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Aufgrund des starken Anstiegs von Geflüchteten in den Betreuungseinrichtungen des Bundes – jetzt mehr als 2015 – fordert die Bundesregierung die Länder dringend auf, mehr Asylbewerber und Vertriebene in die Erstversorgung aufzunehmen und angemessene Unterbringungsmöglichkeiten bereitzustellen. Aufgrund des Mangels an Betreuungsplätzen für Kinder hat der Bundespflegedienst (BBU) angekündigt, Asylsuchende wie 2015 wieder in Zelten unterzubringen. Der Bau von Bundesliegenschaften in Kärnten, Tirol, Vorarlberg und Oberösterreich soll beginnen schon am wochenende. Die Zelte sind für mehrere hundert junge Männer reserviert, die allein reisen und wahrscheinlich nicht bleiben werden. Frauen, Kinder und Familien werden in festen Unterkünften untergebracht.

Vorarlberg: Schwierige Quartierssuche

In Vorarlberg wird es zumindest vorerst keine Unterkünfte für Asylsuchende geben. Das gab das Land gestern nach einem Gespräch zwischen Staatsrat Christian Gantner (ÖVP) und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einer Aussendung bekannt. Alternative Lösungen, darunter auch Containerlösungen, werden derzeit intensiv geprüft. Tirol will laut “Tiroler Tageszeitung” auch keine Zelte und Gebäude gesucht und angeboten werden. Die Suche nach Bezirken sei derzeit in Vorarlberg sehr schwierig, sagte Gantner. Leider ist die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung stark zurückgegangen und der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt. Mit 2.793 Asylsuchenden und Vertriebenen erfüllt das Land Vorarlberg derzeit knapp 70 Prozent seiner Aufnahmequote. Die Ankündigung der Zeltübernachtung hatte auch in Kärnten für Unmut gesorgt. Die Ausländerpolizeianlage Klagenfurt an der Ebentaler Straße sei in einer “Durchsuchungsaktion” hochgefahren und 160 Flüchtlinge ohne vorherige Benachrichtigung von Stadt und Land beschlagnahmt worden, heißt es in der Anklageschrift.

FPÖ und NEOS sind kritisch

Und die Opposition ist aus verschiedenen Gründen mit den Szenen nicht zufrieden. „Diese Szenen sind ‚Denkmäler des Totalversagens‘ dieser Bundesregierung und Innenministerin Karner. Sie haben unser Land mit offenen Augen in dieselben Zustände geführt, die wir seit dem Katastrophenjahr 2015 kennen und die nur noch schlimmer werden“, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickle. Die NEOS-Asylsprecherin Stephanie Crisper fordert Carner auf, „endlich von seinem Recht Gebrauch zu machen, einzugreifen und dieser Verwaltungskrise ein Ende zu bereiten“. Sie sollte nicht länger hinnehmen, dass insbesondere die ÖVP-geführten Bundesländer die Aufnahme von bereits aufgenommenen Asylbewerbern weiterhin verweigern und nun trotz Leerstands Zelte aufgebaut werden. Ich verstehe nicht, warum 🇦🇹 Asylbewerberzelte braucht. Die Grundversorgungszahlen sind fast gestiegen, aber die Bundesländer stellen nur sehr wenig Wohnraum zur Verfügung. Bitte schlichten Sie politische Streitigkeiten nicht auf dem Rücken der Schutzsuchenden.https://t.co/BlRXATodKA – Christoph Pinter (@UNHCR_Pinter) 14. Oktober 2022 Auch der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Unterbringung in Zelten kritisiert. Christoph Pinder vom UNHCR in Österreich nannte es auf Twitter „unverständlich“, dass Zelte für Asylbewerber benötigt würden. „Die Zahl der Grundversorgung ist fast gestiegen, aber die Bundesländer stellen nur sehr wenige Unterkünfte zur Verfügung“, sagte er.