Berühmter Schweizer Verbrecher: Peter Hans Kneubühl. Dieser nette alte Herr ist einer der berühmtesten Verbrecher der Schweiz. Verantwortlich für ein grosses Gremium in Biel. vor zwölf Jahren. Die Zahlen: 1.057 Polizisten mit 150 Nachtsichtbrillen und 40 Maschinenpistolen, ein Super-Puma-Hubschrauber und ein Piranha-Radschützenpanzer. Sie suchten ihn neun Tage und Nächte lang. Am 17. September 2010 wurde er festgenommen. Hans Stöckli, damals Stadtpräsident von Biel, sagte gegenüber Blick: «Der Schatten über Biel ist jetzt weg.» Die Stadt atmete erleichtert auf. Niemand ahnte, dass dies noch lange nicht das Ende war. Nur fünf Tage nach der Flucht am 8. September 2010 hatte die Kantonspolizei Bern ein richtiges Fahndungsfoto von Peter Hans Kneubühl. Tausende Artikel und Medienbeiträge haben die Geschichte von Peter Hans Kneubühl verewigt. Am 11. November wird der Film „Peter K. – Allein gegen den Staat“ ein neues Kapitel hinzufügen. Eine Fiktion, die auf wahren Begebenheiten basiert. Der Mann fasziniert, trifft einen Nerv. Aber wieso? Wir wollen in Thun lernen.

Er könnte es besser haben, aber er will nicht

Kneubühl setzt sich, faltet die Hände auf dem Tisch und sagt vorsichtig: “Ich bin unschuldig.” Er ist 79 Jahre alt und sitzt in Untersuchungshaft. Er kam 2014 nach Thun. Im härtesten Gefängnisregime der Schweiz, dem sonst nur Untersuchungshäftlinge unterliegen. Bei bis zu 23 Stunden Einzelhaft in der Zelle eine Stunde Bewegung im Freien. Die Insassen sind hier durchschnittlich 57 Tage. Der einzige, der noch übrig ist, befindet sich in Zelle 006. Kneubühl sollte in ein Gefängnis mit Wohngruppen und tagsüber offenen Türen verlegt werden, Insassen, die sich gegenseitig besuchen, wann immer sie wollen, gemeinsam Filme schauen und Gesellschaftsspiele spielen. Mehr Freiheit. Mehr Luft zum Atmen. Kneubühl hat ihn nun auch in Thun. Er darf die Zelle öfter verlassen als während der Haft, die Einschränkung bleibt aber bestehen. Die Türen sind verschlossen. Jeder Schritt nach draußen, in die Bibliothek, zum Duschen oder Spazierengehen muss geplant werden. Dies gilt für alle Bewohner dieses Gebäudes. Aber Kneubühl will hier bleiben. Er setzte dies mit Hungerstreiks durch. 2010 hielt er ganz Biel in Atem. Und es wurde für eine große Polizeitruppe geschaffen. Er spricht nur aus einem Grund mit uns: Er will, dass sein Fall wieder aufgerollt wird. Das sagt er in seinem dreiseitigen Brief an uns. handgeschrieben. Dafür kämpft er seit zwölf Jahren. Kneubühl sagt: «Die Experten, die Richter, die Medien – alle stellen mich als Psychopathen dar. Das ist falsch.» Richtig: Er lebt in seiner eigenen Welt. mit ihren eigenen Wahrheiten. Es stimmt auch: Er sitzt nicht ohne Grund. Rückblende. Am 8. September 2010 hielt die Spezialeinheit Enzian der Kantonspolizei Bern vor Kneubühls Elternhaus am Mon-Désir-Weg in Biel, aus dem er nicht mehr weg wollte. Wegen eines Erbstreits mit seiner Schwester stand das Haus kurz vor der Zwangsvollstreckung. Für Kneubühl wird ein Alptraum wahr. Er war dort aufgewachsen und hatte zuletzt dort seine Mutter fast bis zu ihrem Tod gepflegt. Jetzt wurde er zu Hause gehalten. Der Nachlass seines Vaters im Keller: Pistolen, eine Armbrust, ein altes Bajonett und Kisten voller Munition. Elf Stunden umstellten die Beamten das Haus, dann stürmte Kneubühl plötzlich herein, schoss, verletzte einen Beamten schwer am Kopf und verschwand in der Nacht. Als er erwischt wurde, befand sich Biel im Notfallmodus. Wie Kneubühl aussah, wusste niemand außer den Nachbarn. Und sie konnten nicht sagen, wer der Mann wirklich ist. Peter Hans Kneubühl bewohnte dieses Haus im Bieler Lindenquartier.

