„Das Wichtigste ist dringend, uns im Kampfgruppensportbereich so gut wie möglich zu positionieren und schnelle Schritte einzuleiten, damit hier Ruhe einkehren kann“, sagte Wrabetz (62) der APA – Austria Press. Agentur. „Und dass dort, wo Änderungen notwendig sind, sie vorgenommen werden.“

Die dringendste Maßnahme in der aktuellen siebten Bundesliga ist nicht Wechsel, sondern Ersatz. „Wir brauchen einen neuen Geschäftsführer“, betonte Wrabetz im Vorfeld des ausscheidenden Christoph Peschek. Rapid steht finanziell auf soliden Beinen. Allerdings sei geplant, „mit neuen Maßnahmen noch mehr Kapital in die Battlegroup zu bringen und das Volumen schnellstmöglich zu steigern“. Konkret soll ein Gesamtbudget von rund 40 Millionen Euro schrittweise auf 60 Millionen Euro aufgestockt werden – zugunsten der ersten Mannschaft. Damit wäre Hütteldorfer (noch) die klare Nummer zwei im Bundesland hinter Salzburg mit einigem Abstand. „Das ist sehr, sehr ehrgeizig. Aber wir haben relativ präzise Argumente – die sich anwenden lassen“, ist der selbsternannte Rapid-Wrabetz-Fan überzeugt. Die Amtszeit des Rapid-Präsidenten beträgt drei Jahre. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Stefan Singer seine Liste offiziell zurückgezogen hat. Das derzeitige Mitglied des Präsidiums nimmt einen Sitz in der künftigen neun Amtsperioden des Vorsitzes ein. Neben Michael Hudge wechselt auch Stefan Kaer die Seite. Mit Edeltraud Hanappi-Egger und Nurten Yilmaz sind auch zwei Frauen dabei. Außerdem: Steffen Hofmann, Michael Tojner und Christian Podoschek.

Wrabetz will kein „Senior-Coach“ sein.

Wrabetz, der seit 15 Jahren ORF-Chef ist, will seine Stärken ausspielen. „Ich kann dazu beitragen, große Unternehmen und komplexe Strukturen gut führen zu können, weil es auch resultiert und ich es gegenüber Stakeholdern und Partnern vertreten kann. Aber ich werde nicht als Senior-Trainer oder Senior-Sportdirektor arbeiten.” Auf sportlicher Ebene wird die Expertise der ehemaligen Spieler Hofmann und Hatz geschätzt. Von Grün-Weiß als „Gott des Fußballs“ geehrt, ist Hoffmann derzeit Sportkoordinator und dem Team und der Fanszene weiterhin eng verbunden. „Zunächst wird er sein Wissen intensiv in den Vorsitz einbringen, sich aber nach der Anfangsphase wieder auf die operative Tätigkeit konzentrieren“, verrät Wrabetz. Interimstrainer Zoran Barisic ist als Sportlicher Leiter noch bis 2024 unter Vertrag. Milliardär Tojner, als Unterstützer von Rapid und Mitfinanzierer des neuen Rapid-Trainingszentrums durch die Varta AG, ist ein weiterer Kopf auf der Liste von Wrabetz. Tojner wird im sogenannten Heumarkt-Prozess wegen Betrugsverdachts als Tatverdächtiger geführt. „Grundsätzlich gilt die Unschuldsvermutung“, betonte Wrabetz. “Da sehe ich keine Unvereinbarkeit, denn für mich ist es wichtiger, dass er bereit ist, sich unentgeltlich für die Präsidentschaft des Klubs einzusetzen.” Rapid ist und muss Mitglied des Vereins bleiben. “Wir rütteln als Mitgliederverband nicht an den Grundstrukturen.” Allerdings, so Wrabetz, werde auch der Verband als Ganzes “neue Wege gehen” müssen. Änderungen an Strukturen und Gremien werden geprüft und ggf. umgesetzt. “Deshalb werden wir eine Charta-Reform einleiten, wenn wir gewählt werden.” Die Änderungen werden dann an der Mitgliederversammlung im Herbst 2023 vorgestellt. Entscheidungswege müssen verkürzt werden. „Wir haben gesehen, dass alle im Führungsteam ihr Bestes gegeben haben, aber die Kommunikation zwischen ihnen hat nicht so gut funktioniert. Und zweitens braucht man ein handlungsfähiges Management, das autonom handeln kann. Wrabetz sieht das Exekutivkomitee von Rapid als „einen, der sich Ziele setzt und erst dann operativ wird, wenn es um wirklich große Entscheidungen geht“.

(WAS) Artikelbild: GEPA