Eine Kamikaze-Drohne steuert ein Ziel in der ukrainischen Hauptstadt Kiew an. In weiten Teilen der Ukraine kommt es seit Tagen zu Stromausfällen. Die Infrastruktur des Landes wurde durch russische Drohnenangriffe schwer beschädigt. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sind 30 Prozent der Kraftwerke zerstört. Unterdessen steht die Luftverteidigung der Ukraine unter starkem Druck. Sie fühlt sich nicht in der Lage, Drohnenschwärme effektiv abzuwehren. Offenbar schlägt sich die Luftabwehr der Ukraine nicht allzu schlecht gegen Flugzeuge, Helikopter oder einzelne Marschflugkörper. Aber er wird von Schwärmen von Kamikaze-Drohnen und Raketen überwältigt. Daher haben die ukrainischen Streitkräfte bereits erste Anpassungen vorgenommen, beispielsweise durch die Anschaffung elektronischer Drohnenabwehrgewehre wie des litauischen Sky Wiper EDM4S. Darüber hinaus liefern unter anderem Deutschland und die USA weitere Luftverteidigungssysteme. Die Hoffnung der Ukraine auf ein Iron-Dome-System aus Israel wird sich vorerst nicht erfüllen.

Israel beschränkt sich auf medizinische und humanitäre Hilfe

Laut Spiegel wäre Luftabwehr aus dem Nahen Osten wohl am besten geeignet, um die Drohnenschwärme abzuwehren. Israel setzt Iron Dome seit Jahren erfolgreich gegen palästinensische Raketen ein. Trotz Aufforderungen aus Kiew will das Land jedoch keine Waffen an die Ukraine verkaufen. Verteidigungsminister Benny Gantz (63) sagte am Dienstagnachmittag gegenüber dem Radiosender Kol Chai: „Ich möchte klarstellen, dass wir keine Waffen an die Ukraine verkaufen.“ Lediglich medizinische und humanitäre Hilfe wird geleistet. Dies wird so bleiben. Israel hat sich im Ukraine-Krieg weitgehend zurückgehalten, um seine Beziehungen zu Moskau nicht zu gefährden. Ein Militärexperte der israelischen Zeitung “Jediot Achronot” schreibt, dass Israel der Ukraine aus mehreren Gründen das Raketenabwehrsystem Iron Dome nicht zur Verfügung stellen werde. “Erstens sind wir alleine nicht genug.” Außerdem müssten israelische Soldaten mit entsprechendem Fachwissen die Verteidigungsbatterien bedienen. Die einzig mögliche Option wäre die Lieferung von Frühwarnsystemen, wie sie bei Raketenangriffen auf Israel zum Einsatz kommen.

Teure sowjetische Raketenabwehrsysteme

Die ukrainische Regierung und ihre westlichen Partner gehen davon aus, dass die von Russland eingesetzten Kamikaze-Drohnen vom Iran geliefert werden. Teheran bestreitet dies. EU-Staaten werfen dem Iran vor, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu unterstützen und haben deshalb bereits neue Sanktionen gegen das Land verhängt. Kontrollierte Drohnen tauchten erstmals im August im Ukrainekrieg auf. Sie haben eine dreieckige Form, wiegen etwa 200 kg und haben oben einen Kopf. Sie können bis zu 185 km/h schnell fliegen und haben eine Reichweite von rund 2.500 km. Mit einem Stückpreis von rund 20.000 Euro sind sie zudem im Vergleich zu Flugkörpern sehr günstig. Medienberichten zufolge hat Russland Hunderte davon gekauft. Tausende weitere Exemplare sollen in naher Zukunft hinzukommen. Dagegen sind die sowjetischen S-300-Raketenabwehrraketen der ukrainischen Streitkräfte nicht nur teuer, sondern auch selten. Der deutsche Flugabwehrpanzer Gepard sei daher besser geeignet, schreibt der “Spiegel”. “Es verwendet Radar, um sein Ziel zu finden, und feuert dann relativ billige, ungelenkte Munition auf die Raketen.” Der Gepard wird jedoch derzeit für Angriffe an der ukrainischen Front benötigt und kann daher Städte wie Kiew nicht schützen.

Schultergestartete Raketen, neue Systeme aus dem Westen

Luftverteidigungsexperte Gustav C. Gressel vom European Council on Foreign Relations twitterte: „Das Problem ist, dass es weniger Geparden als Drohnen gibt – und die wenigen, die Sie haben, werden dringend benötigt, um mechanisierte Streitkräfte zu eskortieren.“ Außerdem eignet sich der Gepard nur bedingt zum Schutz von Städten, da ihm dort hohe Gebäude im Weg stehen würden. Laut Gressel sind schultergestützte Raketen kurzfristig die beste Option. Aber auch um Großstädte vor Drohnenangriffen zu schützen, würde eine unrealistische Anzahl davon benötigt, so der Experte. Neben dem deutschen Luftverteidigungssystem Iris T erhält das ukrainische Luftverteidigungssystem auch das Abwehrsystem Crotale aus Frankreich. Paris hat jedoch nur ein Dutzend davon auf Lager. Aus den USA kommt das kompakte Vampire-System, das speziell für die Drohnenabwehr konzipiert ist und auch auf zivile Fahrzeuge montiert werden kann. Ebenfalls von den USA bereitgestellt wird das Drohnenabwehrsystem Titan, das mithilfe künstlicher Intelligenz abgeschossene Drohnen identifiziert. Sowohl Vampire als auch Titan sind jedoch immer noch weitgehend kostenlos.