Es hat Fans und Feinde

Es sickerte an die Öffentlichkeit: Kneubühl hatte Physik und Mathematik studiert und war Lehrer. Jahrelang im Ausland gelebt. Bis er nach Biel zurückkehrte. Zu seinen Eltern, weil sie ihn brauchten. Dort lebte er nach ihrem Tod zurückgezogen. Und immer wieder getaucht. Kneubühl war ein Gespenst. Die perfekte Sichtfläche. Und so hat er, was nur wenige Kriminelle haben: eine Fangemeinde. Die Linke organisierte Kundgebungen, las Medienaussagen: Kneubühl sei kein Wolf, den die Behörden zum Abschuss freigeben könnten. „Pescha“-Shirts bedrucken, Facebook-Gruppen gründen. Und ganz normale Menschen auf der Straße kritisierten vor laufender Kamera die „Jagd“ auf den „armen Teufel“. Der Mensch ist bis heute polarisiert. Manche stereotypisieren ihn immer noch als Freiheitskämpfer gegen die Staatsmacht. Andere sehen ihn als “Quasi-Cop-Killer”. aus der Bremse. Tier. Klar ist: Peter Hans Kneubühl ist psychisch krank. Die Diagnose: Wahnstörung. Paranoia. Regionalgefängnis Thun. Wer mit Peter Hans Kneubühl sprechen will, braucht Geduld. Er verliert sich in Monologspiralen, die immer wieder dort enden, wo sie begonnen haben: bei seiner Schwester. “Meine Schwester ist der Teufel”, sagte er einmal vor Gericht. So weit geht es nicht mehr. Doch der Vorwurf bleibt: “Meine Schwester hat die Staatssicherheit, die Polizei, die Richter gegen mich aufgehetzt.” Er sieht das so: Sie und Feministinnen haben die Justiz im Würgegriff. Hier schreibt er: Die Zelle ist zwölf Quadratmeter groß. 2010 war ihm klar: Die Polizei wollte ihn töten. Vor seiner Verhaftung schrieb er jeden Tag in sein Tagebuch: “Die Schweine sind heute nicht gekommen, sie haben mich noch einen Tag leben lassen.” Er rechtfertigte sein Vorgehen immer sofort: Er habe die Polizisten in Notwehr erschießen müssen. Mit dieser Version steht es alleine.

