommt ein klares „Nein“ von Black-Blue. Dörfel begründet dies damit, dass dies eine „Objektivierung“ sei. Denn die Untersuchungsausschüsse im Parlament seien “zu einem Lynchjustiz- und Volksvergnügen verkommen”. Sozialhilfereform Einer der nächsten Punkte auf der Agenda von ÖVP und FPÖ ist die Sozialreform. Einerseits sollen behinderte Menschen, Frauen in Not und Obdachlose mehr bekommen, andererseits ist die Verpflichtung zum Deutschlernen enthalten. Insbesondere die Regierungspartner, die sich seit Beginn ihrer Zusammenarbeit im Jahr 2015 um eine verfassungsrechtliche Lösung bemühen, wollen eine „Bemühungspflicht“ zum Erlernen der Sprache etablieren. Ein bestimmtes Sprachniveau ist nicht vorgesehen, da dies laut Verfassungsgericht nicht zulässig ist. Mahr und Dörfel begründen ihr Wagnis damit, dass sie der Linie der Verankerung der Beitrittsbereitschaft als Bedingung für staatliche Leistungen treu bleiben. Für Windkraft ist kein Platz Auch bei der Windkraft ist keine Richtungsänderung zu erwarten. Oberösterreichs Masterplan für Windenergie erlaubt fast keine neuen Projekte, sondern nur die Erneuerung bestehender Anlagen. Laut Dörfel und Mahr wird hier noch evaluiert, eine Änderung ist aber wohl nicht beabsichtigt. Stattdessen setzen sie auf Photovoltaik. Mahr, der „nicht auf jedem Gipfel ein Windrad will“, sieht auch Bedarf an Pumpspeicherkraftwerken, die sich allerdings nur langsam realisieren. Dörfel betonte, dass die Energie AG in den kommenden Jahren eine Milliarde Euro in Stromnetze investieren werde, weshalb er der überhöhten Gewinnsteuer eher skeptisch gegenüberstehe. Insgesamt lautet das Mantra der Regierungspartner: „Klimaschutz mit gesundem Menschenverstand“ – das heißt, man setzt auf den technischen Fortschritt und will auch die Wirtschaft im Auge behalten. Grüne Bewertung Die Grünen hingegen sehen die “schwarz-blaue Scheinehe schon lange als Fall für den Scheidungsrichter”. Der Präsident des Clubs, Severin Mair, bescheinigt „eine laxe Energiewende, eine ignorierte Klimakrise, immer mehr bebaubare Flächen, ein versiegeltes Regierungssystem, mangelnde Transparenz, ein veraltetes Gesellschaftsbild“. Außerdem “lasse man im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern seine Bevölkerung angesichts der Inflation in Ruhe.”