Am Samstag wurden die Aufnahmen des gewalttätigen und bewaffneten Mannes als „Most Wanted“ sowohl auf den Seiten des Bundeskriminalamts als auch von Europol veröffentlicht. Möglicherweise hat der Verdächtige sein Aussehen verändert und eine neue Identität erhalten. Aber seine Tattoos sind beeindruckend: auf der linken Brust die „Gebetshände“, auf dem rechten Rücken ein Männerkopf und auf dem linken Unterschenkel ein Hundekopf.
Der Rotlichtbereich ist mit Drogen bestückt
Die Polizei verdächtigt ihn nun, mit einer jungen Frau in Spanien rumzuhängen. Neben Tibor Foco ist er heute einer der gefragtesten Österreicher. Informationen über seinen Aufenthaltsort werden auf jeder Polizeidienststelle entgegengenommen. Der Mann soll das Rotlichtmilieu jahrzehntelang mit Drogen versorgt haben. Er bezeichnete sich laut Ermittlern als “Generalimporteur von Kokain”. Er soll auch eng mit den Köpfen des Nokia Clubs verbunden gewesen sein, der Anfang der 2000er Jahre Schutzgeld erpressen sollte, wurde nie wegen Drogenhandels verurteilt, stand aber mehrfach wegen Gewaltverbrechen vor Gericht.
Subversive Techniken haben Forschungsmethoden untergraben
Seit zwei Jahren soll die Bande rund 60 Kilogramm Drogen verkauft haben – 40 Kilogramm Kokain, der Rest Cannabis, Amphetamine und Ecstasy. Die Zahlung erfolgte in der virtuellen Währung Bitcoin. Im Laufe der Zeit soll ein Gewinn von 2,5 Mio. Euro erzielt worden sein. „Inzwischen sind die Preise enorm gestiegen. „Da wären auch noch 5,5 Millionen Euro drin“, sagte ein APA-Ermittler, der anonym bleiben wollte. Neun Festnahmen wurden inzwischen vorgenommen, acht Männer und eine Frau. Die Tätergruppe agierte äußerst professionell. Die Überwachung der Verdächtigen war aufgrund ihrer Vorgehensweise schwierig zu bewerkstelligen, beispielsweise wurden Eingriffstechniken eingesetzt, um polizeiliche Ermittlungsmethoden zu kippen. Alle Puzzleteile seien in mühevoller Arbeit zusammengefügt worden, so der Hauptinspektor. Zudem haben die zum Teil bereits zu langjährigen Haftstrafen rechtskräftig verurteilten Komplizen große Angst vor dem 50-jährigen gelernten Metzger.
“Sie haben wirklich Angst vor ihm”
„Sie sagten zum Beispiel, wenn sie nicht tun, was er sagt, gehen sie mit dem Koffer spazieren“, sagte der Ermittler. “Sie haben wirklich Angst vor ihm, er ist eine entzündliche Gefahr.” Der 50-Jährige, der angeblich seit seiner Jugend aus dem Raum Wien stammte, soll im Hintergrund agiert und öffentliche Plätze gemieden haben. „Das ist ein echtes Gespenst“, sagte der Hauptinspektor. Die Polizei hat die Zehnergruppe 2018 ausfindig gemacht. Damals wurden auf der Post einzelne Drogensendungen entdeckt, unter anderem weil die dicken Umschläge zerrissen waren. Die Empfänger wurden lokalisiert und die Ermittler brachten sie in den Darknet-Laden „MrBlow“, wo ganze Kokain-Steine präsentiert wurden, um die Droge zum Verkauf anzubieten. Ein Gramm war für 75 Euro erhältlich. Laut dem Chief Inspector war die Droge zu 80 Prozent rein.