Der Wahnsinn verzehrt ihn

Kneubühls Innenwelt wirkt wie aus einem Horrorfilm. Wer in sein Leben eintritt, wird ein Teil davon. Wir auch. Die Medien, die Richter, die Polizei – alles Akteure in einer Verschwörung. In der Diskussion ist davon wenig zu erkennen. Peter Hans Kneubühl ist nie laut, immer ruhig, manchmal freundlich, nimmt sich zweieinhalb Stunden Zeit, wirkt aber schnell müde. Wird dieser Mann jemanden angreifen, wenn er allein gelassen wird? Schwer zu sagen. Kneubühl nach dem Urteil 2013 Der Verlauf einer wahnhaften Störung ist unvorhersehbar. Vor allem, wenn es um Paranoia geht. Das weiß Philipp Sterzer, er ist Chefarzt der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Er sagt: “Die Opfer glauben fest daran, dass sie verfolgt und bedroht werden und lassen sich durch Fakten nicht vom Gegenteil überzeugen.” Sie verbinden alles, was im Alltag passiert, mit ihrer wahnhaften Erzählung. Ärzte, Freunde, Verwandte werden plötzlich wütend. Unglauben, die ganze Zeit. Drei von hunderttausend Menschen sind betroffen. Kneubühl weist die Diagnose zurück. Er sagt: “Ich bin nicht krank, es ist das System.” Eines ist sicher: Damit stürzte er in seinen eigenen Untergang. 2013 entschied das Regionalgericht Berner Jura-Seeland: nicht schuldig. Kneubühl verteidigte sich vor Bundesgericht. Erfolglos. Er musste ein gewisses Maß an stationärer Pflege erhalten, Minderjähriges Sorgerecht. Es kommt ins Spiel, wenn Richter Kriminelle für psychisch gestört, aber behandelbar halten. Doch Kneubühl glaubt, dass die Psychiater ihn manipulieren wollen. Er verlässt niemanden. Vor zwei Jahren entschieden die Richter: Regelhaft. Auch er wehrte sich vergeblich. Nicht nur, weil er den jetzigen Bewohnern seines ehemaligen Elternhauses einen Brief schrieb: Er drehte ihnen den Hals um, sobald er aus dem Haus ging. Spezialeinheiten suchen 2010 nach Peter Hans Kneubühl. Jetzt ist er dort, wo er sich im September 2010 befreien wollte: der Meerenge. Unter ständiger Überwachung. Möglicherweise bis zum Lebensende. Aber er verheimlicht es. Genau wie seine Bedürfnisse. Er würde einen Job haben, einen Job zu seiner Ehre. Aber alles, was er will, ist Papier und Stift für seinen Kampf. Regionalgefängnis Thun. Wir sind in seiner Zelle. Zwölf Quadratmeter. Die Wände sind weiß und babyblau, was den Raum optisch vergrößert. Im Regal steht ein Fernseher, der Bildschirm ist schwarz und es gibt keine Verbindung. Kneubühl hat keine Zeit. Er schreibt. er muss schreiben. Das Schreiben hält ihn am Leben. Die Empfänger: unzählige Behörden. Das Ergebnis: Papier überall, gestapelt, organisiert, sauber beschriftet. Oder sie stapeln sich in den Zaumkisten an der Wand. Sie sehen aus wie Souvenirs. Damit Sie Ihre Geschichte nicht vergessen. vergiss ihn nicht. Kneubühl zeigt darauf und sagt: “Ich fülle jedes Jahr einen.” Jedes Jahr füllt er eine Kiste.

Ein dunkles Familiengeheimnis

Kneubühl vergisst nie. Immer wieder wird er in die Tiefen seiner Familiengeschichte hineingezogen. An die Person, die ihm einst nahe stand und jetzt verachtet: seine Schwester. Von außen sah die Familie Kneubühl ganz normal aus, sie war sozial integriert. Vater und Schwester gründeten einen Schützenverein. Es ging ihm gut. So auch die Brüder. Bis zu jenem Tag in den 1980er Jahren, als die Schwester sich ernsthaft beschwerte. Er sei behandelt worden und habe angeblich verdrängte Erinnerungen zurückgebracht: sexueller Missbrauch in der Kindheit. Die mutmaßlichen Täter: sein Vater und sein Freund. Mutter wusste es. Schwester konfrontierte Eltern, konfrontierte Bruder Peter Hans. Er sagt heute: „Meine Schwester wurde nie vergewaltigt. Sie lügt.” Bis zu ihrem Tod waren die Eltern die Opfer der Schwester. Der Fall bleibt ungelöst, die Schwester ist in Frankreich verschwunden. Aber der Fall schwingt mit. Die Psychiatrie-Expertin Anneliese Ermer sagte dem Gericht: „Es ist verständlich…