Die Wirtschaft in Griechenland hat sich seitdem stabilisiert. Wie in fast allen Ländern ließ die CoV-Krise auch 2020 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) einbrechen. Bereits ein Jahr später ging es jedoch wieder aufwärts: 2021 wuchs das BIP im Jahresdurchschnitt um 8,3 Prozent und das Niveau der Verschuldung sank von 206 auf 193 Prozent der Wirtschaftsleistung. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Griechenland immer noch die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone hat.

Athen zahlte die IWF-Schulden vorzeitig ab

Die verbesserte Situation ermöglichte es Athen jedoch, seine ausstehenden Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) im April dieses Jahres zurückzuzahlen, fast zwei Jahre früher als geplant. Seit August steht Griechenland nicht mehr unter verstärkter Überwachung durch die Europäische Kommission – die meisten der geforderten Reformen wurden erfolgreich umgesetzt. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kommentierte die Entscheidung, sein Land sei nicht länger „das schwarze Schaf Europas“. Getty Images/Alexander Spatari Portugals Wirtschaft erholt sich, unterbrochen von der Pandemie

Das „Goldene Visum“ brachte Portugal Milliarden ein

Auch die portugiesische Wirtschaft ist zuletzt stetig gewachsen. Mitte September hob die Ratingagentur S&P das Langfristrating des Landes von „BBB“ auf „BBB+“ an. Trotz höherer Energiekosten und steigender Zinsen hat Portugal starkes Wachstum, Arbeitsplätze und Steuerergebnisse erzielt, sagen Analysten. Darüber hinaus dürften die Investitionen zwischen 2022 und 2027 aufgrund einer erwarteten EU-Förderung von 61,2 Milliarden Euro (26 Prozent des BIP) stark zunehmen. Die Einparteienmehrheit in der Regierung des Anfang dieses Jahres wiedergewählten Sozialisten Antonio Costa reduziere die Unsicherheit über die Umsetzung von Steuer- und Strukturreformen, hieß es. Medienberichten zufolge brachte das „Goldene Visum“ Portugal viel Geld ein – allein von Januar bis August dieses Jahres 397,7 Millionen Euro. Seit 2012, als Lissabon das wenn auch umstrittene Programm auf den Weg brachte, sind fast 6,5 Milliarden Euro ins Land geflossen. Bürger aus Drittstaaten können durch das „Goldene Visum“ einen Aufenthalt in Portugal erhalten, wenn sie im Land investieren, beispielsweise durch den Kauf von Immobilien oder Staatsanleihen, und bestimmte Voraussetzungen erfüllen. „Es ist vielleicht kein Zufall, dass der Aktienmarkt von Lissabon in diesem Jahr der Aktienmarkt mit der besten Performance in der entwickelten Welt ist“, schrieb die FT. Getty Images/RWP UK Ho-Chi-Minh-Stadt: Vietnams Regierung verfolgt ehrgeiziges Infrastrukturprogramm

Vietnam statt China

Vietnams Wirtschaft zeigt sich derzeit in völlig anderen Verhältnissen. Die CoV-Pandemie und anhaltende Lockdowns in China sowie wachsende geopolitische Streitigkeiten zwischen den USA und Peking – angeheizt durch den Krieg in der Ukraine – haben viele westliche Unternehmen zum Umdenken gebracht: Sie verlassen sich bei der billigen Produktion von Waren viel weniger auf China als früher Jahrzehnte. Vietnam ist ein großer Nutznießer dieser Entwicklung. öffentliche Diskussion

Wohin geht der Kampf gegen die Inflation?

Lego baut derzeit seine nächste Fabrik in der Nähe von Ho-Chi-Minh-Stadt für eine Milliarde US-Dollar. Auch Apple plant, in Zukunft verstärkt in Vietnam zu produzieren. Apples chinesischer Zulieferer Luxshare Precision Industry und das iPhone-Montageunternehmen Foxconn haben Mitte August mit der Testproduktion der Apple Watch und des MacBook in Nordvietnam begonnen, hieß es.

Indien wächst und wächst

Apple verlagerte andere Produktionsbereiche nach Indien. Aufgrund strenger Vorschriften in China bevorzugen viele Unternehmen mittlerweile den zweitgrößten Schwellenmarkt. „Investitionen in digitale Dienste und Fertigung zahlen sich aus, und Indiens riesiger Inlandsmarkt schützt Indien vor einer globalen Rezession“, schreibt die FT. Die indische Wirtschaft ist nach wie vor eine der am schnellsten wachsenden der Welt. Als gelungenes Beispiel nennt die „FT“ auch Indonesien, das viertbevölkerungsreichste Land der Erde, mit der größten Zahl an Muslimen weltweit. Das rohstoffreiche Land profitiert von einer hohen Nachfrage, ist aber mit einem Binnenmarkt von 276 Millionen Menschen nicht allzu sehr vom Export abhängig. Die Verschuldung ist im Vergleich zu anderen Entwicklungsländern ungewöhnlich niedrig und die Währung ungewöhnlich stabil. Indonesien sei daher ein leuchtendes Beispiel für einen „finanziell versierten Islam“. Getty Images /EyeEm/Mohamed Hussain Younis Saudi-Arabien will über das Öl hinaus diversifizieren und „grüne“ Städte schaffen

Spekulanten überraschen

In Saudi-Arabien hingegen haben Reformen, die die Lockerung der Beschränkungen für Frauen, Arbeiter und Reisende und die Öffnung des Nachtlebens umfassen, dazu beigetragen, dass das prognostizierte Wachstum in den nächsten zwei Jahren auf fast 6 Prozent steigen wird. Außerdem investiert das saudische Regime Ölgeld in die Infrastruktur, darunter zehn „intelligente“ Städte, die eine futuristische und autofreie Version des urbanen Lebens versprechen. Die FT listet Japan als das „überraschendste Land“ für wirtschaftlichen Wohlstand auf. Dort profitieren sie nach Jahren der Deflation nun von einer Inflation von knapp über 2 %. Die Arbeitskosten in Japan sind jetzt niedriger als in China, der billige Yen kurbelt die Exporte an und belebt die Marktstimmung. Alle diese Volkswirtschaften könnten natürlich ins Wanken geraten, „entweder durch einen Führungswechsel, durch einen Politikwechsel oder durch Selbstgefälligkeit“. Denn auch in konfliktreichen Zeiten wie diesen scheint es nicht nur Verlierer zu geben.