Hunderte Missionen wurden abgefangen
Bei einem Schlüsseleinsatz im Jahr 2018 beim österreichischen Zoll wurden innerhalb weniger Tage 250 Sendungen aus dem „MrBlow“-Store abgefangen und beschlagnahmt. “Es waren zwei gute Kilo”, sagte der Ermittler. Spuren des Pakets führten die Kriminellen zu der einzigen weiblichen Verdächtigen. Der 69-Jährige arbeitete im Bereich Rotlicht und verdiente sich nebenbei mit dem Verpacken und Versenden von Medikamenten ein Nebenverdienst. Ihr Ex-Mann, der auch mal in einer Rotlichtkneipe arbeitete, tat es ihr gleich. Der 73-jährige Rentner versorgte seine Ex-Frau mit den Medikamenten, die er schicken musste. “Da sie keine Medikamente elektronisch versenden können, haben wir immer einen Ansatz”, sagte der Chefermittler. Und so begannen sie herauszufinden, woher das Team das ganze Verpackungsmaterial hatte. Schließlich stieß die Polizei auf Tarnfirmen in der Steiermark und Niederösterreich, über die das Material beschafft wurde. Die Autos wurden auch über diese Firmen registriert, um ihren Besitz zu verschleiern. Ein 52-jähriger Mann aus der Steiermark übte die Aufgaben eines Buchhalters und Kurators der Armee aus.
Mitarbeiter mit eigenem mobilen Service
Ein anderer Bekannter des Hauptverdächtigen stellte die TP auf. Achten Sie auf die Seite des Ladens. Der ehemalige Barkeeper unterhielt auch einen eigenen mobilen Dienst. Dazu mietete er einen Server eines Mobilfunkanbieters, um das verschlüsselte System namens Fog zu installieren. Der 54-Jährige war bereits zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, starb aber kurz nach seinem Schuldspruch im Gefängnis.
Informationen angefordert
Informationen zum Bundeskriminalamt, Einheitliche Anlaufstelle (SPOC), Josef-Holaubek-Platz 1, A-1090 Wien, Telefon: +43 1 24836 – 985025, E-Mail: [email protected] Die anderen vier Verdächtigen könnten als Drogenhändler gehandelt haben. Im Burgenland gab es beispielsweise eine Cannabisplantage mit 2.000 Pflanzen. Kokain stammt möglicherweise aus Südamerika, möglicherweise aus Ecuador. Bis auf zwei – einen Kroaten und einen Serben – waren alle Verdächtigen einheimische Österreicher.
Flucht nach Lignano
Durchschnittlich zwölf Bestellungen bearbeitete der Konzern täglich, bevor der Laden im September 2020 plötzlich schloss. Der 50-Jährige hatte wohl mitbekommen, dass gegen ihn ermittelt wurde. Die anderen verloren die Drogen, ein Komplize soll den mutmaßlichen Paten bei der Flucht nach Lignano Sabbiadoro geholfen haben. Am 20. April 2021 erfolgte ein koordinierter Zutritt des Bundeskriminalamts zu elf Standorten in Wien und der Steiermark. Unterstützt wurde sie von den Teams Cobra und WEGA sowie von Beamten der Landespolizeidirektionen Wien, Steiermark und Burgenland.
„Dafür könnte man eine Netflix-Serie machen“
Bei 23 Hausdurchsuchungen wurden Geld, Waffen, Verpackungsmaterial und mehr als 250 Computergeräte beschlagnahmt. Die große Herausforderung bestand darin, sie zu sichten. „Das waren wirklich Terabyte an Daten, nach denen wir gesucht haben“, sagte er. Die Daten seien verschlüsselt, es seien “nur wenige Ausschnitte” gefunden worden, etwa das Logo der Firma “MrBlow” oder ein Foto des 69-Jährigen, der den Versand der Medikamente nachweisen müsse. „Dafür könnte man eine Netflix-Serie machen“, sagte der Hauptkommissar. Nachdem der 50-Jährige von den Festnahmen erfuhr, verschwanden seine Spuren laut Ermittlern im April 2021.
Drogenhandel hauptsächlich über das Internet
„Cyberkriminalität ist sehr mächtig“, sagt Brigadegeneral Daniel Lichtenegger, Leiter der Dienststelle Drogenfahndung beim Bundeskriminalamt. „Jedes Jahr kontrollieren wir in Zusammenarbeit mit der Zollverwaltung rund 3.000 Postsendungen und führen dann die entsprechenden Ermittlungen durch.“ Etwa zehn Prozent der Drogenkriminalität stehen im Zusammenhang mit Cyberhandel und Post. „Drogenhandel verlagert sich in den letzten Jahren zunehmend in den Cyberspace. Die Pandemie hat diese Entwicklung verschärft und beschleunigt“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). „Das Bundeskriminalamt wird sich auch in Zukunft auf diese spezielle Form der Kriminalität und deren Bekämpfung konzentrieren. „Sowohl durch Forschung als auch durch bauliche Maßnahmen.“